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Sie werden eines Morgens wach und stellen fest, dass Sie sich in einen Erwachsenen verwandelt haben. Verwirrt begeben Sie sich ins Schlafzimmer Ihrer Eltern: Sie sind wieder zu Kindern geworden. Erzählen Sie die Fortsetzung.

Bitte schön. In vier Tagen muss der Aufsatz fertig sein. Ist ja einfach, mit einer Mutter, die immer gleich geblieben ist, und einem Vater, der ein richtiges Kind ist und behauptet, dass es keine Erwachsenen gibt! Und mittendrin bin ich, der ich nie einen Funken Phantasie hatte, ich, der nicht mal sich selbst beschreiben kann ... Dieser Scheißkerl von Crastaing! Ich verabscheue dich, dich und deine Beschreibungen, dich und deine Ferienerzählungen, dich und deinen Garten und deine Tanten, ich hasse dich, dich und deine Familienthemen, immer wieder die Familie, ich ... (Bestimmt hab ich ihn noch lange beschimpft, nachdem ich schon eingeschlafen war.)

S 140-141

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Daniel Pennac - Kamos gesammelte Abenteuer


Kamo - ein eigenwilliger Zeitgenosse
Daniel Pennac - Kamos gesammelte Abenteuer

Mit Kamo, dem eigenwilligen französischen Jungen, bei dem pausenlos eine "Idee des Jahrhunderts" die andere jagt, nach dem Motto, je schräger, desto besser, gibt Daniel Pennac, bekannt vor allem durch seine Malaussène-Romane, sein Debüt im deutschen Kinderbuch.

So schnell kann kein Mensch schauen, wie Kamo sich in die aberwitzigsten Abenteuer verstrickt. Hätte er nicht seinen, in abwegigen Einfällen nicht minder begabten besten Freund, wer weiß, vielleicht wäre sein Dasein etwas weniger anstrengend. "Wir haben uns in der Kinderkrippe kennen gelernt. Nachbarwiege. Mein Uraltspezi. So `ne Art Bruder."

Und wer in die Schule geht, der braucht sich um Probleme nicht mehr sorgen, sie stellen sich mannigfach ein. Der ätzende Englischunterricht geht Kamo auf den Geist. Nicht einmal seine Mutter will einsehen, dass ihm seine angeborene Zweisprachigkeit, Französisch und Dialekt, absolut ausreicht. Doch Kamos Mutter ist, ähnlich wie ihr Sohn, ein ausgesprochen schwerer Fall von Hartnäckigkeit, "so wie sie ist, könnt sie sich nicht mal als Leuchtturmwärterin halten - sie bekäme sofort Krach mit den Möwen!" Sie findet einen recht außergewöhnliche Weg, Kamo Englisch schmackhaft zu machen. Eines Abends bringt sie ihm fünfzehn Adressen englischer Brieffreundinnen mit. Jetzt ist Kamo am Zug, und wie er in drei Monaten mit Catherine, seiner fernen großen Liebe, das verhasste Englisch auf Topform poliert, - genial.

Und die Schule hält weitere Tücken bereit. Allein ein Aufsatz zu dem oberlangweiligen Thema, "Rollentausch: wenn die Eltern wieder Kinder wären", bringt Kamo ganz schön ins Schwitzen.

Kamo wäre nicht Kamo; er meistert alle Herausforderungen glänzend, einfallsreich und bewahrt sich dabei immer seinen eigenen individuellen Weg. Der ist oft gar nicht so leicht zu finden.

Lesealter ab 10 Jahren



Daniel Pennac - Kamos gesammelte Abenteuer
Originaltitel: Kamo, © <1992
Übersetzt von: Wolfgang Rentz
2000, Weinheim, Beltz & Gelberg Verlag, 262 S.,

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Fortsetzung des Lesezitats ...

Countdown

Man sollte nie jemanden beim Einschlafen verwünschen, das bringt Unglück. Am nächsten Morgen war Crastaing nicht da. Zuerst glaubte das niemand. Wir warteten auf ihn, unbeweglich und still. (So wie er plötzlich wie eine Erscheinung aus dem Nichts auftauchte und den Erstbesten, der sich gerade bewegt hatte, rauspickte, so machte er uns noch mehr Angst, wenn er er sich verspätetet.) Die Tür ging auf Es war Ménard, der uns einze1n aufrief. Fünf Schüler fehlten. Ménard ging stirnrunzelnd wieder hinaus. Erneut Schweigen und Warten. Schließlich flüsterte der lange Lanthier: »He Jungs, vielleicht ist er tot!«

Da Crastaing niemals krank war, konnte man sich nichts anderes vorstellen.

Kamo lachte düster vor sich hin. »Selbst wenn er tot ist, ist er hier. Und wenn er hier ist, wird er sich dich vorknöpfen, Lanthier... «

Alle spürten den eisigen Lufthauch. Eine zitternde Stimme flüsterte: »Findest du das lustig, Kamo? « »Nein«, sagte Kamo.

Mit einem Satz fuhr die ganze Klasse geschlossen hoch, als die Tür ein zweites Mal aufging. Es war wieder Ménard.

»Ihr Lehrer ist abwesend. Sie haben eine Übungsstunde. Arbeiten Sie, ich passe auf.«

Abwesend? Übungsstunde? Freudenausbruch. Der Aufsichtslehrer hob die Hand. »Für Ihren Aufsatz gelten dieselben Regeln: Zwei Stunden für diejenigen, die zu spät abgeben.«

Lesezitate nach Daniel Pennac - Kamo


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 31.03.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
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