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Urs Riechle -
Das Loch in der Decke der Stube

Exil in Berlin. (seit 1991) Ein seltsamer Gedanke. Wo beginnen? Als nähere man sich einem zutraulichen Ungeheuer. (S.32 )
Eine Akte der Handänderung des Grundstückes Parzelle 33 947 im unteren Stutz über dem Steißtobel von Hannes Tobler, Sohn der Witwe Tobler, an Emil Blauer, wohnhaft im oberen Stutz, unterzeichnet im Jahr 1979.
Eine zweite Akte verzeichnete eine Rentenauszahlung für Markus Tobler, geboren 1964 im unteren Stutz, Sohn des Hannes Tobler, genannt Stein-Hannes, zuhanden dessen sie auszuzahlen sei.
Die Rente wurde allerdings nicht an Stein-Hannes ausbezahlt, wie weiter vermerkt war, sondern direkt an das Kinderheim für Schwererziehbare in Altstetten bei Zürich.
Ich habe mich zweimal in diese Geschichte eingemischt. Für diese beiden Male übernehme ich die volle Verantwortung.(S.81)
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Lesezitat nach Urs Riechle -
Das Loch in der Decke der Stube


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In einem Schweizer Dorf
Urs Richle - Das Loch in der Decke der Stube

Paul Zoll, ein junger Mann mit zweiundzwanzig Jahren, kommt auf ärztlichen Rat in das kleine abgelegene Schweizer Dorf im Kanton Appenzell. Hier versucht er, sein Asthma zu kurieren. Quartier bezieht er beim alten Emil, oben am Berghang. Er hat für Paul ein winziges Zimmer, das reicht aus. Und auch eine Beschäftigung ist schnell gefunden. In der Gärtnerei von Hans, dem Bruder Emils, werden immer Arbeitskräfte gesucht.

Ohne dass Paul es will, wird er in den dörflichen Klatsch miteinbezogen. Erwartungsvoll wird er befragt, wie es ihm denn bei Emil gefalle. Ob er wüsste, dass dieser mit seinem Bruder schon lange einen erbitterten Streit führt. Und das Unglück mit den beiden Söhnen von Hans. Alle beide sind in jungen Jahren verstorben. Glücklicherweise hat er noch Marianne, seine Tochter. Doch eigentlich ist sie gar nicht sein "richtiges" Kind.....

Paul hat Mühe die widersprüchlichen Informationen, die ihm zugetragen werden zu ordnen. Doch je weiter der Sommer voranschreitet, desto tiefer dringt er in die verworrenen Familienzwistigkeiten hinein.

Eines Tages taucht Marianne nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz auf und plötzlich wird Paul, der nie ein Wort persönlich mit ihr gewechselt hat, beschuldigt, an ihrem Verschwinden beteiligt zu sein.

Paul kehrt der Schweiz den Rücken, reist nach Berlin. Doch auch in der Großstadt kann er die lauernden Gesichter seiner Schweizer Dörfler hinter den Vorhängen, nicht vergessen.

Urs Richle hat seinen Protagonisten Paul zum Kristallisationspunkt seines Romans gemacht. An ihm wird die Enge und kleinliche dörfliche Struktur deutlich, die den Menschen die Luft zum Atmen immer mehr verknappt. Asthma ist hier weit verbreitet, trotz des gesunden Bergklimas. Seine Fragen setzen Ereignisse in Gang, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben.



Urs Richle - Das Loch in der Decke der Stube
aus dem Amerikanischen von
Originaltitel: © 199_, ""
1999, München, Piper Verlag, 156 S.,

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Fortsetzung des Lesezitats ...

Es waren nicht nur Hirngespinste.
Einmal - der Dorfplatz war ganz leer - ein Gesicht an einem Fenster der herrschaftlichen Häuser rund um den Dorfplatz. Es war das erste Mal, daß ich plötzlich das Gefühl hatte, nicht mehr auf einem Dorfplatz zu stehen, sondern in einer Zelle, deren Wände voll gespickt waren mit Gucklöchern, aus denen die Wärter spähten, unsichtbar, aber anwesend. Manchmal zeigte sich eines dieser Kontrollorgane. In diesem Fall - ich erkannte ihn sofort - mein ehemaliger Lehrer Kalkgraber.
Er winkte mir. (S.102)
Wie ein verängstigtes Kaninchen saß ich in meiner Kammer in einer Ecke und harrte die Stunden aus, versuchte mir einiges zurechtzulegen und hoffte auf Verschonung, die ich, davon war Ich überzeugt, verdient hatte. Jedenfalls konnte Marianne nicht vor mir auf der Flucht sein. Wir hatten nie miteinander geredet.

Jetzt ist es zu spät.
Ich habe nie danach gefragt, wie sie sich umgebracht hat .
Das wäre nachzuholen. (S.128 III)
Lesezitat nach Urs Riechle - Das Loch in der Decke der Stube


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 4.1.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger