Gegenfüßler
Ernst Jandl - Antipoden

Welches Kind hat nicht schon darüber nachgegrübelt, was eigentlich jetzt, in diesem Augenblick, auf der anderen Seite der Erde passiert? Daß die Menschen wegen der Erdanziehungskraft nicht hinunterfallen, das hat der Lehrer in der Schule erzählt. Aber was sich genau auf der anderen Seite abspielt, wenn man ein Loch durchgraben und gucken könnte, das wäre doch einmal spannend zu erkunden.

Genau das geschieht im neuen Bilderbuch "Antipoden" von Ernst Jandl und mit gerunzelter Stirn fragt sich der erwachsene Leser, ob dieser Titel für ein Kinderbuch nicht etwas zu hoch gegriffen ist?

Aber wenn man einem Kind verrät, daß mit den Antipoden die Bewohner zweier Orte gemeint sind, die sich auf dem Erdball genau gegenüberliegen, wird das schnell verständlich. Viel lustiger ist dafür der Name "Gegenfüßler", denn die Füße der Antipoden sind ja einander zugekehrt.

In hinreißenden Bildern, die natürlich irgendwann auf dem Kopf stehen müssen, schließlich befindet sich der Leser oder Vorleser auf der anderen Seite der Erde, illustriert Norman Junge das Gedicht Jandls.

Ursprünglich wurden die "Antipoden" als Film für "Die Sendung mit der Maus" konzipiert, doch als Buch ist die Weltreise um einiges aufregender und kann beliebig oft und mit wechselnden Reisenden wiederholt werden.

Nach den herausragenden Bilderbüchern "immer höher" und "fünfter sein" ist "Antipoden" ein würdiger Nachfolger. Übrigens gar keine so schlechte Möglichkeit ganz kleine Kinder mit moderner Lyrik vertraut zu machen. Recht bald wird das Gedicht von den Kleinen mitgesprochen oder selbst gelesen.




Ernst Jandl - Antipoden
Gestaltung: Norman Junge
1999, Weinheim, Beltz & Gelberg Verlag,
50 S. (unverb. Preis)

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/02/14
Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger