Sándor Márai - Das Vermächtnis der Eszter (Buchtipp/Rezension/lesen)
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Was Gott mit mir noch vorhaben mag, weiß ich nicht. Aber bevor ich sterbe, will ich die Geschichte des Tages aufschreiben, an dem Lajos zum letzten Mal bei mir war und mich ausgeraubt hat. Seit drei Jahren schiebe ich diese Arbeit vor mir her. Jetzt habe ich das Gefühl, eine nicht zu überhörende Stimme dränge mich, die Geschehnisse jenes Tages - und alles, was ich über Lajos weiß - festzuhalten, denn das sei mein Auftrag, und mir bleibe nicht mehr viel Zeit. Eine solche Stimme ist nicht mißzuverstehen. Und deshalb gehorche ich, in Gottes Namen.

Ich werde bald sterben. Habe ich noch Angst vor Tod? . .. Der Sonntag, an dem Lajos zum letzten Mal bei uns war, hat mich auch von dieser Angst geheilt. S. 5

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Lesezitat nach Sándor Márai - Das Vermächtnis der Eszter



Bestseller von
Sándor Márai:

Die Glut


Hörbuch von
Sándor Márai:


Die jungen Rebellen


Ein ungarischer Filou
Sándor Márai - Das Vermächtnis der Eszter

Wer den Roman "Die Glut", von Sándor Márai, der sich zu einem Überraschungserfolg auf den Bestseller-Listen entwickelte, genossen hat, -zugegeben, das Literarische Quartett war nicht ganz unschuldig daran - der wird auch das nächste Buch des Ungarn mit Begeisterung zur Hand nehmen und verschlingen.

Es geht erneut um eine vertrackte Dreiecksgeschichte. Der charmante Lajos, der das Herz Eszters, einst im Sturm erobert hat und die einzige große Liebe ihres Lebens bleibt, kehrt nach zwanzig Jahren zurück, um ihr zu erklären, warum er damals nicht sie, sondern ihre Schwester geheiratet hat.

Drei Briefe, die der verführerische Lügner präsentiert, fördern eine schreckliche Wahrheit zu Tage. Denn diese Schrifttücke, die Lajos an Eszter geschrieben hat, sind nie in ihre Hand gelangt. Ihre Schwester, das stellt sich nun heraus, wusste dies zu verhindern.

Mit nur wenigen Personen zaubert Sándor Márai eine beklemmende, aufgeheizte Atmosphäre und voller Spannung fiebert der Leser Eszters Entscheidung entgegen. Wird sie Lajos glauben und erneut seinem Charme verfallen oder ist sie ein für alle Mal, gegen seine Verführungskünste gewappnet? Eine hervorragende psychologische Studie, mit einem, auf den ersten Blick, sehr überraschenden Schluss.

"Das Vermächtnis der Eszter" gehört zu den Büchern, die den Leser noch eine ganze Weile beschäftigen.


Sándor Márai - Das Vermächtnis der Eszter
aus dem Ungarischen von Christina Viragh
Originaltitel: © 1939, "Eszter hagyatéka"
© 2000, München, Piper Verlag, 176 Seiten, 16.90 € (HC)
© 2001, Parlando Edition Christian Brückner ,
    2 Cassetten, 20.00 € (MC)
© 2003, München, Piper Verlag, 176 Seiten,   8.00 € (TB)




      gebundenes Buch

      Taschenbuch

      Audio - Cassetten


Fortsetzung des Lesezitats ...

"Was ist schon eine Handlung? Immer willkürlich, immer überraschend. Man steht daneben und schaut sich selbst beim Handeln zu. Die Absicht hingegen, die macht schuldig, Eszter. Meine Absichten waren immer lauter", sagte er befriedigt.

"Ja", sagte ich unsicher. "Es kann sein, daß deine Absichten lauter waren."

"Ich weiß doch", sagte er sanft und ein bißchen beleidigt, "daß ich nicht in diese Welt passe. Was wollt ihr von mir? Soll ich mich mit sechsundfünfzig noch ändern? Ich habe für alle immer nur das Gute gewollt. Die Möglichkeiten für das Gute sind hienieden aber beschränkt. Man muß das Leben verschönern, sonst ist es unerträglich. Deshalb habe ich Éva das vom Ring gesagt. Diese Möglichkeit war für sie in dem Augenblick eine Beruhigung. Deshab habe ich vor fünfzehn Jahren zu Laci gesagt, ich würde ihm das Geld zurückgeben, obwohl ich wußte, daß ich es nie zurückgeben würde, deshalb habe ich zu den Menschen vieles gesagt, und im Augenblick, da ich sie auf diese Art ermunterte oder beruhigte, war mir schon klar, daß Ich mein Wort nie halten würde. Deshalb habe ich zu Vilma gesagt, ich liebe sie."

''Warum hast du das gesagt?" Ich staunte selbst über meine gleichgültige Stimme.
''Weil sie es gern hörte", sagte er leichthin. "Weil sie ihr Leben auf dieses Wort gesetzt harte. Und weil du nicht verhindert hast, daß ich es sage."
''Ich?" fragte ich, und eine seltsame Befangenheit schnürte mir die Kehle zusammen. "Was hätte ich tun können?"

"Alles, Eszter", sagte er unschuldig, fast kindlich mit der Stimme seiner Jugend. S. 127
Lesezitate nach Sándor Márai - Das Vermächtnis der Eszter



© by Manuela Haselberger
rezensiert am 14.8.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger

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