Anna Quindlen - Glücklich leben (Buchtipp/Rezension/lesen)
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Kein Blick zurück

von Anna Quindlen




... bist du glücklich ?
Anna Quindlen - Glücklich leben

nna Quindlen ist eine der erfolgreichsten Journalistinnen Amerikas. Mit ihren Büchern "Kein Blick zurück", "Lebenslinien" und "Die Seele des Ganzen" hat die Pulitzerpreisträgerin Bestseller geschaffen. Und nun erscheint von ihr ein kleines, unscheinbares Bändchen, eine Rede, in wenigen Minuten gelesen, und doch so eruptiv in seiner Wirkung wie der Flügelschlag des Schmetterlings, der den Grundstein für den Hurrikan legte. Eine Rede, die Quindlen vor einer Abschlussklasse eines Colleges gehalten hat, bei der es um nichts Geringeres ging als um die Frage nach einem glücklichen Leben.

"Ich bin von meinem Beruf oder meiner Ausbildung her nicht sonderlich dazu qualifiziert Ratschläge zu erteilen." schreibt sie eröffnend und setzt damit für das Folgende einen gebührenden, bescheidenen Rahmen: Nicht ein Superweib spricht hier, sondern eine Mutter von drei Kindern, die einen Job macht, zugegebenermaßen fantastisch gut, die weiß, dass sich ihre Fähigkeiten durchaus im Rahmen alles Normalen bewegen.

Und gerade dieser Umstand macht die weiterführenden Gedanken über die Frage nach einem glücklichen Leben so glaubwürdig, besonders wohl auch für die angesprochene Zielgruppe: Junge Menschen, die nun am Ende ihrer Ausbildung stehen. Ab jetzt gibt es ein "vorher" und "nachher", entscheiden sich Lebenswege, werden Lebensplanungen konkretisiert - wie wichtig ist mir Geld, Karriere, Freizeit, Familie, Kinder, Urlaub. Was kann ich, was will ich, was werde ich erreichen. Bei all diesen Fragen stehen sie nun allein und wohl nur wenige Lehrer werden ihnen dafür ausreichend den Weg gewiesen haben.

Genau hier setzt die Rede Anna Quindlens an: Was ist das, das flüchtige Lebensglück? Erfolg, Geld, Reichtum? "Jeder von Ihnen da draußen kann all das lernen. Sie müssen sich nur ein Leben zulegen, ein echtes Leben, ein erfülltes Leben. Ein Berufsleben, ja, aber auch noch ein anderes Leben. Der Unterricht ist nie vorbei. Das Klassenzimmer ist überall. Die Abschlussprüfung erfolgt erst am Lebensende. Niemand hat je auf dem Sterbebett gesagt: Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit im Büro zugebracht."

Wir, die etwas Älteren, müssen diese Einsicht wohl nicht mehr kommentieren, denn wir wissen bereits, wie leicht es ist, das Leben zu vergeuden. So zitiert A. Quindlen auch einen Sechs-Zeiler von Gwendolyn Brooks:

LEBE DEN MOMENT.
DENN ER IST SCHNELL VERGANGEN.
UND LÄSST SICH NICHT
FÜR GELD NOCH GOLD
SO, WIE ER WAR,
NOCH EINMAL FANGEN.

Und sie spricht auch vom Tod, vom Sterben, von Krankheit. Alle Komponenten und Gegenspieler des glücklichen Lebens, kondensiert in wenigen Zeilen, finden sich in diesem schmalen Büchlein im Postkartenformat, das mit stimmungsvollen schwarz-weiß Fotografien eine Art Vademecum des Lebensglücks darstellt.

Unbedingt lesenwert, auch wenn die Schlussweisheit des Obdachlosen, der auf das Meer hinausstarrt und deklamiert: "Schauen Sie sich doch nur diese Aussicht an, junge Frau. Diese Aussicht!", in der Literatur in der Erzählung über den Touristen mit dem Fischer am Meeresstrand ein längst erschaffenes Vorbild hat, das aber nicht das Schlechteste sein muss für jemanden, der jetzt sein Leben beginnt zu leben. © manuela haselberger


Anna Quindlen - Glücklich leben
Übersetzt von Almuth Carstens
© 2000, A Short Guide to a Happy Life


2001, München, btb, 64 S, 7.50 €



© 8.2.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de