Die Leiche lag da, wo die Flut sie hingetragen hatte. Auf einem Haufen Felsbrocken und Tang zwischen der kleinen Badebucht, die bei den Einheimischen als Forty Foot bekannt ist. undd er kleinen Straße, die am Martello Tower vorbeiführt. Jack Donnelly roch sie, als er sich vorsichtig einen Weg über die schlüpfrigen Steine suchte und unsicher über den Tümpel mit Brackwasser sprang. Er hatte noch nie verstanden, wie man hier schwimmen gehen konnte. Es war eiskaltr, sogar mitten im Sommer, und seiner Meinung nach schmutzig. Zu nah bei der Stadt. Obwohl die Böen oft die Wellen aufrührten, fand er, dass der Wind den Dreck und den Müll nur wieder an die Küste trieb, statt ihn in die trübe, graue frische See hinauszubefördern.
Und genau das war mit dieser Leiche passiert, die jetzt zu seinen Füßen lag. Weiß Gott, wo sie ins Wasser gefallen war, aber wo immer es gewesen war, sie hatte dem Sog zur Küste hin nicht entkommen können. Er zog ein frisches Taschentuch aus der Tasche und hielt es sich vor die Nase, bevor er sich hinunterbeugte, um genauer hinzusehen. Der Geruch stieg vor ihm auf wie dichter nebliger Dunst über der See. Er presste die Nasenflügel fest mit Daumen und Zeigefinger zusammen und versuchte das Erbrechen zu unterdrücken, als er dicht neben dem toten Mann niederkniete.
S. 57
Rachel wartete, bis Donnelly sich entfernt hatte und Elizabeth Hill wieder allein war. Dann ging sie auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Elizabeth schaute sie an, ihrem Blick war anzusehen, dass sie sie erkannte.
"Sie sind die Frau auf dem Fotos oder ?"
Rachel nickte
.
"Sie waren ihre Freundin, nicht wahr?"
Rachel nickte wieder, sie konnte nichts sagen.
"Danke, ich danke lhnen für alles, was Sie für sie getan haben. Sie hat mir über Sie geschrieben. Sie hat mir alles über Sie erzählt und mir gesagt, wie sehr sie Sie mochte."
Elizabeths Händedruck war fest, ihre Hand warm. Sie legte Rachel einen Arm um die Schulter und küsste sie auf die Wange.
"Seien Sie stark", flüsterte sie ihr ins Ohr. "Seien Sie stark für mich und für Judith." S. 193
"Moment mal." Er richtete sich auf' und sah sie an. "Eine Affäre mit wem? "
Sie lachte laut über den Ausdruck der Überraschung auf seinem Gesicht.
"Sie sind schockiert", sagte sie. "Sie. der alles gesehen hat. Hat Ihnen das niemand gesagt? Ich hätte eher gedacht, dass sie es alle kaum erwarten können, das wahre Ausmaß meiner Schande zu enthüllen."
Und dann war er mit dem Lachen an der Reihe, als er sie sich das vorstellte. Wie alle einfach nur von einer Beziehung mit jemandem aus einer befreundeten Familie gesprochen und er und alle anderen automatisch angenommen hatten, es ginge um einen Mann.
"Ich habe nicht nur die Ehe gebrochen, verstehen Sie, Ich bin auch noch Lesbe. Ein doppelter Schock. Und mein Mann musste das Wissen darum erdulden, von einer Frau Hörner aufgesetzt bekommen zu haben, und noch dazu von einer Frau, die erkannte und mochte. Von der lieben Jenny Bradley. Sie war verheiratet. Sie und ihr Mann waren Nachbarn von uns. Wir liefen zusammen weg. Wir verließen beide unsere Familien. unsere Männer und unsere Kinder. Aber sie kehrte zu ihnen zurück. Sie konnte es nicht ertragen und stellte dann fest, dass sie sie alle mehr liebte als mich. Aber was mich anging, war es nicht so. Und Mark hat mir nie die Anstößigkeit, die Demütigung vor der Öffentlichkeit und die Schande vergeben. Deshalb war unser Kampf um das Sorgerecht so erbittert und zog sich so lange hin. Deshalb habe ich auch die Kinder entführt und hierher gebracht. lch weiß, dass es schändlich war."
"Schändlich? War es das? Ich würde meinen, es war ziemlich töricht. Sie mussten doch wissen, dass die britische Polizei sie finden und zurückbringen würde." Sie nickte. "Wahrscheinlich wusste ich das. Ich erinnere mich nicht recht an das, was ich dachte oder wusste."
S. 238
Und darunter standen in kaum leserlicher Handschrift das Datum und der Text.
Ich habe meine Tochter Judith nicht umgebracht( oder sie in irgendeine Weise verletzt. Ich weiß nicht, wer es getan hat. Aber ich kann den Gedanken weiterer Schande und Demütigung nicht ertragen. Ich weiß, dass man mich des Mordes beschuldigen wird. Dann wird man mich vor Gericht stellen und für schuldig befinden. Ich könnte nicht ins Gefängnis gehen. Es ist für alle besser so.
Keine Unterschrift. S. 284
Lesezitate nach Julie Parsons - Rache kennt kein Gebot