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"Hier stellen wir noch eine Fabrik hin", sagte Sander. "Wir brauchen mehr Fabriken. Schon mehr als zweihunderttausend Einwohner - die müssen Arbelt haben."

"Erst ein neues Kraftwerk", wandte Maarten ein. "Die Stadt wird zu groß. Bald geht uns der Saft aus und dann gibt's Probleme, dann wird wieder ein Stadtteil geschrottet." Er klickte auf Elektrizität und dirigierte den Pfeil auf dem Bildschirm an die Stelle, wo seiner Meinung nach das Kraftwerk hingehörte.

"Ich fände es besser, wenn es dorthin käme", meinte Sander. Er zeigte auf den freien Platz zwischen dem Flugplatz und dem letzten Neubau, den sie errichtet harten. Eigentlich lag das neue Viertel ja zu dicht am Flugplatz, aber das ließen sie jetzt einfach so. Sie hatten es (Dröhnhausen) getauft wegen der an- und abfliegenden Jets.

"Okay." Maarten war einverstanden. "Wie du willst." Er griff sich die Maus, steuerte den Pfeil zu dem von Sander vorgeschlagenen Platz und begann das Kraftwerksgelände abzugrenzen. Klick-klick, da war das Turbinenhaus. Jetzt noch die Hochspannungsleitungen und die Versorgungskabel zu den Wohngebieten, und schon gab es überall genug Strom.

Maarten und Sander trafen sich fast täglich nach der Schule, um mit Kids City neue Städte zu entwerfen. S.5


Lesezitat nach René Appel - Gefangen in kids city


Bookinists Buchtipp zu


Ein schrecklicher Verdacht

von René Appel




Gefangen in kids city
René Appel - Gefangen in kids city

Für die Jungs Maarten und Sander gibt es einfach nichts Schöneres als einen Nachmittag am Computer zu verbringen mit ihrem neuen Spiel "Kids City". Hier haben die beiden sich ihre eigene Stadt erschaffen, vom Namen, bis zu den Straßen, den Häusern und der Bevölkerung. Alles haben sie sich selbst ausgedacht.

Doch Sander traut seinen Augen nicht, als er nach wenigen Minuten zurück ins Kinderzimmer kommt: der Platz vor dem PC ist leer und eine winzige Figur auf dem Bildschirm hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Freund Maarten. Wie ist ihm das gelungen? Samstadt, so haben sie ihre eigene Stadt genannt, ähnelt nicht mehr ihrer Schöpfung, sondern sieht viel mehr wie eine reale Stadt aus. Zuerst schaltet Sander zur Sicherheit das Feld Katastrophen aus. Man kann ja nie wissen.

Kaum hat er sein Zimmer für ein kurzes Telefonat verlassen, schließlich muss er Maarten bei dessen Eltern entschuldigen, sitzt seine Schwester am Bildschirm und spielt "Schlachtfeld", ein übles Ballerspiel. Jetzt wird es für Maarten eng, denn die beiden Spiele haben sich vermischt und sind außer Kontrolle geraten.

Für alle PC- und Internet -Fans unter den Kids ein richtig gut gearbeiteter, spannender Krimi. Immerhin ist der niederländische Autor René Appel Spezialist für gute Thriller, denn für Erwachsene hat er den ausgezeichneten Roman Tod am Leuchtturm geschrieben.

Ein Thriller für Jugendliche: oberfett, megacool und affengeil, um es mit Sander und Maartens Worten auf den Punkt zu bringen.
Lesealter ab 9-11 Jahren



René Appel - Gefangen in kids city
Aus dem Niederländischen von
Monica Barendrecht und Thomas Charpey
2000, Zürich, Nagel und Kimche, 165 S., 9.90 EUR (gebunden)
2002, München, DTV, 165 S., 7.00 EUR (Taschenbuch)

Die Idee ist übrigens gar nicht so neu - aus den 70er Jahren gibt es dazu einen ganz tollen Film: Rainer W. Fassbinder - Welt am Draht


      gebunden

      Taschenbuch


Fortsetzung des Lesezitats ...

Minutenlang warteten sie in ängstlicher Spannung. Sanders Augen begannen sich langsam an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie befanden sich in einem großen, unmöblierten Raum aus Beton, völlig leer. In einer Ecke glaubte er ein Loch im Boden zu sehen.

"Sie sollten vielleicht zum Doktor mit Ihrem Bein", sagte Sander.

"Doktor?'', fragte der Mann. "Was ist das für ein Ding?"

"Das ist kein Ding, sondern ein Mann. Oder eine Frau natürlich. Die helfen einem, wenn man irgendetwas hat, eine Verletzung oder eine Krankheit oder sonst was."

In der Düsternis sah der Mann ihn fragend an. "Vernetzung?"

"Nein, Verletzung, so was, wie Sie jetzt haben, an Ihrem Knie. Wenn was kaputt ist"

"Kaputt?"

"Ja", sagte Sander, "sodass es eigentlich repariert werden muss."

" Aha", sagte der Mann. "Eine Reparatur, neuen Chip in die Hardware basteln, jaja. Jetzt verstehen wir uns wieder. Einen Moment hab ich gedacht: Was redet der denn bloß! S. 41

Es war etwa zwei Uhr nachts, als Maarten aufwachte. Er ging zum Computer und drückte auf eine Taste, damit das Bild von De Grote Gast wieder erschien. War Sander noch dort? Maarten sah genau hin, doch es regte sich nichts. Er wagte nicht, einen anderen Teil von Samastadt auf den Bildschirm zu holen. S. 99

Erst wurde Sander leicht und leichter, fast schwerelos, als ob er schwebte. Aber die Sicherheitsgurte fesselten ihn an den Sitze Dann wurde er schwer, bleischwer und gleichzeitig warm und kalt. Er hob eine Hand und sah sie sich an. War das seine Hand? Ja - und auch wieder nicht. Das Flugzeug würde verunglücken, abstürzen! Dann wurde es dunkel um ihn herum.

Es war, als wiürde er von innen nach außen gekehrt. Nicht einmal- hundertmal. Ihm wurde übel und schwindlig. Um ihn herum gab es nichts mehr, nur Leere, eine vollständige Leere. Sein Körper gehörte nicht mehr zu Ihm. Jedes Stückchen, jede Zelle, jedes Molekül wurde verändert oder umgebaut.

"Meine Damen und Herren", ertönte es aus den Lautsprechern der Abfertigungshalle, "wegen technischer Probleme im Zusammenhang mit der in Kürze anstehenden Notlandung einer bisher nicht identifizieren Maschine in Schiphol wird Flugsteig F geräumt. Flüge, die über Flugsteig F abgefertigt werden, sind bis auf weiteres gestrichen. Nähere Erläuterungen folgen. Wir danken für Ihr Verständnis." Diese Nachricht wurde in Englisch wiederholt.

Maarten stieß trefanie an. "Flugsteig F, wir müssen zum Flugsteig F!"

"Ja. Aber wie?" S. 156


Lesezitate nach René Appel - Gefangen in kids city


© by Manuela Haselberger
rezensiert am 20.8.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger