orst Eckert erhält am 19.05.2001 den höchstdotierten deutschen Krimipreis, den Glauser, für seinen Roman "Die Zwillingsfalle".
Damit gehört er unter den Thrillerautoren schlicht zu den Oscar-Preisträgern.
Ganz unbekannt ist Eckert dieses Metier nicht, denn es liegen von ihm bereits vier Thriller im Grafit Verlag vor. Die Protagonisten seiner Romane sind die Ermittler vom Kriminalkommissariat KK1 und der Sondereinsatztruppe. Menschen, die auf der Seite von Recht und Ordnung kämpfen? Weit gefehlt. Es sind Männer und Frauen, die täglich versuchen ihre Haut zu retten, das monatliche Budget mit einigen, zugegeben nicht legalen Nebentätigkeiten aufbessern, und um das Glück ihrer Familie kämpfen, trotz der gnadenlosen Schichtzeiten. Und dabei gilt es tough an der Karriereleiter zu stricken, denn sonst droht ein öder Verwaltungsjob. Dass es dabei hin und wieder einen Toten gibt, der ganz gut ins Konzept der Ermittler passt, fällt kaum auf.
Leo Köster ist Mitglied der Sondereinsatztruppe. Er ist der beste Mann der Abteilung. Privat macht ihm seine Scheidung zu schaffen, vielleicht zittert darum seine Hand in letzter Zeit so unkontrolliert. Mit seinem Kollegen Haffke dreht er kleinere Raubdelikte, wenn es sich ergibt. Nicht ganz ungefährlich, doch die beiden sind ein gut eingespieltes Team. Bis Haffke tot in der Sauna des Fitness-Centers aufgefunden wird, zusammen mit fünf weiteren Leichen. Ein Blutbad der Extraklasse. Für die Soko-Leiterin Ela Bach ein Albtraum. "Sie hatte das Gefühl, irgendwo da oben sei ein Schlachthaus, jemand habe die Klappe geöffnet und die blutige Sauce flösse ihr in breitem Strom entgegen."
Gleichzeitig läuft in Düsseldorf ein Mega-Deal der Fusionsgeschichte, der stark an die Übernahme von Mannesmann - Vodafone erinnert. Seit einigen Wochen wird der Vorstandsvorsitzende Jagenberg verfolgt und erpresst. Kann es sein, dass Leos Freund Haffke die Finger im Spiel hatte und darum sterben musste?
Bei Horst Eckerts "Zwillingsfalle" ist alles vertreten, was den amerikanischen hardboiled Krimi auszeichnet: vom korrupten Polizisten, der über Leichen geht, bis zum schmierigen Konzernchef, der für den geplanten Vorruhestand mit seiner jungen Geliebten nebenbei einige Millionen scheffelt. In dieser Fülle von Geschichten, bevölkert mit sensibel ausgearbeiteten Protagonisten, liegt die Stärke des Romans und zugleich seine Schwäche, denn Eckert lässt nicht ein gängiges Motiv des Genres aus. Alles wird in höllischem Tempo abgearbeitet: Mordende Staatswächter, Erpressung, Drogengeschäfte, Vergewaltigung, Mobbing von Frauen im Polizeialltag, die junge Geliebte, die mit dem eigenen Vater ein Verhältnis hat, der straffällig gewordene Sohn aus reichem Elternhaus, und das alles geballt auf 350 Seiten. Für meinen Geschmack - too much, doch so viel sei versichert, Langeweile kommt bei diesem Krimi nicht auf.
© manuela haselberger