... reinlesen
|
Georg Zimmer, arbeitsloser Germanist und angehender Doktorand in Berlin, ist froh, als er für einen Freund einspringen kann, der ihm eine höchst interessante Arbeit vermittelt.
Der bekannte Komponist Bergmann sucht einen Autor, der ihm beim Verfassen seiner Memoiren behilflich ist. Noch dazu ist dieser Auftrag mit Reisen zunächst nach Schottland, später New York und Sizilien verbunden, dort hält sich Bergmann jeweils für einige Wochen auf. Doch neben dem egozentrischen Komponisten verschwindet der schüchterne, zurückhaltende und wenig selbstbewußte Georg nahezu. Er ist hin- und hergerissen zwischen grenzenloser Bewunderung und tiefer Verachtung für den Maestro, der jeder Marotte und Schrulle, die ihm in den Kopf kommt, sofort nachgibt.
Wobei sein Talent in Frage gestellt ist, denn Georg hat ihn nie mehr als einen Akkord am Klavier spielen hören. Allerdings sind Georgs Kenntnisse in der Klaviermusik nicht gerade profund. "Der Tristanakkord war der einzige Akkord, den Georg dem Namen nach kannte. Darum neigte er auch dazu, immer wenn er Wagner oder etwas Wagnerähnliches und einen sehnsüchtig - traurigen und irgendwie unerlösten Akkord hörte, sofort zu sagen: "Der Tristanakkord"."
Nach dem Erfolg des vorangegangenen, hervorragenden Romans von Hans-Ulrich Treichel, "Der Verlorene", war die Erwartung an sein neues Buch natürlich sehr hoch. Vielleicht zu hoch. Leider enttäuscht Treichel seine Leserschaft mit dem "Tristanakkord". Die Beziehung zwischen den beiden ungleichen Männern bleibt blaß und gekünstelt. Der ganze Roman ist ein blutleeres Konstrukt, sehr bemüht, aber inhaltlich nicht überzeugend. Es beschleicht den Leser der Verdacht, dass Treichel sich ein Thema gesucht hat, das ihn schon während des Schreibens selbst nicht mehr interessiert hat. Schade.