Das Leben der Ritter
Georges Duby - Die Ritter

Vor etwa 1000 Jahren entstand bei uns in Europa das Rittertum. Schwerter, Rüstungen, dampfende Rosse, Zweikampf, Kreuzzüge und Minnegesang, das alles zieht einem durch den Kopf, wenn man an diese Zeit denkt.

Viele Jungs kostümieren sich gerne mit Umhang und Holzschwert und leben die Abenteuer und Kämpfe um Schätze und Burgen nach.

Doch wie war das Ritterleben wirklich. Da steckt wohl viel Romantik aus Kinofilmen in den heutigen Köpfen. Die Realität sah sehr viel härter aus.

Georges Duby, der berühmte französischer Mittelalterforscher, wollte diese für seine jungen Leser einmal näher untersuchen.

Anhand von Dokumenten, Zeichnungen und Malereien aus der Zeit zwischen 1000 und 1300 nach Christus erweckt Duby den Alltag eines Ritterjungen. Vieles ist dabei erstaunlich: Nicht der Geburtstag war ein Datum, das irgendjemand als bemerkenswert im Gedächtnis behalten hatte, sondern die "Schwertleite", der Tag an dem der junge Knappe zum Ritter geschlagen wurde, war ein Tag, an den man sich zurückerinnerte.

Doch bevor es soweit war, hatten adelige Kinder in der damaligen Gesellschaft viele Aufgaben zu erfüllen. Und die nahmen mit dem Ritterschlag nicht ab, sondern drastisch zu. So ist verständlich, dass die oft beschworenen Rittertugenden wie Treue, Besonnenheit, Fürsorge und Edelmut erst im Alter wirklich gelebt wurden.

In ihrer Jugend waren die Ritter eher eine gesellschaftlich ungestüme, ja brutale Gruppe an Randalierern, Verschwendern und Rowdies.

So fängt Duby ganz feinsinnig die kriegstechnische, wie auch die gesellschaftliche Veränderung des Mittelalters ein. Das Bestreben der Kirche Einfluss auf diese gewalttätigen Mächte zu bekommen zeichnet er sehr deutlich nach: Das bislang private Familienzeremoniell des Ritterschlages oder der Hochzeit wird mehr und mehr von Priestern begleitet. Der päpstliche Aufruf zu Kreuzzügen im Orient beschäftigt und dezimiert diese Unruhestifter und bringt der Kirche sogar den Vorteil an zusätzlichem Landgewinn, sowohl in der Heimat als auch in der Fremde.

Der Vorzug dieses Sachbuches für Jugendliche, das Duby mit seinem Ritterbuch bietet, ist, dass es sich immer eng und übersichtlich an der Geschichte eines einzigen Ritters, nämlich Arnoul, Graf von Guînes, orientiert. An seinem Beispiel erläutert Duby alle Lebensbereiche des Ritterzeitalters: Geburt, Jugend, Lehr-, Sturm- und Drangzeit, Herrschaft und Begräbnis. Besonders gelungen und eindrucksvoll ist die verwendete Fülle an Bildmaterial, das Duby aus alten Archiven und Chroniken heranzieht - selbst ein Lesefauler könnte nur durch die Bilder und die dazugehörigen Texte einiges über das Mittelalter und die Ritter in Erfahrung bringen, obwohl sich das Buch eindeutig mehr an detailinteressierte Jugendliche wendet.

Lesealter ab 12 Jahren


Georges Duby - Die Ritter

ca 100 Abbildungen, incl. einer Zeittafel
aus dem Französischen von Tobias Scheffel
Originaltitel: © 1998, "Le Chevalerie racontée par Georges Duby"
1999, München, Hanser Verlag, 151 S., 36.00 DM

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-11-05

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger