Chiara Zocchi - Olga (Buchtipp/Rezension/lesen)


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Mama plus Papa minus Bruder
Chiara Zocchi - Olga

hiara Zocchi ist eine ganz junge italienische Autorin, geboren 1977 in Varese, die mit ihrem Buch "Olga" ihr Debüt gibt. Olga ist ein zehnjähriges, aufgewecktes Mädchen, das sich darum bemüht, in ihren trostlosen Familien- alltag, eine für sie durchschaubare Ordnung zu bringen. "Bei mir zu Hause herrscht ohrenbetäubende Stille."

So beginnt Olga ihre Erzählung und berichtet von ihrem gewalttätigen, tyrannischen Vater, den sie so verabscheut, daß sie nur abfällig als "er" über ihn sprechen kann.
Wenn er daheim ist, schreien sich die Eltern meistens nur an. Glücklicherweise kommt er ins Gefängnis und so hat die Mutter nur noch den Sohn, der ihr Kummer bereitet.

Er ist seit langem drogenabhängig und läßt sich nur blicken, wenn er Geld braucht. Als Olga ihn im Krankenhaus besucht, ist er blaß und schafft es nicht einmal mehr das zwischen ihnen verabredete Zeichen für "alles ok" zu geben.

Olga hat eine ganze Reihe harter Schicksalsschläge hinzunehmen, doch mit kindlicher Naivität definiert sie ihre Welt, die ungemütlich und voller zugiger Löcher ist, neu. Am liebsten würde sie für ihren Bruder ein Pulver erfinden, das Träume schenkt, ohne einem das Blut aufzufressen. Sie kennt sich aus mit Aids, darüber wurde im Fernsehen berichtet, und bei der Beerdigung ihres Bruders kommt ihr der Friedhof vor "wie eine Wiese, auf der statt Blumen Kreuze wachsen."

Die Autorin schreibt gekonnt in einem assoziativen Stil, der dem kindlichen Denken der Protagonisten entspricht und ent- wickelt so in ihrem Buch einen ganz eigenen Charme.

Besonders gut gelungen ist der Schluß des Buches, als Olga sich ganz still und leise davonstiehlt. © manuela haselberger


Chiara Zocchi - Olga
1997, München, Malik Verlag, 159 S.,
1998, 158 S., (Taschenbuch)
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© 27.2.1997 by Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de