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Und ich ahne auch etwas anderes: An dem Tag haben die Dinge endlich zu mir zu sprechen begonnen, es war etwas geschehen, das Leben wurde beredt. In solchen Augenblicken muß man sehr achtgeben, denke ich für mich. Denn an solchen Tagen redet die seltsame Zeichensprache des Lebens in allem zu uns, alles macht uns aufmerksam, alles ist Hinweis und Symbol, man muß es nur verstehen. Eines Tages sind die Dinge herangereift und kommen zu Wort. So denke ich es mir. Und ich verstehe plötzlich, daß auch dieses Buch Zeichen und Antwort ist.
(S. 158)



Buch von
Sándor Márai:


Das Vermächtnis der Eszter


Hörbuch von
Sándor Márai:


Die jungen Rebellen


Zerstörerische Leidenschaft
Sándor Márai - Die Glut

Jahrzehntelang war das umfangreiche schriftstellerische Werk des ungarischen Autors Sándor Márai (geb. 1900) in seiner Heimat verboten. Sein Roman "Die Glut", der im Jahre 1942 erschien, wird jetzt bei Piper neu aufgelegt, ruft den exzellenten Literaten wieder ins Gedächtnis zurück.

Nach einundvierzig Jahren erwartet der General, der zurückgezogen auf seinem Schloß wohnt, den Besuch seines Freundes aus Jugendzeiten. Die beiden Jungs, Henrik und Konrád waren, trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Herkunft, in der Schule und danach beim Militär unzertrennlich. Auch später, als Henrik die schöne Krisztina zur Frau nimmt, scheint ihre Beziehung harmonisch. Bis zu dem Tag, als die beiden Männer zur Jagd gehen und Henrik spürt, wie sein Freund auf ihn anlegt und zielt. Es geschieht nichts - es löst sich kein Schuss, doch mit diesem Ereignis ändert sich das Leben der drei.

Henrik ist entsetzt über seinen Freund, der ohne ein klärendes Wort Hals über Kopf abreist. Als er in der leeren Wohnung Konráds steht, in die der Freund ihn nie eingeladen hat, öffnet sich die Tür und seine Frau betritt das Zimmer. Hat sie von dem geplanten Anschlag Konráds gewußt? Vielleicht ein Verhältnis mit ihm gehabt? Immerhin verband die beiden eine große Liebe zur Musik, die Henrik nicht teilen konnte. Acht Jahre nach diesem schrecklichen Vorfall stirbt Krisztina, ohne dass sie ein Wort mit ihrem Mann gesprochen hätte. Nach einundvierzig Jahren gibt es für die beiden alten Männer eine ganze Menge Fragen zu klären.

Mit messerscharfen Beobachtungen und wunderbar klugen Sätzen, die man sich am Rande alle anstreichen möchte, analysiert Márai menschliche Leidenschaft in seinem Kammerspiel des untergehenden k. u. k.- Reiches. Ein wenig erinnert er dabei an den ebenfalls ins Exil gegangenen Stefan Zweig, der 1942 in Brasilien Selbstmord beging.

"Ein Mensch, der seine Seele und sein Schicksal der Einsamkeit verschrieben hat, vermag nicht zu glauben. Er kann nur warten. Auf den Tag oder die Stunde, da er alles, was ihn in die Einsamkeit gezwungen hat, noch einmal mit denen oder mit dem besprechen kann, die ihn in diesen Zustand versetzt hat. Auf diesen Augenblick bereitet er sich während zehn oder vierzig Jahren oder genauer einundvierzig vor wie auf ein Duell." Dieser Satz hat in Márais persönlichem Leben eine tragische Bewandtnis, denn er hat 1948 Ungarn verlassen und seinem Leben 1989 in San Diego, Kalifornien selbst ein Ende gesetzt. Nach einundvierzig Jahren, kurz bevor die politische Wende eintrat.


Sándor Márai - Die Glut
aus dem Ungarischen von Christina Viragh
Originaltitel: © 1942, "A gyertyák csonkig égnek"
© 1999, München, Piper Verlag, 224 S., 18.90 € (HC)
© 2001, München, Piper Verlag, 224 S.,   8.90 € (TB)
© 2000, Hmbg, Hörbuch Hamburg, 1 Cassette, 18.00 € (MC)
© 2000, Hmbg, Hörbuch Hamburg, 2 CDs, 20.00 € (CD)




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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-09-13

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger

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