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Norbert Wehr und Hermann Wallmann
Schreibheft - Zeitschrift für Literatur


Es sind fünf dicke Wälzer zusammengekommen und eine ganz erkleckliche Anzahl von Seiten, als alle "Schreibhefte" (Zeitschrift für Literatur), die Norbert Wehr zusammen mit Hermann Wallmann in den letzten Jahren herausgegeben hat, zusammengebunden wurden. Band 1 beginnt mit Heft Nr. 22 im Jahre 1983 und Band 5 endet im Jahre 1997 mit Schreibheft Nr. 50 nach 5.500! Seiten.

Bei "Zweitausendeins" gibt es schon lange eine Vorliebe für solche verlegerischen Mammutaufgaben, man denke an die wunderschöne "Akzente" Ausgabe oder "Die Fackel" von Karl Kraus vor einigen Jahren. Dies kann das Herz des Literaturliebhabers nur erfreut höher schlagen lassen. Alle, die schon immer einmal ausgesucht gute Texte schnuppern wollten, lange bevor sie von renommierten Verlagen als "Geheimtip" gehandelt werden und in Stapeln in allen Buchhandlungen ausliegen und in sämtlichen Feuillettons landauf landab besprochen werden, die kommen mit den "Schreibheften" voll auf ihre Kosten.

Daß Norbert Wehr und Hermann Wallmann bei der Zusammenstellung ihrer "Schreibhefte" immer auf Qualität achteten, zahlt sich heute aus und spricht für ihre Sachkenntnis und ihren Weitblick. Normalerweise sind Zeitschriften-Sammelausgaben bereits vor ihrem Erscheinen veraltet, weil sich niemand mehr an die "Möchtegern"-Autoren vor Jahren erinnert.

Doch die Namen der in den "Schreibheften" versammelten Edelfedern sprechen für sich: Hier gibt es William Gaddis zu entdecken oder A. F. Th. van der Heijden; ebenso sind Texte von Mattias Politycki und Nabokov, dem absoluten Favoriten der beiden Herausgeber, abgedruckt.

Alle fünf Bände laden ein zum Blättern, Verweilen, Stöbern und Entdecken. Man liest sich fest, bleibt an einem Gedicht von Helmut Heißenbüttel hängen; der Autor Orhan Pamuk wird interviewt, sein Roman "Das schwarze Buch" vorgestellt, und, und, und...

Ein umfangreiches Autoren- und Themenschwerpunktregister in Band 5 rundet das Gesamtwerk ab. Einzig die Verwendung von dünnem Recyclingpapier erzürnt das Auge des Literaturliebhabers, doch der Leineneinband versöhnt dann wieder.

Um sicher zu sein, daß einem in Zukunft kein "Schreibheft" mehr entgeht, gibt es nur einen verläßlichen Weg: Einfach abonnieren.


Norbert Wehr und Hermann Wallmann
Schreibheft - Zeitschrift für Literatur
1998, Frankfurt, Zweitausendeins, 5500 S.,
auf Recylingpapier, Einbandleinen, Kapitalband und Leseband aus 100% ungefärbter und ungebleichter Baumwolle

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1998-06-24
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Quelle: http://www.bookinist.de
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