Abrechnung im Altersheim
Shulamit Lapid - Goldstück

Warum mußte ihre Mutter auch unbedingt Karpfen in der Badewanne halten?

Nie hätte sich die resolute alte Dame sonst gleich drei Rippen gebrochen, bei dem Versuch eines der glitschigen Tiere aus der Wanne zu holen.

Die vielbeschäftigte Lokalreporterin Lisi Baldichi hat jetzt auch noch jeden Mittag einen Besuch im Sanatorium zu absolvieren, denn ihre Schwestern weigern sich, die Mutter abwechselnd bei der Mutter vorbeizuschauen. Sie sind der Frau, die den Ton eines Feldwebels ebenso beherrscht wie die Rolle der gekränkten Diva, einfach nicht gewachsen.

In drei Tagen soll das Hospital für einen Monat geschlossen werden und die verbliebenen drei hochbetagten Patienten, entlassen werden.

Während eines Besuches von Lisa bei ihrer Mutter, wird die hilfsbereite Pflegerin Judy ermordet. Oder war Judy gar nicht die selbstlose Pflegerin, wie von allen angenommen? Warum hat der Leiter des Heims ihr seit Jahren jeden Monat aus seiner privaten Kasse einen Scheck gegeben? Doch wohl nicht freiwillig. War Judy eine Erpresserin?

Und dann ist plötzlich auch die 93jährige Schiffra tot. Wurde auch sie Opfer des Mörders? Wo sind die fehlenden Fotos aus ihren Alben, die sie wenige Tage zuvor Judy gezeigt hat?

Hartnäckig verfolgt Lisi Baldichi sämtliche Spuren, die sie entdeckt, denn der ermittelnde Kommissar ist, wie schon in den anderen Krimis der israelischen Autorin Shulamit Lapid, wieder ihr Schwager "Benzi", der mit seinen cholerischen Wutausbrüchen Lisi nicht beeindrucken kann. Nur zu gern nutzt sie ihren familiären Vorteil, Informationen aus erster Hand zu erhalten.

Ihre Schwester, die Krankenschwester ist, kann ihr mit ein wenig Krankenhaus -Tratsch über Judy weiterhelfen und so ist der neue Fall für Lisi, die Frau mit den großen Füßen und dem geringen Humor ein Heimspiel, auch wenn des Rätsels Lösung weit in der Vergangenheit liegt.

Shulamit Lapid hat für ihren Erstling mit der Reporterin Lisi Baldichi "Lokalausgabe", 1995 den Deutschen Krimipreis erhalten. Ganz so schnodderig ist ihr Tonfall im dritten Baldichi-Roman nicht geblieben, doch neben dem gut beschriebenen Alltag im gegenwärtigen BeŽer Scheva, reicht die Geschichte bis in die Zeit des I.Weltkrieges zurück, als es den Staat Israel als solchen noch gar nicht gab und ihre historischen Recherchen, die sie en passant einfließen läßt bieten einen interessanten Hintergrund zur gegenwärtigen Situation in Israel.




Shulamit Lapid - Goldstück
aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler
Originaltitel: 1999, "-"
1999, München, Bertelsmann, 349 S.

dieses Buch bestellen Email Lieferbedingungen


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 20.Januar 1999
?

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger