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Der Berg wacht Marco Lalli - Die Himmelsleiter
Kein Leser soll sagen, nachdem er den
Krimi von Marco Lalli aus der Hand legt, er habe nicht gewußt,
auf was er sich eingelassen hat. Schon im Prolog ist alles klar:
Der Roman führt in die Irrenanstalt. Hier nimmt alles seinen
Lauf - oder endet in derselben.
Der Journalist Thomas Heilant nimmt sich im Dezember 1989 in einem
kleinen privaten Sanatorium in der Schweiz das Leben und hinterläßt
seinem Arzt eine Diskette, die den Rückblick auf sein Leben
beinhaltet. Hier erzählt er, wie es dazu kam, daß er
sich "als den Retter des Universums" bezeichnet und
von seiner Umwelt als irr eingestuft wurde. Der Erzähler
greift weit in seine Jugend zurück, als er, der junge, noch
unerfahrene Student in Heidelberg zum erstenmal auf die schillernde
Gestalt von Altomonte trifft.
Damals war Altomonte auch ein Kommilitone, doch er hat sich schon
zu dieser Zeit aus der großen Menge der Studenten abgehoben,
war ein Außenseiter. Die Lebenswege der beiden kreuzen sich
immer wieder. Thomas ist von der Art des Naturwissenschaftlers
Altomontes unwiderstehlich angezogen, andererseits stößt
ihn diese ab. Letztlich kann er sich nicht gegen eine gewisse
Faszination wehren. Jahre später erfährt er von Altomontes
Tod und macht sich auf, die Hintergründe zu durchleuchten.
Als er der Wahrheit auf die Spur gekommen ist, findet er sich
in einer Schweizer Heilanstalt wieder.
Eingebaut hat der Autor Marco Lalli, der in Heidelberg zuhause
ist, in das Leben der beiden Protagonisten ein Fülle Heidelberger
Lokalkolorit und einen fundierten geschichtlichen Hintergrund.
Er läßt in verschiedenen zeitlichen Ebenen zum einen
den "Deutschen Herbst" Revue passieren, mit den Studentenunruhen,
den RAF-Aktionen, der schließlich in der Schleyer- Entführung
eskaliert. Die andere Schicht spielt in der Gegenwart der achtziger
Jahre, bishin zur Wiedervereinigung.
Marco Lallis "Himmelsleiter" ist nur vordergründig
ein Krimi. Er jongliert sehr gekonnt mit philosophischen Gedankenspielereien,
die er geschickt mit historischen Fakten hinterlegt hat. Nichts
in diesem Roman ist dem Zufall überlassen, alles ist sehr
sorgfältig konstruiert, selbst die Namen der Hauptpersonen
sind aus gutem Grund so gewählt (Thomas, der Zweifler; Altomonte,
der hohe Berg).
Ein Krimi, der aus dem üblichen Schema fällt.
© 2000, Taschenbuchausgabe bei Scherz, München, 198 S., 7.90 € | |
© 15.10.1997 by Manuela Haselberger Quelle: http://www.bookinist.de |