Immer häufiger zieht sich Annerose zu ihrer Glasmalerei zurück.
In ihren Bildern findet sie Ruhe und Ablenkung. Denn schließlich
kann sie nicht dauernd daran denken, welche neue Flamme das Herz
ihres zu Hause eher biederen Ehegattens entzündet.
So ganz
kleine Genugtuungen kann sie sich aber nicht verkneifen. Seine
selbstgesetzten Tannen im Garten fallen gnadenlos als Rache für
die undurchsichtige Beziehung zur jungen naiven Imke, die ihn
mit romantischen Liebesbriefen bombardiert.
Für seine neue
Schreibkraft, eine Freundin aus Studienzeiten, wird sich Annerose
auch noch eine Niederträchtigkeit einfallen lassen. Denn
wenn man schon selbst an, wie die anderen meinen, krankhafter
Eifersucht leidet, sollen wenigstens alle etwas davon haben.
Ingrid
Noll ist auch in ihrem neuen Roman "Röslein rot"
die uneingeschränkte Meisterin der winzigen Gemeinheiten
und bitterbösen Rachegelüste, so, wie sie von ihren
Fans geliebt wird.