Der erste Satz:

"Circulus vitiosus - der Kreis ist falsch", murmelte Charlotta und betrachtete das Ding, das einem Kreis ähnlich sah, aber doch keiner war, denn der Zeichner hatte ohne Zirkel gearbeitet und etwas wie ein Ei mit einer eingedellten Spitze geschaffen.

Die ultima Conclusio 
Helga Glaesener - Die Rechenkünstlerin

Der Kondolenzbesuch auf der Burg der Ritter von Landschad offenbarte für Charlotta Buttweiler eine Überraschung. Ihre Freundin Zölestine, die Frau des Ritters Christof von Landschad, verstarb angeblich an den Folgen eines Sturzes von einem Hocker.

Durch einen dummen Zufall bemerkt sie die Würgemale am Hals der Toten, wofür ihr jedoch Bligger, der Schwager der Verstorbenen, schnell eine Erklärung liefert: Eigentlich hat sich Zölestine erhängt und das soll, wenn möglich, verheimlicht werden, damit sie in geweihter Erde begraben werden könne.

Doch Charlotta registriert geistesgegenwärtig, dass die Male horizontal um den Hals verlaufen und glaubt Bligger daher seine Version des Unglücks nicht.

Charlotta kehrt zurück nach Heidelberg. Man schreibt  das Jahr 1389. Die Stadt und der Kurfürst sind gerade bemüht eine eigene Universität aufzubauen.

Anselm Buttweiler, der Vater von Charlotta, fungiert als Pedell der neuen Universität: Er beherbergt die jungen Scholaren in seinem Haus und Charlotta, eine höchst eigensinnige, starke, junge, rothaarige Frau, versorgt den Haushalt.

Da sie selbst nicht ganz ungebildet ist, übernimmt sie oft den Nachhilfeunterricht für die jungen Studenten, zu denen auch die Brüder der Verstorbenen gehören.

In der wenigen freien Zeit, die ihr neben all diesen Aufgaben bleibt, verbeißt sie sich in die mathematischen Probleme der damaligen Zeit: Die Quadratur des Kreises, das Schildkröten-Paradoxon und selbstverständlich in Pythagoras, Thales und Fibonacci zum Beispiel.

Allerdings, obwohl der Titel des Buches anderes vermuten lässt, beschäftigt sich die studierte Mathematikerin und Autorin des Buches (leider) nur ganz am Rande mit derartigen Fragen. 

Das Hauptinteresse liegt bei der Aufklärung des Mordes an Zölestine. Freilich könnte Charlotta den Fall niemals ohne die tatkräftige Hilfe des neu zugereisten Magister Jovan Palac aus Prag, einem studierten Juristen und Inquisitor, lösen, da sie nur Dank seiner Hilfe mehrfach verschiedensten Anschlägen auf ihr Leben entgeht.

Der Fall bleibt jedenfalls sehr verzwickt, mehrschichtig und undurchsichtig und zwar so lange, wie in jedem guten Krimi: Die Auflösung bringt der Schluss, das Motiv für den Mord war trivial, aber keinesfalls die Lösung.

Handwerklich gelungen präsentiert hier die Autorin Glaesener nach ihrem letzten Erfolg " Die Safranhändlerin" einen weiteren historischen Kriminalroman, den sie gut recherchiert und gekonnt mit den Lebensumständen der damaligen Zeit verbindet.

Ein vergnüglich zu lesender Roman, dessen Seiten mit vielen vertrauten Charakteren gefüllt sind: Der Nachbarsfrau, der tratschenden Fischerin, der Sinsheimerin, Torwächtern, einem fetten Hurenwirt, Adeligen, Knechten und sogar der Kaiser erhält eine Rolle und lassen so ein lebendiges Leseerlebnis entstehen.



Helga Glaesener 
Die Rechenkünstlerin
1998, München, List Verlag, 446 S. 

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© by Manuela Haselberger rezensiert am 1998-Dez-28
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