... reinlesen





... reinlesen

Die Sonntage, an denen Mamas Nerven so gut sind, dass sie aufstehen will, sind ziemlich anstrengend. Zuerst ist da das Aufräumen, das am Morgen endgültig erledigt werden muss. Man wacht neben Mama im Bett auf und sieht sich verstohlen um. Schlimmstenfalls wacht man von einem Doppelschrei auf. Das ist dann unsere kleine Schwester, die an den Putzeimer gestoßen ist, sodass das Seifenwasser auf den Boden schwappt - das Wasser, das wir für den Küchenboden aufgehoben hatten. Und dann ist es Mama, die schreit, wenn sie heute aufstehen solle, dürften keine verdammten Putzeimer umgeworfen werden. (S. 6 )
» ........... weiter....


Lesezitat nach Margareta Strömstedt - Und der Himmel schaut zu


Karge Kindheit
Margareta Strömstedt -
Und der Himmel schaut zu

Margareta Strömstedt, geboren 1938, ist in Schweden eine vielfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuchautorin. Geehrt wurde sie bereits mit dem renommierten Astrid -Lindgren - Preis und sie erhielt den Haffelump für das beste Kinderbuch des Jahres. In Deutschland lernen sie die Leser mit dem vermutlich autobiografischen Jugendbuch "Und der Himmel schaut zu" kennen.

Der Roman spielt in den 40er-Jahren in Schweden. Margareta hat mit ihrer Familie nicht gerade das große Los gezogen. Die Mutter zieht sich immer häufiger in ihr Bett zurück. Tagelang verlässt sie das Schlafzimmer überhaupt nicht mehr. Ihre Nerven sind angegriffen und sie fällt in eine tiefe Depression. Darum hängt der komplette Haushalt an Margareta, putzen, waschen, einkaufen, die Geschwister hüten, gehört zum normalen Alltag. Doch selbst wenn die Mutter sich entschließt, aufzustehen, wird es nicht einfacher. "Die Sonntage an denen Mamas Nerven so gut sind, dass sie aufstehen will, sind ziemlich anstrengend." Alles soll blitzblank gewienert sein, kein Staubkörnchen darf sie stören. Keine leichte Aufgabe bei vier weiteren Geschwistern.

Der Vater, ein Prediger und häufig in den Missionshäusern der näheren Umgebung unterwegs, wirkt mit seiner Schlampigkeit und Unbeholfenheit auch nicht beruhigend auf die Mutter.

Und dann verliebt sich Margareta auch noch in den blinden Aushilfslehrer. Für ein junges Mädchen sind das eine Menge Probleme auf einmal.

Margareta Strömstedt schildert ihre karge, lieblose schwedische Kindheit in einem sensiblen Ton. Den schönsten Satz hat sie sich für den Schluss aufgehoben. Margareta träumt: "Ich muss unendlich vorsichtig sein, wenn ich mit der Erdkugel über die Abgründe balanciere, ich muss sie fest und behutsam im Arm halten, damit ich sie nicht fallen lassen."

Lesealter ab 12 Jahren



Margareta Strömstedt - Und der Himmel schaut zu
Übersetzt von Brigitta Kicherer
Originaltitel: Julstädningen och döden, © 1984
1999, München, Hanser, 138 S.

dieses Buch bestellen Email Lieferbedingungen


Fortsetzung des Lesezitats ...

Schon nach kurzer Zeit wissen alle, dass mein kleiner Bruder heilig ist und dass die Kraft in ihm wohnt. Zuerst beginnen die Kinder zu flüstern, danach die Erwachsenen. Noch am selben Abend erzähle ich Papa von er Andacht unten am Bach. Ihm kommen fast die Tränen, und er murmelt !eise vor sich hin, mein kleiner Bruder habe etwas Besonderes an sich. Bisher hat Papa Immer geglaubt, mein kleiner Bruder sei eine einzige Prüfung, aber jetzt glaubt er auf einmal, dass er etwas Göttliches an sich hat. Als mein kleiner Bruder an diesem Abend eine Kakao trinkt, ist alles ringsum ganz still, und als er anschließend in seinem Bett auf dem Küchensofa sitzt und sein Abendgebet spricht, hört ihm die ganze Familie mit gefalteten Händen zu. (S. 52-53)
Lesezitat nach Margareta Strömstedt - Und der Himmel schaut zu


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 26.01.2000

Free counter and web stats
Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger