R. fühlte sich im Süden nicht wohl. Die Hitze, der Akzent, die Eintönigkeit der
Weinberge, die in Parkflächen verwandelten Plätze der Städte, Touristen, die sich
wie verirrte Viehherden über die schmalen Bürgersteige schoben.
Pierre Brossard hat es geahnt, daß sie ihm irgendwann einmal auf die Schliche kämen und
ihn finden würden. Es ist lange her, dass er als Chef der Miliz während der Vichy Regierung
in Frankreich vierzehn Juden hinrichtete. Diese Tat läßt ihn seither nicht ruhen. Immer ist
er auf der Hut. Und tatsächlich hat ihn jetzt, nach jahrzehntelanger Ruhe und Unterschlupf
in verschiedenen Klöstern, eine Gruppe jüdischer Opfer aufgespürt und wirft ihm ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor, das niemals verjähren kann.
Seine Flucht beginnt erneut, denn er hat einen untrüglichen Instinkt für Gefahr.
Brian Moore hat in seinem, in atemlosem Tempo geschriebenen Krimi, historische
Tatsachen miteingearbeitet. Sehr kritisch beleuchtet er die Rolle der Kirche, die das
Vichy-Regime stützte und damit auch Nazi-Deutschland.
"Hetzjagd" ist mehr als nur ein
Thriller.
© manuela haselberger