Philip Pullmann - Das Bernsteinteleskop (Buchtipp/Rezension/Jugendbuch)
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  Lesealter: 12-14 Jahre  

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»Weit weg von hier«, antwortete Will. »Ich habe nichts da-von mitbekommen. Als der Nebel sich lichtete, hatte ich meine Familie verloren, und ich weiß immer noch nicht, wo ich bin.
Du hast mir den Namen des Dorfes gesagt, aber wo liegt dieser Ort? Wo sind wir?«
»Bring mir das große Buch auf dem untersten Regalbrett«, sagte Semjon Borisowitsch. »Dann zeige ich es dir.«
Der Priester zog seinen Stuhl an den Tisch, befeuchtete einen Finger und blätterte die Seiten des Atlas um.

»Hier«, sagte er und zeigte mit einem schmutzigen Finger-nagel auf einen Punkt in Zentralsibirien, weit östlich des Ural. Der Fluss floss, wie der Priester gesagt hatte, vorn Norden des gewaltigen Gebirges in Tibet zum Nordpolarmeer. Will be-trachtete den Himalaja genauer, aber er fand nichts, was der Skizze Baruchs auch nur entfernt geähnelt hätte.
Semjon Borisowitsch redete unablässig. Er fragte Will nach Einzelheiten aus seinem Leben, nach seiner Familie und Hei-mat, und Will, geübt darin, sich zu verstellen, antwortete ihm ausführlich. Nach einer Weile brachte die Haushälterin eine Suppe aus Roter Bete und einen Kanten Schwarzbrot herein. Der Priester sprach ein langes Tischgebet, dann aßen sie.

»Tja«, sagte er schließlich, »was machen wir jetzt, Will Iwanowitsch? Sollen wir Karten spielen oder uns lieber unterhal-ten?« Er ließ für seinen Gast noch ein Glas Tee aus dem Samowar bringen, und Will nahm es mit gemischten Gefühlen entgegen.
»Karten spielen kann ich nicht« sagte er. »Aber ich muss unbedingt weiter. Wenn ich am Fluss bin, glauben Sie, dass ich einen Platz auf einem Dampfer nach Süden bekommen kann?«
Das breite Gesicht des Priesters verfinsterte sich und er bekreuzigte sich mit einer raschen Bewegung des Handgelenks. S. 110
Lesezitat nach Philip Pullmann - Das Bernsteinteleskop



Bookinists Buchtipp

Wer gerne mehrteilige, spannende Schmöker liest, dem seien noch zwei andere Schriftsteller, die im Bereich Jugendbuch/junge Erwachsene schreiben, ans Herz gelegt.
Sowohl Williams als auch Isau bosseln gerade an spannenden Mehrteilern:


Otherland

von Tad Williams


Der Kreis der Dämmerung

von Ralf Isau



Unterwegs in verschiedenen Welten
Philip Pullmann - Das Bernsteinteleskop

ie Fans von Philip Pullman mussten ziemlich lange auf den abschließenden Band seiner Trilogie "Das Bernstein -Teleskop" warten. Zuerst war das Manuskript nicht fertig, weil Pullman den Abgabetermin immer wieder verschob, dann ging die Übersetzung nicht so schnell, wie geplant, doch endlich ist es so weit. Immerhin hat der neue Wälzer annähernd 600 Seiten und es stellt sich heraus, die Geduld hat sich ausgezahlt.

Mit kraftvollen Bildern und einer flüssigen Sprache erzählt Philip Pullman die aufregende Geschichte von Will und Lyra zu Ende. Die beiden haben, nachdem Will Lyra im Himalaja Gebirge wieder gefunden und sie aus den Fängen ihrer Mutter befreit hat, eine neue schwierige Aufgabe vor sich. Es gilt, den Abstieg in das Reich der Toten zu wagen. Lyra hat mit ihrem verstorbenen Freund Roger noch einige Fragen zu klären, sie möchte ihn vor allem um Entschuldigung bitten und Will wünscht sich von seinem Vater, den er nur kurze Zeit sprechen konnte, noch einige wichtige Informationen. Doch aus dem dunklen Reich der Gespenster und Schatten ist noch niemand zurückgekommen. Ob das magische Messer den Kindern helfen kann? Währenddessen rüstet die konservative Kirche zu einem neuen Angriff.

"Nie zuvor haben sich Engel, Menschen und Wesen anderer Welten verbündet. Wir haben die größte Streitmacht aller Zeiten versammelt, und doch reicht vielleicht nicht einmal die aus."

Sehr lange bleibt die Rolle von Lyras Mutter, Mrs. Coulter, völlig unklar. Auf welcher Seite steht sie? Bringt sie es wirklich fertig, die eigene Tochter aus Missgunst und Neid zu verraten. Oder hilft sie ihrem Ehemann Lord Asriel doch noch in letzter Minute? Aber sind seine Ziele redlich?

Glücklicherweise kann die Forscherin Mary Malone den Kindern mit ihrem neu entwickelten Bernstein-Teleskop zu Hilfe eilen. Und so klärt sich am Ende alles doch noch zum Guten. Doch wer jetzt glaubt, Philip Pullman löst alle Fäden seines spannenden Unterhaltungsromans zum Wohlgefallen der Leser auf, nein, der liegt völlig falsch.

Zugegeben, das wäre auch wohl zu kitschig. Das Ende birgt einen traurigen Schluss, denn das Magische Messer hat seine Funktion erfüllt und Will und Lyra können nicht, doch Halt, hier wäre jetzt wirklich um ein Haar zu viel verraten worden.

"Das Bernstein-Teleskop" setzt den Schlusspunkt einer großen Trilogie, die in einer bisher nicht da gewesenen Art und Weise vom fantastischen Reich Kindheit erzählt, in dem Reisen in verschiedene Welten ohne Schwierigkeiten möglich sind. Es ist auch ein wunderschöner Roman über die erste Liebe unter Heranwachsenden und die Geheimnisse der Seele, ohne dass sie platt ausgebreitet werden.

Jungen Lesern, die sich nach Harry Potter ein neues, anspruchsvolles Leseabenteuer wünschen, das sie mit Haut und Haaren in die Bücher saugt, denen sollten alle Bände der Trilogie Philip Pullmans in die Hand gedrückt werden und am besten dazu auch gleich eine Entschuldigung für die nächste Woche in der Schule. Denn dafür bleibt dann wirklich keine Zeit. © manuela haselberger


Philip Pullmann - Das Bernsteinteleskop
Originaltitel: "His Dark Materials 3. "The Amber Spyglass", © 2000
Übersetzt von Wolfram Ströle und Reinhard Tiffert
2001, Hamburg, Carlsen Verlag, 593 S.,
  (gebunden)


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Fortsetzung des Lesezitats ...

»Glaubst du. wir können ihnen trauen, auch wenn wir schlafen?«, fragte Will.
»Ich glaube schon. Sie sind zwar stolz und hitzig. meinen es aber ehrlich.«
Damit kehrten sie zu den Gallivespiern zurück Lind Will sagte: »Ich lege mich jetzt schlafen. Morgen früh brechen wir auf.«

Der Chevalier nickte. Der Junge legte sich hin und schlief sofort ein.
Lyra setzte sich neben ihn, und Pantalaimon. der nur eine Katze war, kuschelte sich in ihren Schoß. Wie gut es für Will war, dass sie neben ihm wachte. Er kannte wirklich keine Furcht, und dafür bewunderte sie ihn sehr; aber er besaß kein großes Talent zum Täuschen und Lügen, was ihr wiederum selbstverständlich gelang wie das Atmen. Als sie jetzt darüber nachdachte, fühlte sie sich geradezu tugendhaft, denn sie tat das schließlich nur für Will und nie für sich selbst.
Eigentlich hatte sie noch einmal das Alethiometer benutzen wollen, doch zu ihrer Überraschung fühlte sie sich jetzt so erschöpft, als wäre sie die ganze Zeit nicht bewusstlos, son-dern wach gewesen. So legte Lyra sich neben Will und schloss Augen für ein kurzes Nickerchen, wie sie sich einredete, ehe sie ebenfalls einschlief. S. 189

Das Fernrohr holte ihn zwar näher heran, doch ließ sich damit nicht viel mehr erkennen. Eine Wolke sieht immer wie eine Wolke aus, egal wie sehr man sie vergrößert.
»Für den Wolkenberg«, erwiderte Ogunwe. »Oder den - wie nennen sie ihn gleich? Den Streitwagen?«
»An dessen Zügeln der Regent steht. Er weiß sich gut zu verbergen. dieser Metatron. Von ihm ist in den apokryphen Schriften die Rede. Er war einst ein Mensch, genannt Enoch, der Sohn des Jared, sechs Generationen nach Adam. Jetzt regiert Metatron das Reich des Allmächtigen, und wenn der am Schwefelsee aufgegriffene Engel Recht hatte - der Engel, der als Spion in den Wolkenberg eindrang -, will er noch viel mehr. Der Regent will nach seinem Sieg in der bevorsteheden Schlacht direkt in das Leben der Menschen eingreifen. Stellt Euch das vor, Ognuwe - eine ständige Inquisition, schlimmer als alles, was das Geistliche Disziplinargericht je ausgebrütet hat, mit Spitzeln und Verrätern in allen Welten und unter der persönlichen Leitung jenes Geistes, der diesen Berg in der Luft hält ... Der alte Gott hatte wenigstens den Anstand, sich zurückzuziehen. Die Drecksarbeit, die Verbrennung der Ketzer und die Hinrichtung der Hexen, überließ Er Seinen Priestern. Der neue Gott wird bei weitem furchtbarer sein.« S. 422
Lesezitate nach Philip Pullmann - Das magische Messer












da gibt´s mehr von
Philip Pullmann:

Taschenbuch:



Der goldene Kompass

Band 1
© 1998 (TB)


Das magische Messer

Band 2
© 1999 (TB)

gebunden:



Das Bernstein- Teleskop

Band 3
© 2001



Der Rubin im Rauch

© 1998


Der Schatten im Norden

© 1998


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© 22.02.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de