er schwarz-weiß Fotos liebt, der schmökert mit Sicherheit
gern in den Fotografien von Robert Doisneau (1912 - 1994),
Frankreichs berühmtestem Fotografen.
"Eine Hundertstelsekunde hier, eine Hundertstelsekunde
da, aneinandergefügt ergeben sie nie mehr als ein, zwei,
drei Sekunden, der Ewigkeit stibitzt", sagt Doisneau
selbst über sein Lebenswerk.
Seine Bilder sind spontan, voll aus dem Leben gerissen,
sie zeigen kleine, einfache Leute, ihre Freude am Tag,
ihre Begierden, ihre Pariser Vororte in den vierziger und fünfziger Jahren.
Der Fotoband "Drei Sekunden Ewigkeit" ist eine von Doisneau
selbst zusammengestellte Anthologie von Bildern, die den Betrachter
den verschmitzten Blick des Fotografen durch seinen Sucher erahnen
lassen..
Wohl sein berühmtestes Bild - Der Kuss vor dem Rathaus
- ziert das Cover des Bandes, doch viele andere Meisterwerke
seines Könnens finden sich darin, denen eigentlich ebenso
die Ehre gebührt auf einem Buchdeckel zu erscheinen: Das
gestürzte Pferd, Picassos Brote oder die Aufnahmen aus den
Bistros der kleinen französischen Straßen. Sein Blick
für Konturen und Gegensätzliches springt ins Auge: Der
Logenplatz (Bild 33) ist einer jener Schnappschüsse, in
welchem die Mienen der Fotografierten ganze Romane
erzählen.
Doch nicht nur für das Auge sorgt der 30x24 cm Fotoband;
Doisneau schrieb einen lesenswerten Essay dazu,
als er 1980 erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.
Auch grotesk anmutende Fotos sind darunter: Der Hund auf Rädern,
dem die Hinterbeine fehlen, Maurice Baquet mit dem Cello auf einem
Gebirgsfels oder die Arbeiter am Busen der Venus - alles Aufnahmen,
die von der Liebe Doisneaus zu seinem Frankreich sprechen.
Der nun wieder erschienene Bildband begleitet als Katalog eine
Robert Doisneau Retrospektive, die noch bis zum 6. April 97 in
Düsseldorf im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
zu sehen ist.
© manuela haselberger