Ausflug in die Cyberworld
Ralf Isau - Das Netz der Schattenspiele

Es ist überhaupt nicht aufregend einen Professor zum Vater zu haben, der zwar mit dem modernsten Computer-Schnickschnack ausgestattet ist, aber für seine Tochter nie Zeit hat, da er permanent an seinen neuesten Forschungen arbeitet. Das findet zumindest Stella aus Berlin, sechzehn Jahre alt.

Wieder einmal ist die Wohnung leer, als sie nach Hause kommt. Nur die immer verschlossene Tür ins Arbeitszimmer ihres Vaters steht einen Spalt offen. Drinnen blinken Kontrollämpchen in verschiedenen Farben. Sie späht zum Computer und Stella kann der Versuchung einfach nicht widerstehen, sie nimmt die Diskette aus dem Laufwerk und eilt in ihr Zimmer. Einen Vorteil hat sie aus der Computer-Leidenschaft ihres Vaters zumindest gezogen: Selbstverständlich steht in ihrem Zimmer ein schneller PC mit allem Drum und Dran. Stella ist begeistert, als sich auf ihrem Bildschirm das neue Compterspiel Kagee ihres Vaters aufbaut. Bisher hat er ihr nur andeutungsweise davon erzählt. Jetzt wird sie es gleich einmal selbst ausprobieren. Kagee gehört zu einer neuen Generation von Such- und Abenteuerspielen, das seinen Anfang im eigenen PC nimmt und sich dann auf das gesamte Internet ausdehnen läßt. "Auf unterschiedlichen Rechnern rund um den Globus ließen sich dann so genannte "Schattenworte" oder Kages verstecken, die es zu finden galt."

Stella beginnt das Spiel. Aus einem großen Ei wird ein Cyberwurm ausgebrütet, den sie nun selbst erzieht. Er lernt von ihr die Sprache und beginnt sogar schon eigenständige Gedanken zu formulieren; viel besser als alle langweiligen Tamagotchis, die Stella bisher versorgt hat. Bis sich eines Tages der Wurm selbständig macht und entflieht. Ab diesem Zeitpunkt häufen sich Meldungen von Comuterunfällen, ja es stürzen ganze Computersysteme ab. Plötzlich stehen vor Stellas Haustür Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes und auch aus Amerika werden Spezialisten eingeflogen. Jetzt wird es höchste Zeit, daß Stella mit ihrem Vater spricht.

Das phantastische Abenteuer, auf das der Stuttgarter Ralf Isau im "Das Netz der Schattenspiele" seine Leser schickt, ist mit einem aufregenden Adventure Spiel am Computer absolut vergleichbar. Die Stärke Isaus liegt darin, daß er sich hervorragend im Internet auskennt und er in seinem Roman nur einen winzigen Schritt über die gegenwärtigen technischen Möglichkeiten hinausgeht, mit denen er virtuos spielt. Seinen Roman hat er mit einer Menge interessanter Informationen über das neue Medium unterfüttert, so daß er wirklich die höchsten Anforderungen an einen Jugendbuchroman erfüllt.

Lesealter ab 14 Jahren



Ralf Isau - Das Netz der Schattenspiele

1999, Stuttgart, Thienemann Verlag, 524 S., 34 DM

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/07/02

Quelle: http://www.bookinist.de
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