Horst Eckert - Die Zwillingsfalle (Buchtipp/Rezension/lesen)
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Die Welt hatte Löcher, in die er fiel, um an Orten aufzuschlagen, an die er nie und nimmer wollte. Eine erste Ahnung davon bekam Leo Köster am frühen Nachmittag des 27. Juli, einem Donnerstag.

Es war Routine, doch Leo hatte von Beginn an kein gutes Gefühl. Er stieg in das Klettergeschirr und zog die Maske über das Gesicht und sein kurz geschnittenes, rötliches Haar. Er schwitzte sofort - der Stoff war etwas Schwerentflammbares namens Nomex. Er setzte den Helm auf, fünf Kilo Stahl mit schussfestem Visier, Gehörschutz und eingebauten Kopfhörern.

Sein Kumpel Olli tat es ihm nach. Der Pilot zeigte den erhobenen Daumen, Leo und Olli schwangen sich hinaus auf die Kufen des Helikopters und klinkten sich mit dem Karabinerhaken an ihre Abseilgeräte. Der Kragen der schusssicheren Weste scheuerte gegen Leos Kinn.

Er hatte es tausend Mal zuvor getan. Es war Teil seines Lebens. Im Helmlautsprecher war die Stimme des Kollegen: "Du kommst zur Feier?"

Leo fiel ein, dass er noch kein Geschenk hatte. Die Hälfte seines Lebens sei am Sonntag vorüber, stöhnte Olli bei jeder Gelegenheit. Seinen eigenen Fünfunddreißigsten hatte Leo vor drei Monaten ohne Gejammer hinter sich gebracht Er hoffte älter als siebzig zu werden.S. 10


Lesezitat nach Horst Eckert - Die Zwillingsfalle


Der "Glauser"-Krimipreis
für Horst Eckert - Die Zwillingsfalle

orst Eckert erhält am 19.05.2001 den höchstdotierten deutschen Krimipreis, den Glauser, für seinen Roman "Die Zwillingsfalle".
Damit gehört er unter den Thrillerautoren schlicht zu den Oscar-Preisträgern.

Ganz unbekannt ist Eckert dieses Metier nicht, denn es liegen von ihm bereits vier Thriller im Grafit Verlag vor. Die Protagonisten seiner Romane sind die Ermittler vom Kriminalkommissariat KK1 und der Sondereinsatztruppe. Menschen, die auf der Seite von Recht und Ordnung kämpfen? Weit gefehlt. Es sind Männer und Frauen, die täglich versuchen ihre Haut zu retten, das monatliche Budget mit einigen, zugegeben nicht legalen Nebentätigkeiten aufbessern, und um das Glück ihrer Familie kämpfen, trotz der gnadenlosen Schichtzeiten. Und dabei gilt es tough an der Karriereleiter zu stricken, denn sonst droht ein öder Verwaltungsjob. Dass es dabei hin und wieder einen Toten gibt, der ganz gut ins Konzept der Ermittler passt, fällt kaum auf.

Leo Köster ist Mitglied der Sondereinsatztruppe. Er ist der beste Mann der Abteilung. Privat macht ihm seine Scheidung zu schaffen, vielleicht zittert darum seine Hand in letzter Zeit so unkontrolliert. Mit seinem Kollegen Haffke dreht er kleinere Raubdelikte, wenn es sich ergibt. Nicht ganz ungefährlich, doch die beiden sind ein gut eingespieltes Team. Bis Haffke tot in der Sauna des Fitness-Centers aufgefunden wird, zusammen mit fünf weiteren Leichen. Ein Blutbad der Extraklasse. Für die Soko-Leiterin Ela Bach ein Albtraum. "Sie hatte das Gefühl, irgendwo da oben sei ein Schlachthaus, jemand habe die Klappe geöffnet und die blutige Sauce flösse ihr in breitem Strom entgegen."

Gleichzeitig läuft in Düsseldorf ein Mega-Deal der Fusionsgeschichte, der stark an die Übernahme von Mannesmann - Vodafone erinnert. Seit einigen Wochen wird der Vorstandsvorsitzende Jagenberg verfolgt und erpresst. Kann es sein, dass Leos Freund Haffke die Finger im Spiel hatte und darum sterben musste?

Bei Horst Eckerts "Zwillingsfalle" ist alles vertreten, was den amerikanischen hardboiled Krimi auszeichnet: vom korrupten Polizisten, der über Leichen geht, bis zum schmierigen Konzernchef, der für den geplanten Vorruhestand mit seiner jungen Geliebten nebenbei einige Millionen scheffelt. In dieser Fülle von Geschichten, bevölkert mit sensibel ausgearbeiteten Protagonisten, liegt die Stärke des Romans und zugleich seine Schwäche, denn Eckert lässt nicht ein gängiges Motiv des Genres aus. Alles wird in höllischem Tempo abgearbeitet: Mordende Staatswächter, Erpressung, Drogengeschäfte, Vergewaltigung, Mobbing von Frauen im Polizeialltag, die junge Geliebte, die mit dem eigenen Vater ein Verhältnis hat, der straffällig gewordene Sohn aus reichem Elternhaus, und das alles geballt auf 350 Seiten. Für meinen Geschmack - too much, doch so viel sei versichert, Langeweile kommt bei diesem Krimi nicht auf.
© manuela haselberger


Horst Eckert - Die Zwillingsfalle
2000, Dortmund, Grafit Verlag, 351 S.,

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Fortsetzung des Lesezitats ...

Der Lange kam mit zwei Kaffeebechern von der Pressekonferenz. Sie nippte und vermisste den Zucker. "Wie war´s",fragte sie.
"Wir haben das Foto der noch nicht identifizierten Toten verteilt. Zum Glück hat ihr Gesicht kaum etwas abbekommen. Für die Medien ist das alles wie Weihnachten. Sechs Tote bei einer Schießerei mitten in Deutschland - das belebt die Auflage und die Einschaltquote. Poetsch war sauer, dass er nicht auf dem Podium sitzen durfte." Engel nahm einen Schluck, dann fragte er: "Was hältst du von unsrere Schutzgeldtheorie?"
"Ich weiß nicht recht. Wenn das Massaker der bisherige Höhepunkt einer Serie ist, die dazu dient, Gastronomen und andere Geschäftsleute zu erpressen, dann war jedenfalls kein Irrer."

Engel zog einen Stuhl heran und setzte sich. "Er wollte ein Zeichen setzen. Die Erpressungsopfer sollten eingeschüchtert sein und zahlen. Ich frag mich nur, was das bedeutet."

"Ganz einfach. Entweder seine Rechnung geht auf, sie zahlen und schweigen. Oder er bewirkt das Gegenteil und kommen zu uns."
"Um elf ist Schwarzenberg dran, der Besitzer des Body and Soul."
Ela sagte: "Es gibt noch eine dritte Möglichkeit."
Du meinst, dass der Mord mit den Brandstiftungen zu tun hat?" S. 173

Lesezitate nach Horst Eckert - Die Zwillingsfalle













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© 7.5.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de