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Interna Hellmuth Karasek - Das Magazin
er langjährige SPIEGEL - Redakteur Hellmuth Karasek gewährt in seinem Roman Das Magazin seinen Lesern
einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen des großen, bekannten Nachrichtenmagazins. Und auch wenn er es
Das Magazin nennt, weiß jeder, für wen sein Protagonist Daniel Doppler, ein von Karasek selbst benutztes
Pseudonym, seine Reportagen verfaßt.
Die Kritik hat Karaseks Buch nicht freundlich aufgenommen, wohl weil zu wenig schmutzige Wäsche gewaschen wird,
doch der Abstand seines nicht gerade friedlichen Scheidens aus der SPIEGEL - Redaktion ist groß genug, daß er es nicht
nötig hat, einen Blick zurück im Zorn zu werfen.
Wer sich dafür interessiert, in welcher Männerdomäne ein so weit verbreitetes Magazin produziert wird und welche
Gesetze dort herrschen, der kommt bei diesem oft sehr witzig formulierten Buch durchaus auf seine Kosten.
Genüßlich liest man, daß Männer nicht einfach die Toilette benutzen und schon gar nicht "leitende Herren" der Redaktion.
Sie schlagen ihr Wasser ab und machen damit aus einem, für die Hälfte der Menschheit, einfachen biologischen Vorgang,
einen Akt der Anstrengung und Arbeit.
Und auch die veröffentlichten Interviews sollten zukünftig mit Vorsicht genossen werden. Hat Daniel Doppler doch bei
einem Gespräch mit einem bekannten Schriftsteller (es soll sich um Günter Grass gehandelt haben) vergessen, das
Diktiergerät einzuschalten. Kein Problem. Dann werden die Antworten eben aus der Erinnerung niedergeschrieben,
frei nach dem Motto eines alten Ehepaares: Man kennt sich lange genug und formuliert brillanter, was der andere sagen
wollte. Gute Unterhaltung
© manuela haselberger / geislingen-steige
2000, Reinbek, Rowohlt Verlag, 429 S.,9.90 € |
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© by Manuela Haselberger layout © Thomas Haselberger
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