Stadt der goldenen Schatten

BAND I



Stadt der goldenen Schatten



Die nächsten Bände von
Tad Williams:


Otherland

Fluß aus blauem Feuer
Band 2
© 1999


Otherland

Berg aus schwarzem Glas
Band 3
© 2000

Lesen Sie Bookinists Buchtipp zu


Otherland

Meer des silbernen Lichts
Band 4
© 2002



Bookinists Buchtipp

Wer gerne mehrteilige, spannende Schmöker liest, dem seien noch zwei andere Schriftsteller, die im Bereich Jugendbuch/junge Erwachsene schreiben, ans Herz gelegt.
Sowohl Pullmann als auch Isau bosseln gerade an spannenden Mehrteilern:


Der goldene Kompass

von Philip Pullmann


Der Kreis der Dämmerung

von Ralf Isau




Otherland
Tad Williams - Otherland
(Band I)

Schon der erste Satz, "Im Schlamm fing es an, wie so vieles.", zieht den Leser in eine abenteuerliche Lesewelt hinein, aus der er erst Stunden danach wieder auftauchen wird.

Der amerikanische Autor Tad Williams, bisher eher einer eingeschworenen Fantasygemeinde bekannt, landet mit seiner bis zum Jahr 2003 geplanten Tetralogie "Otherworld" möglicherweise ein neues Kultwerk.

Auf nicht weniger als 919 Seiten breitet Williams ein dicht verwobenes Szenario einer Welt aus, wie sie möglicherweise in fünf Jahrzehnten Realität für unsere Kinder sein wird. Das Internet hat sich zum alles beherrschenden globalen Netzwerk weiterentwickelt. Ein großer Teil der Menschheit, zumindest der, der es sich leisten kann, verbringt Stunden um Stunden in den Tiefen der Computersimulationen und virtuellen Welten.

Bereits die kleinsten Kinder beschäftigen sich mit ihren Datenbrillen und -handschuhen mit künstlich erzeugten Märchenwelten, Erwachsene mit raffinierterem Equipment tauchen in Äonen von Vergnügungszentren nach Las Vegas Art ein. Auch der zehnjährige Bruder der südafrikanischen Hochschuldozentin Renie Sulaweyo hackt sich täglich über die größte Shopping-Mall der Erde, die Lullaby Lane, als sogenannter Netboy in einem fantasievollen Sim (Simuloiden, elektronischer Stellvertreter) verkleidet in die verbotenen Distrikte des Datennetzes ein. Der Kick, immer neuere und echtere Abenteuer im Netz zu erleben, wird ihm allerdings zum Verhängnis: Eines Tages kommt er aus der Computerwelt nicht mehr zurück - er wird mit einem traumatischen Wachkoma in eine Klinik eingeliefert und kann nur noch künstlich ernährt werden.

Renie, die als Mutterersatz sich für ihren Bruder verantwortlich fühlt, recherchiert Zusammenhänge heraus. Noch hält es niemand für möglich, dass dieser Unfall tatsächlich mit der virtuellen Computerwelt zusammenhängt. Doch sie und ihr Student !Xabbu, ein südafrikanischer Minderheitenschüler von den letzten einheimischen Buschmännern abstammend, begeben sich auf eine nervenzerfetzende Reise in die gigahertzbeschleunigten Myriaden von Bits und Bytes.

Der Autor ist dabei ein wahrer Virtuose: Nur in kleinsten homöopathischen Dosen verabreicht er dem Leser immer wieder einen weiteren Informationssplitter und stößt parallel dazu neue Geschichten an, die alle mit dieser Zukunftswelt zu tun haben. Da gibt es Mr. Sellar, der schwer körperbehindert in einem Armeestützpunkt haust, oder den leukämiekranken, vierzehnjährigen Orlando, der als waffenstarrender Krieger Targor in einer mittelalterlichen Drachenwelt-Simulation der beherrschende Starkämpfer mit den meisten Spielpunkten ist, oder Paul Jonas, der zu Beginn des Buches sein Leben in einem englischen Schützengraben im Jahr 1914 riskiert.

Vor allem im Fall Jonas ist die Trennung zwischen Realität und Simulation nicht mehr genau ermittelbar und immer wieder gerät er in eine neue, noch wunderlichere Virtualität, was dem Autor, aber doch zu unrecht, das PR-Label eingebracht hat, er sei der Tolkien des 21. Jahrhunderts.

