Eine Mitfahrgelegenheit ins Leben
Eleonora Lev - Der erste Morgen im Garten Eden

Es sind die großen Ereignisse im Leben, die einen dazu bewegen, innezuhalten, Luft zu holen. Die junge Frau in Tel Aviv nutzt ihre Schwangerschaft um Bilanz zu ziehen und eine Bestandsaufnahme ihres bisherigen Lebens abzugeben. Sie möchte ihrem ungeborenen Sohn schildern, wer sie vor seiner Geburt gewesen ist: "Ich wollte immer genau die Frau sein, die ich nicht sein konnte". Sie wünscht sich, daß für ihn, so der Titel des Buches "Der erste Morgen im Garten Eden" unbeschwert beginnen kann. Sein Leben soll nicht vorab durch Dinge belastet sein, die längst vor seiner Geburt geschehen sind.

"Ich nehme meine Pflichten dir gegenüber sehr ernst, das kannst du mir glauben. Jetzt bin ich deine Mitfahrgelegenheit in das Leben und in die Probleme, und du bist da mein Katalysator für diese Art von Erinnerungen."

In einem trockenen, oft ironischen Stil erzählt sie dem Ungeborenen von ihrer kargen, lieblosen Kindheit, ihrem ersehnten Umzug nach Tel Aviv, wo sie sich zum ersten Mal daheim fühlt. Sie studiert eine Weile, nimmt einen Job bei einer Tageszeitung als Sekretärin an, doch die wichtigsten Einschnitte in ihrem Leben bilden immer die jeweiligen Männer aus den jeweiligen Zeitabschnitten.

Sie probiert sie alle aus. Mit dem Schulrat trifft sie sich heimlich im Auto, der verheiratete Chefredakteur macht sie stolz, wenn er ihr Geheimnisse führender Politiker anvertraut. Mit einem ehemaligen Mitglied der UN-Truppen, einem Schweden, den sie zärtlich Wikinger nennt, erlebt sie eine berauschende Urlaubswoche.

Assoziativ schildert sie die Stationen ihrer Liebe und es drängt sich bei der Lektüre hin und wieder der Vergleich mit ihrer israelischen Kollegin Judith Katzir "Matisse hat die Sonne im Bauch", auf.

Eleonora Lev, die bei den deutschen Lesern noch unbekannt ist, lebt und arbeitet in Tel Aviv und hat für diesen groß angelegten Frauenroman die höchste literarische Auszeichnung Israels erhalten, den Bernstein Roman für den besten Roman der hebräischen Gegenwartsliteratur. Gleichzeitig erscheint ein zweites Buch von ihr auf deutsch "Eine Waise sozusagen" .




Eleonora Lev - Der erste Morgen im Garten Eden
Übersetzt von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling
Originaltitel: © 1996, "ha-boker ha-rishon be-gan eden"
1999, Berlin, Berlin Verlag, 596 S., 48.00 DM

dieses Buch bestellen Email Lieferbedingungen


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/05/14

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger