... reinlesen

Manchmal wird mir die Arbeit zuviel. Es kommen zu viele Menschen, zu viele Briefe, zu viele Telefonanrufe. Dann ziehe ich für weine Woche oder zwei fort - Ins Wildenburger Bergland. Dort habe ich ein Häuschen am Fuß eines hohen steinernen Turms gepachtet. Der Turm gehört zu den Resten einer Burg, nach der das Land heißt, zur Wildenburg.
... Hier habe ich meine Ruhe, kann ungestört lesen und nachdenken, schreiben und spazieren gehen. Ich bin mit mir allein.
Gelegentlich setzt sich ein Fink auf mein Fensterbrett und pickt nach Insekten, die sich auf der schrägen Glasscheibe niedergelassen haben.


Ferienhaus mit Raubtier incluso
Hartmut von Hentig
Kaspar der Marder oder Die Liebe zur Freiheit

Zunächst stört Hartmut von Hentig das Trappeln auf dem Dachboden seines Ferienhauses nur geringfügig. Selbst wilden Jagden mitten in der Nacht über seinem Kopf, die ihn aus dem Schlaf reißen, lauscht er gebannt.

Doch im Sommer kommt zu diesem Getrappel noch ein nicht auszuhaltender Geruch - Mardergeruch eben. Hartmut von Hentig fängt an Erkundigungen bei kompetenten Stellen einzuziehen, wie er seinen ungebetenen Hausgenossen wieder loswerden könnte - der Tip, mit lauter Musik aus dem Radio, beeindruckt Kaspar, so nennt er zwischenzeitlich seinen Mitbewohner, allerdings überhaupt nicht. Weder lautstarke Sinfonien, noch ganze Oratorien führen zum Erfolg.

Nachdem von Hentig aus der Isolierschicht zwischen Dach und Wand ein totes Marderjunges geborgen hat, fragt er sich, ob vielleicht eine Kasparine bei ihm haust.

Zuletzt ersteht er eine Falle. Der Marder, ein unerbittlicher Anhänger und vehementer Verteidiger seiner Freiheit, schafft es, sich mehr als einmal daraus zu befreien. Und er besiegt auch beinahe von Hentig: "Mir traten Tränen der Rührung in die Augen - Tränen der Rührung und des Glücks über den einsamen kleinen Freiheitskämpfer, der mich überlistet, belehrt und beschämt hat - und seither meidet."

Die kurze Geschichte von Kaspar und seinem erbitterten Kampf um Freiheit mit dem Pädagogik Professor von Hentig, ist ein schmales Stück Literatur, einfühlsam erzählt und mit liebevollen Zeichnungen aus der Feder Urd von Hentigs begleitet. Es zeigt sich, daß nicht die schnellen Hau - Ruck - Konzepte zum Erfolg führen, sondern die geduldigen Versuche einander die Freiheit zu bewahren bringen schließlich die Lösung des Problems.

Lesealter ab 8 Jahren,
aber selbstverständlich auch für Erwachsene, besonders solche, die nicht so viel lesen wollen


Hartmut von Hentig - Kaspar der Marder oder Die Liebe zur Freiheit
1999, Zürich, Sanssouci Verlag, 50 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/04/16

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger