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Brandstiftung in der Provinz Uta-Maria Heim - Glücklich ist, wer nicht vergißt
Zunächst hört sich die neue Arbeit ganz interessant an. In einem Zentrum für Alzheimerkranke soll Angelika tätig werden. Doch kurz nachdem sie ihren Chef kennen gelernt hat, bricht er tot am Schreibtisch zusammen. Die Würgemale am Hals, die nur Angelika auffallen, deuten auf keinen natürlichen Tod hin. Angelikas sensible Antennen stehen auf Alarm. Ihr nächtlicher Autounfall entpuppt sich als verkappter Mordanschlag. Sie will es sich nicht eingestehen: Hat tatsächlich ihr besonderer Schützling, die alte Fanny, deren Haus erst vor kurzem bis auf die Grundmauern abgebrannt ist, damit zu tun? Die Gespräche mit Fanny sind schwierig, denn es ist nicht auszumachen, ob sie tatsächlich an Alzheimer erkrankt ist1 oder ob sie sich einfach in ihre eigene Phantasiewelt zurückzieht und ihr Verstand messerscharf arbeitet. Erste Zweifel daran hatte auch der tote Dr. Kerner geäußert. Die verschlafene schwäbische Provinz, deren Häuser ,,die manifestierte Auflösung zweier kopulierender Bausparverträge und entsprechend solide" und ohne eigenen Stil auskommen, hält für Angelika Überraschungen bereit, die bis in die Zeit der braunen Vergangenheit reichen. Krimiautorin Uta-Maria Heim hat mit der forensischen Psychologin Angelika Haupt eine interessante Serienfigur geschaffen, die mit Sohn Mio, ihrem Partner, dem Journalisten Thies, und ihrer nicht immer geliebten Arbeit, einen Spagat versucht, der vielen Frauen aus ihrem Alltag bekannt vorkommt. Für den ersten Band der Serie "Engelchens Ende" wurde Heim mit dem Glauser 2000 geehrt. Diese Qualität kann sie leider in der Fortsetzungsgeschichte nicht halten, dazu ist der Plot am Ende zu sehr ins Groteske abgedriftet. Doch die schwäbische Milieustudie ist hervorragend. "Wellblech-Klitschen, Baumärkte und lkea verbanden sich mit EU-Normfertighäusern, Autobahnbaustellen und Baumschneisen zu einer äußeren Anstalt des Wahnsinns. Hier wütete die zerstörerische Demenz flächenübergreifend an der frischen Luft." Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen, diese Landschaft ist dabei sich rasant auszubreiten. Bei diesen Sätzen, und Uta-Maria Heim hat eine ganze Menge davon parat, stimmt jeder Vergleich. Sie sitzen absolut perfekt.
2002, Reinbek, rororo, S. 239, (TB)
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© 3.11.2000 by Manuela Haselberger Quelle: http://www.bookinist.de |