Mojsche kommt 1939, mit dreizehn Jahren,
ins Waisenhaus. Er steht dem ganzen pädagogischen Getue sehr
skeptisch gegenüber, denn bisher hat er seine Probleme meistens
kurzerhand mit den Fäusten geregelt.
Ausgerechnet ihm muß es passieren, daß er in Warschau
in das Haus von Dr. Korczak kommt und sich vor so ungewohnten
Institutionen wie Kinderparlamenten und Kindergerichten verantworten
soll.
Wenn da nicht die liebenswerte Betreuerin Rejsele wäre, mit
ihrem langen Zopf, an dem sich vortrefflich ziehen läßt,
um sie zu necken, Mojsche wäre längst auf und davon.
Erst allmählich öffnet sich für ihn eine ganz neue,
bisher nicht gekannte Welt, doch lange kann er nicht mehr bei
dem verständnisvollen Dr. Korczak bleiben, denn die Deutschen
beginnen bereits die Juden in Warschau im Ghetto einzusperren
und sie von dort zu deportieren. Mojsche gelingt die Flucht. Er
arbeitet nun als Kurier für den polnischen Geheimdienst.
Viele Jahre später wird Mojsche, der sich in Tel Aviv niedergelassen
hat, anläßlich einer Radiosendung über das Waisenhaus
befragt. Er möchte eigentlich nicht mehr daran erinnert werden,
daß Dr. Korczak seine Kinder nach Treblinka begleitet hat
und im August 1942 sie alle im Konzentrationslager vergast wurden.
Nur widerwillig besucht Mojsche ein arrangiertes Treffen der ehemaligen
Kinder des Waisenhauses. Und da sieht er eine in die Jahre gekommene
Frau sitzen, mit einem sehr, sehr langen Zopf....
Karlijn Stoffels, geboren 1947, hat mit ihrem ersten Jugendroman
eine leise Geschichte über die erste Liebe in schweren Zeiten
geschrieben.
Besonders beeindruckend ist der geschichtliche Hintergrund, die
Atmosphäre in Warschau und die Figur des Dr. Korczak.