Bookinists Buchtipp zu


Karawane
ohne
Wiederkehr

von Bruno Baumann


Wüste - eine menschenfeindliche Umwelt - Hitze, gleißende Sonne, wasserlos, und doch faszinierend, bei über 50 Grad Celsius im wahrsten Sinn atemberaubend, aus menschlicher Perspektive grenzenlos und deswegen vermutlich so anziehend.





In die Tiefen des Pygmäenwaldes
Eine Reise in den Kongo, 1989

Redmond O´Hanlon - Kongofieber

Gelegentlich treffen Sie Menschen, deren Besessenheit von einer Sie sofort verspüren. Daß es auch Bücher gibt, bei denen man die Obsession des Autors fühlt, ist leider seltener und umso fesselnder, wenn Sie ´mal wieder eines entdeckt haben.

Robert O´Hanlon hat sich in ein derartiges Kongofieber mit seinem gleichnamigen Reiseroman hineingeschrieben. Und er war nicht nur mit Phantasie, Foliant und Schreibtisch vor dem heimischen Kamin auf der Reise, sondern mit voller Lebensgefahr für Leib und Seele, direkt hinein in das Herz des Kongo, auf der Suche nach Mokélé-Mbembe, dem letzten, angeblich noch lebenden Dinosaurier.

Wie einst Humboldt, Livingstone oder der berühmte, literarische Erforscher des Niger (T.C. Boyle - Wassermusik) bricht der 1947 geborene Engländer O´Hanlon mit seinem amerikanischen Freund und Kollegen Prof. Lary Shaffer 1989 von Brazzaville aus auf, den Wasserlauf des Kongo hinaufzufahren. Shaffer, von Haus aus offenbar Fatalist, reist mit dem Motto: "Lieber in Afrika sterben, als den ganzen Sommer lang zu Hause in der Cornelia Street hocken und die Farbe abkratzen." Doch diese Einstellung bereut er nur zu bald, als sie mit Ihrem Pygmäenführer und den Trägern die letzten Bastionen der Zivilisation hinter sich lassen.

Sie treffen auf das wahre Afrika, das archaische Leben, das einerseits in O´Hanlons detaillierten Naturbeschreibungen hautnah herüberkommt und andererseits mit all seinen Gefahren, Krankheiten, Fieberschüben und Parasiten dem Leser kribbelnd unter die Haut kriecht. Doch anders als Bruce Chatwin schreibt sich O`Hanlon seine Erlebnisse von der dunklen Seite des afrikanischen Kontinents aus dem Kopf, den er samt Kragen in vielen gefahrvollen Situationen während dieses mehrmonatigen Streifzugs riskiert hat. Er bleibt nicht nur distanzierter Beobachter, kartographierender Reisender oder viktorianischer Gelehrter, nein, es zieht ihn hinein in den Fetischglauben, in die Sichtweise der Einheimischen und er strickt daraus einen Trip in sein früheres Ich, als Kind, als Jugendlicher oder als Naturerforscher auf seinen vorausgegangenen Reisen.

Und doch bleibt auch immer noch die Europäische und amerikanische Sichtweise vom Leben auf diesem Planeten unmittelbar gegenübergestellt, wenn sein Freund Lary mit dem Schicksal hadert oder der kongolesiche Begleiter Dr. Marcellin, der in Paris studiert hat, den Versuch unternimmt, die drastischen Erlebnisse der Gruppe zu relativieren.

Keine noch so gewaltige Expeditionskatastrophe erschüttert den Humor von Redmond O´Hanlon, mit dem er die Ereignisse kommentiert und die Dialoge wiedergibt. Fünf Monate dauerte seine Reise und 6 Jahre schrieb er sie auf, bis ihm sein Lektor das Manuskript endlich entriß.

Man kann nur einstimmen in das Lob derWashington Post Book World, die schrieb: "Unter den zeitgenössichen Schriftstellern ist O´Hanlon die beste Nase für die letzten weißen Flecken unseres Globus und den elegantesten Erzählstil."

Noch treffender und kürzer bringt es der Observer auf den Punkt: "Ein Meisterwerk."
thomas haselberger


Redmond O´Hanlon - Kongofieber
Übersetzt aus dem Englischen von Chris Hirte
1998, Frankfurt, Eichborn, S. 656, 24.90 € (HC)
1999, Mnchn, DTV, 656 S., 11.50 € (TB)






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PS: ... eines der Bücher, die auf meine einsame Insel mitmüssen ... Thomas Haselberger


























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© by Manuela Haselberger
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Quelle: http://www.bookinist.de
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