Der Leser ist ständig nach der Suche für ein Motiv all dieser Irrfahrten in all diesen nicht überschaubaren Zusammenhängen, die offensichtlich da sind, aber knapp jenseits des eigenen Vorstellungsvermögens lauern. Welche Position hat dieser Sellar inne, hat er mit den sich bald zehntausendfach ereignenden Komafällen von Kindern etwas zu tun? Woran versucht sich Paul Jonas ständig zu erinnern? Wer steckt hinter all diesen Zufällen. Jedenfalls wird bis zum Ende des ersten Bandes klar, dass eine gigantische Verschwörung hinter diesem Riesen-Netzwerk steckt, dass Mächtige und Industrielle das planetare wirtschaftliche Kapital von mehreren Jahrzehnten in den Auf- und Ausbau dieser Computerwelt investiert haben, und dass diese Bruderschaft möglicherweise auf ein Inferno zusteuert, von dem die Menschheit und die Verantwortlichen bisher nichts ahnen.

So endet der erste Band "Die Stadt der goldenen Schatten" damit, dass der Autor ein Team zusammengeführt hat, das vielleicht noch die Notbremse ziehen kann - allerdings weiß der Leser immer noch nicht, um welche Gefahr es sich konkret handelt. So war es Aufgabe dieses ersten Bandes allein die Protagonisten und Welten vorzustellen, auch teilweise die Charaktere der Drahtzieher, insgesamt bleibt das Ziel allerdings verborgen, was den Reiz auf die Lektüre bis zum letzten Band, "Meer des silbernen Lichts" erheblich steigert.

Eine absolut gelungenes Urlaubsbuch, für das man Zeit am Stück haben sollte, das den Leser aber sofort verschlingt, weil der Autor gekonnt mit Versatzstücken von Mythen, Ängsten, Ahnungen und Hoffnungen spielt und die Fantasie und die kriminalistische Ader anheizt.

Es gelingt ihm sicherlich eine breitere Leserschicht anzusprechen als ähnliche Werke aus der Science-Fiction-Literatur, z.B. der Flußweltzyklus von P.J. Farmer oder das Heliconia-Epos oder auch die Welten des F.Pohl, einzig der Preis von 4 x wäre ein Grund, der gegen die Lektüre spräche.

Im übrigen brauchen all die heutigen Internet-Cracks nicht nur trocken lesen, auf www.tad-williams.de veröffentlicht der Klett-Kotta Verlag neben einer Autorenlesung zum Download viele, viele Bilder, Textpassagen und Leseproben und begleitet das noch nicht einmal fertig geschriebene Werk mit einer gigantischen PR-Kampagne. Das Buch ist zum Erfolg verurteilt.

.... oder gleich die amerikanische Originaladresse Tad Williams
© manuela haselberger


Tad Williams -
Otherland (IV)-
Meer des silbernen Lichts
Originaltitel: Otherland, ©1996
Übersetzt von Hans-Ulrich Möhring
© 1998, Stuttgart, Klett-Cotta Verlag,
919 S., 25.50 € (HC)
Band 1 - 3 ebenso 25.50 €
© 2004 (Sept), Stuttgart, Klett-Cotta Verlag,
über 4000 Seiten., 59,90 € (HC)
Band 1 - 4


Stadt der goldenen Schatten
BAND I

Fluß aus blauem Feuer
BAND II

Berg aus schwarzem Glas
BAND III

Meer des silbernen Lichts
BAND IV

          Taschenbuch - alle 4 Bände



Auch der zweite Band ist total spannend und im dritten Band hält man einige Fäden mehr in der Hand: Zumindest weiß der Leser schon ganz gut über den Sinn und Zweck des geheimen Otherland-Netzwerkes Bescheid.
!Xabbu und Renie spielen darin selbstverständlich wieder die Hauptrolle. Tad Williams hat fantastische Szenarios wie z.B. die Dachwelt ausgeheckt und führt seine Figuren am Ende des dritten Bandes in der Troja-Welt zusammen.

Paul Jonas trifft im Avatar/Sim des Odysseus endlich den Rest der Gruppe und gemeinsam gelangen sie zu jenem geheimnisvollen schwarzen Berg, an dem Jonas viele, viele seiner Fragen zu beantworten hofft.

Doch sie sind nicht allein am Berg - Felix Jongleur, der Begründer und maßgebliche Erbauer des milliardenteueren Netzwerkes, findet sich ebenso dort wieder wie Martine, Florimel und die anderen. Was und warum es passiert, weiß am Ende des dritten Bandes keiner - offensichtlich gibt es große Schwierigkeiten in der Programmierung des Netzwerkes - und NEMESIS, eine Art Überwachungsprogramm scheint mehr zu sein als nur Computerquellcode.

Und zu guter letzt darf Dread nicht vergessen werden - er spielt eine weitere, mächtige Unbekannte im ganzen Geschehen - er scheint zu beabsichtigen das riesige Netzwerk seinen grausamen Fantasien zu unterjochen - ob ihm das gelingt?

Williams hält den Spannungsbogen weiter - Otherland entwickelt richtig Suchtcharakter!
hs im Januar 2001


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-07-01

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger