Gabriella und Frank Baumann-von Arx - Bei Baumanns (Buchtipp/Rezension/lesen)
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Die Aussprache

«Hallo!» Ich stemme ein Auge auf, und die Leuchtziffern des Weckers brennen mit ihr «03.12» auf die Netzhaut. «Hallo, schläfst du? »

Das kann nur meine Frau sein.
«Duhu, schläfst du?»
Gute Frage. Was sollte ich denn wohl sonst tun um diese Zeit?
«Duhu, schläfst du?» Jetzt stupft sie mich auch noch in die Seite. «Mmm», knurre ich.
«Duhu, hörst du mich?»
«Mhm.»
«Ich bin wach.»
«Mm.»
«Du, ich muss mit dir reden.»
«Mm.»
«Nun hör mir bitte mal zu, ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen.»
Was ist das für ein Film, denke ich, träume ich, oder will meine Frau tatsächlich mitten in der Nacht eine Grundsatzdiskussion vom Zaun reissen?
«Gaby, bitte, hat das nicht Zeit bis morgen?»
«Nein! »
«Ey, es ist Viertel nach drei, und ich hab einen wahnsinnigen Tag vor mir.» Das scheint zu nützen. Immerhin ist sie jetzt still. Verdächtig still.
«Gaby, ist was? Bist du sauer? Kann ich dir irgendwie helfen?»
Schweigen der Lämmer. Ich drehe mich umständhch um und taste nach ihrer Schulter. Gaby schweigt beharrlich ... S. 13


Lesezitat nach Gabriella und Frank Baumann-von Arx - Bei Baumanns


Alles ganz normal
Gabriella und Frank Baumann-von Arx - Bei Baumanns

Die Baumanns, das sind eine ganz normale Familie. Der Vater Frank entwickelt TV-Sendungen und Werbekampagnen, die Mutter Gabriella ist erstens Mutter zweier Kinder, einem Buben und einem Mädchen, und zweitens Journalistin.

Die Kolumnen der beiden, über den "ganz normalen Irrsinn einer ganz normalen Kleinfamilie in einer ganz normalen Welt", die in der Zeitschrift "Schweizer Familie" erschienen, haben sie jetzt geballt in Buchform veröffentlicht. Und wenn wieder einmal daheim alles drunter und drüber geht, setzen Sie sich einfach zehn Minuten in einen bequemen Sessel und lassen sich trösten, bei Baumanns läuft es auch nicht anders.

Da stellt Gabriella tatsächlich nach elf (!) Ehejahren erstaunt fest, dass ihr Mann nicht in der Lage ist, eine simple Salatsauce zu zaubern. Dass er Waschmaschine und Trockner auch nicht exakt unterscheidet, Schwamm darüber. Dafür hat er "furztrockene, extrem gut riechende Hosen, an denen Kuhscheisse klebt." Selbst ist der Mann, und wer sagt, dass diese Spezies nicht lernfähig wäre?

Und der Alltag mit Kindern, die selbstverständlich modern, aufgeschlossen und geschlechtsneutral erzogen werden, erweist sich in der Praxis als absoluter Härtetest der Nerven. Dann geht der kleine Sohn Maximillian eben mit dem Pimmelschoner seiner neuen Hockeyausrüstung in den Kindergarten, damit die Kindergärtnerin "Frau Näf einmal sieht, wie so was aussieht."

Und langatmige, sehr korrekte physikalische Erklärungen, woher denn Blitz und Donner eigentlich kommen, werden kurzerhand von Lina, der kleinen Tochter, auf den Punkt gebracht. "Der Donner rühre daher, dass der liebe Gott hin und wieder seine Wohnung umstelle, und es dabei halt einen Heidenkrach gebe, und Blitze nichts anderes als abgebrochene Sonnenstrahlen seien." So einfach ist das.

"Bei Baumanns", dieser Titel könnte auch bei Müllers oder Meiers heißen, denn die kleinen, häufig so ärgerlichen Episoden aus dem Alltag, die in einem lockeren, selbstironischen Ton erzählt werden, kennt jeder aus der eigenen chaotischen Familie. Und am besten amüsieren immer noch die Missgeschicke der anderen. Sie sind allzu bekannt. © manuela haselberger

Gabriella und Frank Baumann-von Arx - Bei Baumanns
2000, Bern, Zytglogge Verlag, 200 S.

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2. Leseprobe ...

Kopf-Salat

«Fra-ank, machst du heute Abend die Salatsauce?»
«Sicher!» Mein Gatte nimmt eine Schüssel aus dem Schrank und fragt auf dem Weg zum Kühlschrank doch tatsächlich, wie man eine «solche Sauce macht ».
«Wiiie bitte?»
«Hast du Salatblätter in den Ohren? Ich habe gefragt, wie man Salatsauce macht. »
Mich trifft beinahe der Schlag. Da lebe ich seit zehn, ach, was heisst hier zehn, elf!, seit elf Jahren mit einem Mann zusammen, der keine Salatsauce machen kann. «Ich bin sicher, Harrison Ford kann Salatsauce machen, ohne seine Frau zu fragen, was es dazu braucht.»
«Nicht auf die Tour! Komm, sag schon.»
Mir fehlen tatsächlich die Worte.
Dafür weiss ich: Nicht nur meine Tochter Lina, auch - und dies im Speziellen - mein Sohn, Maximilian, werden, wenn sie dann einmal erwachsen sind, Salatsauce aus dem Effeff machen können. Sie werden fähig sein, Blusen oder Hemden zu bügeln und Griessknödelsuppe - hoffentlich - genauso gut kochen wie ihr Vater.
Das muss ich ihm nämlich lassen, das kann er. Und wunderschön zeichnen auch. (Nur helfen gezeichnete Salatsaucen im hektischen Alltag einer vierköpfigen Familie samt Hund herzlich wenig.)
Gestern stand Lina völlig fasziniert vor einer Karikatur, die mein Mann für einen Freund zeichnete:
«Der Papi, der zeichnet gewaltig, gell Mami? »
«Ja, Lina. Aber du wirst einmal genauso gut zeichnen können wie er. Du kannst es ja jetzt schon besser als ich.»
«Mami», entgegnete sie trocken, «das stimmt. Aber du musst deswegen nicht traurig sein, du kannst dafür andere Sachen besser. Du kannst zum Beispiel schön aussehen, wenn du willst, und auch nett sein.» So viel zum Erfolg meiner geschlechtsneutralen Erziehungsmethoden. S. 11-12

Lesezitate nach Gabriella und Frank Baumann-von Arx - Bei Baumanns


© 30.10.2000 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de