Om Mani Padme Hum
Tenzin Choedrak - Der Palast des Regenbogens

"Om Mani Padme Hum" ist das bekannteste Mantra Tibets und Tenzin Choedrak hat es in seinem Leben unzählige Male gesprochen. Er ist heute wieder der Leibarzt des Dalai Lama und blickt in seiner Autobiografie "Der Palast des Regenbogens" mit 77 Jahren auf ein außerordentlich hartes Schicksal zurück. Untrennbar mit seinem eigenen Leben ist die traurige Geschichte seiner Heimat Tibet verbunden.

Geboren wurde Choedrak 1922 "in einer armen Familie und einem einfachen Haus ..., mitten in einem Land, welches so alt ist, daß man es für ewig halten könnte." In schlichten poetischen Sätzen beschreibt er die Zeit seiner Kindheit, die nie ganz unbeschwert war, denn seine Mutter, die kurz nach seiner Geburt starb, fehlte ihm sehr. Mit zehn Jahren wurde er von seinem Vater zu seinem Onkel ins Kloster gebracht. Tenzin soll Mönch werden. Doch schon mit sechzehn weiß Tenzin sicher, dass er Arzt wird. Dieser Traum geht für ihn in Erfüllung, als er 1940 seine medizinische Ausbildung in Lhasa beginnt. Noch dazu hat er das Glück von einem Meister seines Faches unterwiesen zu werden: Khyenrab Norbu, der damalige Leibarzt des Dalai Lama, dem spirituellen Oberhaupt der buddhistischen Welt der Tibeter.

Seine erste Bewährungsprobe hat Choedrak, als die Mutter des Dalai Lama in Indien schwer erkrankt und er zur Hilfe gerufen wird. Er meistert seine Aufgabe glänzend und bereits vier Jahre später, selbst erst 34 Jahre alt, wird er zu einem der vier Leibärzte des Dalai Lama ernannt. Faszinierend beschreibt Choedrak die völlig andere Art der Diagnose tibetischer Mediziner. Vereinfacht ausgedrückt, genügt es ihm, jeweils an der rechten und linken Hand den Puls zu fühlen und mit einer sehr sensiblen Technik kann er so Krankheiten der inneren Organe erkennen.

Die schlimme Leidenszeit beginnt mit dem Jahr 1959. In seiner Rolle als Arzt hat er für die Chinesen, die die Hauptstadt Lhasa besetzen und Tibet vereinnahmen, eine hervorragende Stellung innerhalb der tibetischen Gesellschaft. Deswegen bringen sie ihn in ein unbeschreiblich brutales Militärgefängnis nach China. Über 21 Jahre seines Lebens wird Tenzin Choedrak nun in Haft gefangengehalten. Die unvorstellbaren Grausamkeiten, die ihm von den chinesischen Besatzern, aber auch von den eigenen Landsleuten aus Angst vor Verfolgung, angetan wurden, schildert er heute außerordentlich distanziert. Sein tief verwurzelter buddhistischer Glaube hat ihm über die erlittenen Schrecken und Demütigungen hinweggeholfen.



Tenzin Choedrak - Der Palast des Regenbogens
Übersetzt von Carola Feist und Mechtild Russell
Originaltitel: © 1998, " Le Palais des arcs-en-ciel"
1999, Frankfurt, Insel Verlag, 328 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 22.9.1999

Quelle: http://www.bookinist.de
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