Aus dem Tagebuch eines Büchernarren
Georg Eyring - Lose Blätter

Es gibt sie viel zu selten: Bücher, die nur ein Thema haben - das Buch und seine besessenen Leser. Ebenso rar sind auch die Autoren, die neben ihrer Buchstabensucht noch dazu kommen ein Buch - Tagebuch zu führen. Der Hamburger Rechtsanwalt Georg Eyring hat nun in der Reihe "Quod Libet" ein schmales Bändchen über sein Leben mit Büchern dazu verfaßt.

Er sammelt seit Januar 1997 seine Gedanken zu den gelesenen Werken, seinen Neuerwerbungen und man folgt ihm gerne beim Stöbern in Antiquariaten, ist erstaunt über sein Wissen rund um die Literatur, gleichgültig um welche Epoche es sich handelt. Beglückt streicht man solch herrliche Formulierungen an, wenn er wieder einmal von einem Besucher im Angesicht seiner mittlerweile 22.996 umfassenden Bibliothek die unvermeidbare Frage gestellt bekommt: "Haben Sie die Alle gelesen?"

Eyring hat die passende Antwort parat: "Sie sind dazu da, daß sie da sind, um da zu sein, wenn sie gebraucht werden." Aus dem Grunde der Bestimmtheit eben - allerdings können das nur die Eingeweihten verstehen, die Gleichgesinnten, die ebenso Besessenen. Hier scheidet sich der herkömmliche Leser, gegen den nun wirklich nichts einzuwenden ist, vom wahren Büchernarren.

Es kommt beim Lesen zugegebenermaßen auch hin und wieder Neid auf. So ist es Eyring tatsächlich gelungen, den Rougon - Macquart - Zyklus zu erwerben, der es verdiente, endlich wieder einmal neu aufgelegt zu werden. Es ist auch ganz erstaunlich, daß der Autor nicht ein einziges Mal über fehlenden Platz im Regal jammert. Dieses existentielle Grunddilemma jedes Bibliomanen muß er wohl in den Griff bekommen haben. Nachdem sein Tagebuch als "Lose Blätter" erschienen ist, wäre es herrlich, wenn die Sammlung bald weiter ergänzt würde - vielleicht nächstes Jahr wieder zur Nordischen Antiquariatsmesse?

Georg Eyring - Lose Blätter
Aus dem Tagebuch eines Büchernarren
1997, Hamburg, Quod libet, 89 S., 28 DM,
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(Bestellung nur über die Nordische Antiquariatsmesse)


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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 25.11.1997