Lesezitat
Diogenes-Leseprobe
Lesezitat
Die Frau ging ruhigen Schrittes auf den leeren campo. Zu ihrer Linken gähnten die vergitterten Fenster einer Bank, leer in jenem wohlbehüteten Schlaf, der sich in den frühen Morgenstunden einstellt. Sie ging bis zur Mitte des Platzes und blieb dort neben den durchhängenden Ketten um das Denkmal für Daniele Manin stehen, der sich für die Freiheit der Stadt geopfert hatte. Wie passend, dachte sie.
Von links hörte sie ein Geräusch und drehte sich danach um, aber es war nur ein Wachmann der Guardia di San Marco mit seinem hechelnden Schäferhund, der viel zu jung und gutmütig aussah, um auf Diebe gefährlich zu wirken. Falls der Wachmann es seltsam fand, morgens um Viertel nach drei eine Frau in mittleren Jahren reglos auf dem Campo Manin stehen zu sehen, ließ er sich davon nichts anmerken; er steckte weiter seine orangefarbenen Zettel zwischen die Türrahmen und Schlösser der Geschäfte, Beweise dafür, daß er seine Runde gemacht und den jeweiligen Besitz unangetastet vorgefunden hatte.
Lesezitat aus Donna Leon - In Sachen Signora Brunetti, S. 7
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In Sachen Signora Brunetti
Donna Leon - In Sachen Signora Brunetti
Das hätte sich Kommissar Brunetti in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, dass er einmal seine eigene Frau aus
dem Gefängnis pauken muss. Die hitzköpfige Signora hat, um gegen den wachsenden Sextourismus nach Thailand zu
protestieren, das Schaufenster eines Reisebüros eingeworfen.
Zugegeben, etwas naiv, dieser Gedanke,
doch für den venezianischen Commissario ergeben sich durch die spontanen Aktionen seiner Frau beruflich eine Menge
Schwierigkeiten.
Und dann wird der Leiter des Reisebüros tot aufgefunden.
Auch die Schuld der unberechenbaren Signora?
Jetzt ist Hilfe nötig, vom Ehemann, selbstverständlich.
Eine echte Leon, mit all ihrer liebenswerten Pflege des Schauplatzes und der Charaktere, aber vom Fall selbst betrachtet zu schwach und konstruiert,
als dass man diese achten Brunetti-Krimi unbedingt gelesen haben müsste.
© manuela haselberger
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Donna Leon - In Sachen Signora Brunetti
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aus dem Amerikanischen von Monika Elwenspoek
Originaltitel: © 2000, "Fatal Remedies"
2000, Zürich, Diogenes , 375 S., 19.90 €
2001, Zürich, Diogenes, 375 S., 9.90 € (TB)
2002, Mnchn, Steinbach Sprechende Bücher, 6 Cass, 29.80 €
2002, Mnchn, Steinbach Sprechende Bücher, 7 CD, 29.80 €
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