Der Pianist auf dem Meer Alesandro Barrico - Novecento
Wenn jemand Danny Boodmann T. D. Lemon Novecento heißt, dann reicht die Geschichte, wie er zu seinem wundersamen Namen kam, schon für einen langen, abenteuerlichen Roman. Novecento, so wird er von seinen Freunden der Einfachheit halber genannt, (wobei Novecento für 1900 steht, dem Jahr seiner Geburt), hat jedoch nicht nur einen ungewöhnlichen Namen, er führt auch ein sehr ungewöhnliches Leben. Seit seiner Geburt lebt Novecento auf einem Ozeandampfer, der zwischen Amerika und Europa pendelt; dort wurde er von seinen Eltern ausgesetzt und wuchs zum besten Pianisten der Welt heran. Oder wer kann von sich behaupten, dass er Musik spielen kann, die Klaviersaiten so zum Glühen bringt, dass sie mühelos eine Zigarette entzünden? Auch wenn er sein Schiff, die Virginian, noch nie verlassen hat, weiß Novecento mehr von den Menschen und
der Welt als manch ein anderer. Sie haben das Festland während ihrer Reise zu ihm aufs Schiff gebracht.
So kennt er Paris, als ob er selbst da gewesen wäre, kennt den Geruch der Bertham Street im Sommer, wenn
es gerade aufgehört hat zu regnen. "Man hätte ihn für verrückt halten können.
Aber so einfach war die Sache nicht .... Er hatte diese Luft wirklich geatmet - in den Augen von irgendwem und in den
Worten von irgendwem. Auf seine Art, aber wirklich. Er hatte die Welt tatsächlich wohl nie gesehen.
Aber seit siebenundzwanzig Jahren spionierte er sie auf diesem Schiff aus. Und stahl ihr die Seele." Ob er das Schiff jemals verlassen wird? Das wird jetzt noch nicht verraten. Allerdings - das Ende eines so poetischen Theaterstücks, oder ist es eine Erzählung, (die Einordnung ist eigentlich völlig nebensächlich), stimmt traurig, das war nicht anders zu erwarten. Wäre das Buch ein Musikstück, wäre es eine Bagatelle, leicht hingetupft mit kraftvollen, melodischen Partien. Bedauerlich nur, daß dieses schöne Stück Literatur schon nach achtzig Seiten endet. So gerne hätte der Leser noch mehr gewußt, von Novecento und seinem Klavier, das für ihn die Welt bedeutete. Der Italiener Alessandro Baricco, geboren 1958 in Turin, hat bereits mit seinem Erstling "Seide" Aufsehen erregt. "Novecento" macht ihn zu einem Lieblingsautor.
© manuela haselberger
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© by Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de
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