Julia Martin Wallis - Auf Gedeih und Verderb (Buchtipp/Rezension/lesen)
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JANUAR 1968

Du bist einen überwucherten Bahndamm entlanggegangen, der seit langem nicht mehr benutzt zu wurde, Gräben zu beiden Seiten. Es gab keine Gleise mehr. Du bist nur der Strecke gefolgt, bis du zu einer Straße gekommen bist. Dort hast du dann gesessen, die Füße in der Gosse und geweint. Eine Frau in einem Auto hat angehalten. Sie hat gemeint, du seist verletzt, und gefragt, ob sie dir helfen kann. Sie bat dich mit nach Glasgow genommen, wo in der Nacht zuvor ein Sturm getobt bat, der Schornsteine heruntergerissen und sie wie Geschosse durch Dächer von Mietshäusern geschleudert hat. Die Straßen waren unpassierbar und sie konnte dich nicht weiterfahren.. Den Rest des Wegs bist du gelaufen, vorbei an Leuten, die hilflos vor den Ruinen ihrer Wohnungen standen. S. 7 ........... weiter....


Lesezitat nach Julia Martin Wallis - Auf Gedeih und Verderb


Der lange Arm der Erinnerung
Julia Martin Wallis - Auf Gedeih und Verderb

Die englische Krimiautorin Julia Wallis Martin ist unter den deutschen Lesern mit zwei Titeln bekannt geworden: " Das steinerne Bildnis" und " Der Vogelgarten". Als würdige Nachfolgerin von Elizabeth George oder Ruth Rendell kommt sie allerdings noch nicht in Betracht.

Ihr neuer Roman "Auf Gedeih und Verderb" spielt auf zwei Zeitebenen. Die beiden kleinen Söhne des Vorstadtkriminellen George, der wieder einmal von der Polizei gesucht wird und untergetaucht ist, sind in Glasgow auf der Suche nach ihrem Vater. Doch nur Robbie kehrt nach Hause zurück. Er ist so verstört, dass er weder seiner Mutter noch dem freundlichen Polizisten Jarvis erzählen kann, was mit seinem Bruder geschehen ist.

Viele Jahre später, Robbie ist mittlerweile erwachsen und selbst Polizist geworden, wird er erneut mit seiner nicht bewältigten Vergangenheit konfrontiert. Er erschießt bei einem Bankraub den Sohn eines mächtigen Unterweltbosses. Dieser schwört Rache und beginnt in Robbies Vergangenheit zu stochern.

Konzipiert ist der Krimi als Psychothriller, doch die psychologischen Spannungselemente sind eher dürftig und schnell durchschaut. Von Nervenkitzel keine Spur. Der Plot um den braven Polizisten Robbie, der nach Jahren endlich in der Lage ist, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen ist bieder und allzu vorhersehbar.

Vielleicht landet Julia Martin Wallis den großen Wurf mit einem ihrer nächsten Bücher, denn die handwerklichen Voraussetzungen für einen richtig guten Psycho, die sind bereits vorhanden - es mangelt nur an der konsequenten Ausführung. © mh



Julia Martin Wallis - Auf Gedeih und Verderb
aus dem Englischen von Friedrich Mader
Originaltitel: © 2000, "The Long Close Call"
2000, München, Diana Verlag, 317 S.

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Fortsetzung des Lesezitats ...

Ehe er an die Tür des düsteren, verfallenen Hauses klopfte, nahm Detective lnspector Jarvis die Umgebung in Augenschein. Dabei fand er keinen Hinweis darauf, dass dieser Teil von Nordlondon dreißig Jahre später zu einem schicken Viertel werden, dass jedes dieser Häuser mindestens dreihunderttausend Pfund wert sein und nur ein paar Blocks weiter sogar ein zukünftiger Premierminister wohnen würde. .

Elsa öffnete die Tür, ihren neunjährigen Sohn neben sich. Es kam nur sehr selten in ihrem Leben vor, dass sie die Polizei aus freien Stücken in ihre Wohnung bat, und es war eine angenehme Abwechslung, dass ihr Mann nicht gerade versuchte, durch den Hintereingang zu fliehen. S. 9

Es war allgemein bekannt, dass Polizeibeamte oft unberechenbar handelten, nachdem sie jemanden getötet hatten S. 89

Einem Sozialversicherungsausweis, der bei der Leiche gefunden wurde, konnte Detective Inspector Tarpey von der Mordkommission einen Namen entnehmen: Gerald Ash. Auch Ashs Geburtsdatum und Adresse standen in dem Dokument. S. 112

Dass er Ash zum letzten Mal in Tommys Stammkneipe gesehen hatte, brachte Jarvis auf die Idee, dort vorbeizuschauen. Er verließ seine Wohnung und ging zu Fuß, um in Übung zu bleiben. Die Kneipe hatte große Ähnlichkeit mir Pubs wie dem British Lion und dem Elephant and Castle, die so typisch britisch waren, dass sie fast so aussahen, als stünde sie an der Costa del Sol Wie in vielen anderen Pubs gab es an der Decke Balken und Messingbeschläge und ein Bild der Queen hing über der Bar. S. 153
Lesezitate nach Julia Martin Wallis - Auf Gedeih und Verderb


© 10.10.2000 by
Manuela Haselberger