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Norbert Wehr und Hermann Wallmann Schreibheft - Zeitschrift für Literatur
Bei "Zweitausendeins" gibt es schon lange eine Vorliebe
für solche verlegerischen Mammutaufgaben, man denke an die
wunderschöne "Akzente" Ausgabe oder "Die Fackel"
von Karl Kraus vor einigen Jahren. Dies kann das Herz des Literaturliebhabers
nur erfreut höher schlagen lassen. Alle, die schon immer
einmal ausgesucht gute Texte schnuppern wollten, lange bevor sie
von renommierten Verlagen als "Geheimtip" gehandelt
werden und in Stapeln in allen Buchhandlungen ausliegen und in
sämtlichen Feuillettons landauf landab besprochen werden,
die kommen mit den "Schreibheften" voll auf ihre Kosten.
Daß Norbert Wehr und Hermann Wallmann bei der Zusammenstellung
ihrer "Schreibhefte" immer auf Qualität achteten,
zahlt sich heute aus und spricht für ihre Sachkenntnis und
ihren Weitblick. Normalerweise sind Zeitschriften-Sammelausgaben
bereits vor ihrem Erscheinen veraltet, weil sich niemand mehr
an die "Möchtegern"-Autoren vor Jahren erinnert.
Doch die Namen der in den "Schreibheften" versammelten
Edelfedern sprechen für sich: Hier gibt es William Gaddis
zu entdecken oder A. F. Th. van der Heijden; ebenso sind Texte
von Mattias Politycki und Nabokov, dem absoluten Favoriten der
beiden Herausgeber, abgedruckt.
Alle fünf Bände laden ein zum Blättern, Verweilen,
Stöbern und Entdecken. Man liest sich fest, bleibt an einem
Gedicht von Helmut Heißenbüttel hängen; der Autor
Orhan Pamuk wird interviewt, sein Roman "Das schwarze Buch"
vorgestellt, und, und, und...
Ein umfangreiches Autoren- und Themenschwerpunktregister in Band
5 rundet das Gesamtwerk ab. Einzig die Verwendung von dünnem
Recyclingpapier erzürnt das Auge des Literaturliebhabers,
doch der Leineneinband versöhnt dann wieder.
Um sicher zu sein, daß einem in Zukunft kein "Schreibheft"
mehr entgeht, gibt es nur einen verläßlichen Weg: Einfach
abonnieren.
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© by Manuela Haselberger layout © Thomas Haselberger
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