Susanne Mischke - Wer nicht hören will, muß fühlen. (Buchtipp/Rezension/lesen)
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Schlachtabfälle, Eingeweide von Tieren und Geflügel, wie sie im Haushalt oder in größeren Mengen in Schlachthäusern abfallen, sind dop-pelt so gehaltreich wie reiner Stallmist, müssen aber verfaulen, sie sind frisch zu scharf. Deshalb auf den Kompost-haufen damit! Boettnens Gartenbuch, 1969

»Die sind von einem Schwein«, sagt Frau Pauly. »Einem Schwein?« fragt Rosa. »Ja, einem Schwein.« »Das sind keine Schweineknochen. « »Ein Hund wird sie verbuddelt haben.« Beide senken den Blick in das Erdloch. »So tief gräbt kein Hund.« Frau Paulys schmächtiger Brustkorb hebt sich, als sie ver-ärgert schnauft. »Nun gut. Wir haben sie vergraben. Damals, nach dem Krieg. Hier wurde ab und zu schwarz geschlachtet, unten, in der Waschküche. « »Das sind keine Schweineknochen«, wiederholt Rosa. »Hunde hatten wir auch. Zwei Riesenschnauzer, Terry und Harry; und davor mal einen Spitz. Das war ein ganz scharfer. War auch gut so, sonst hätten die uns alles geklaut.« Frau Paulys Arm beschreibt einen Bogen von der gestutzten Thujenhecke im Norden über die noch kahlen Rosen hinweg bis zu den baumhohen Hibiskussträuchern an der süd-lichen Grundstücksgrenze. »Das war mal ein Acker. Kartoffeln, Rüben, Kohl. Können Sie sich das vorstellen?« »Nein.« »Wir waren darauf angewiesen, zum Uberleben. Und zum Tauschen.« S. 5


Lesezitat nach Susanne Mischke - Wer nicht hören will, muß fühlen.


Bookinists Buchtipp zu einem weiteren Krimi
von Susanne Mischke


Die Eisheilige




Explosiver Gartendünger
Susanne Mischke - Wer nicht hören will, muß fühlen.

Es ist ein grausiger Fund, den Rosa, Gärtnerin, im Garten ihrer Kundin ausgräbt, als sie ein Pfirsichbäumchen pflanzt.

Auch wenn die Dame massiv beteuert, dass es sich dabei um alte Schweineknochen aus dem Krieg handelt, ist sich Rosa sicher: es sind Teile eines menschlichen Skeletts, die sie in der Hand hält.

Nie im Leben hätte sie allerdings gedacht, dass diese verwitterten Knochen mit ihrer eigenen Familie zu tun haben. Ihre Mutter verschwand, als Rosa sechs Jahre alt war. Niemand hat je wieder von ihr gehört.

Ein subtiler Krimi um ein gut gehütetes, besser gesagt, gründlich verscharrtes Familiengeheimnis. © manuela haselberger

Susanne Mischke - Wer nicht hören will, muß fühlen.





2000, München, Piper Verlag, 313 S.,

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Bücher von
Susanne Mischke:

Taschenbuch:

  • Stadtluft © 1994
  • Freeway © 1995
  • Mordskind © 1998
  • Der Mondscheinliebhaber © 1999
  • Die Eisheilige © 2000



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    Fortsetzung des Lesezitats ...

    Rosa gräbt. Stich für Stich, Schaufel für Schaufel in gleichmäßigen Rhythmus. Sie gräbt und grübelt. Zu einem Ergebnis ist sie bereits gekommen: Ich bin eine naive Gans. Ich glaube zu leicht an Zufälle: Volkers ritterliches Auftauchen nach dem Abend im Weststadt, ihre angebliche Geschwätzigkeit im Suff. Von wegen. Er wußte längst von dem Skelett, aber nicht von mir, sondern von seiner Großmutter. Der Junge auf dem Bild. Rosa würde es sich gerne noch einmal ansehen, doch Frau Pauly ist nicht zu Hause, schon einen ganzen Nachmittag nicht. Was auch sein Gutes hat, sie würde sich garantiert wegen ihres Rasens aufregen.
    Schaufel um Schaufel Erde wirft Rosa hinter sich, sie gräbt immer im Kreis um den Pfirsichbaum, der jetzt inmitten des aufgewühlten Bodens wie auf einer Insel steht. Hoffentlich kriege ich das wieder einigermaßen hin, bis sie zurückkommt. Aber was bleibt mir anderes übrig? Nur so kommt vielleicht die Wahrheit ans Licht. Jeder hat seine Methode. Meine ist Graben. Sie richtet sich auf und wischt sich über die Stirn. Weiter unten beginnt die schwere Lehmschicht, und die großen Brocken Odenwälder Granit, die dazwischen lagern, erleichtern die Sache nicht gerade. Sie steckt sich eine Zigarette an, macht aber keine Pause, sondern arbeitet weiter, die Kippe im Mundwinkel. S. 124

    Lesezitate nach Susanne Mischke - Wer nicht hören will, muß fühlen.


    © 27.11.2000 by
    Manuela Haselberger
    Quelle: http://www.bookinist.de