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Wolkenkind "Soname Yangchen - Wolkenkind"
ie Autobiografie der Tibeterin Soname Yangchen liest sich wie ein modernes Märchen. Geboren wurde sie 1973 in Yarlung, einem kleinen tibetischen Dorf. Da ihre Eltern, einst ein altes Adelsgeschlecht, unter den chinesischen Besatzern in großer Armut und Angst vor Folter lebten, wurde Soname mit sechs Jahren zu einer Tante nach Lhasa gebracht.
Schon bald musste sich das kleine Mädchen bei einer Familie als Hausmagd ihren Unterhalt verdienen. Sie hatte schwere Hausarbeiten zu verrichten, die ihre Kräfte oft überstiegen. Nachdem ihre Mutter gestorben war, beschließt Soname mit dreizehn Jahren, zusammen mit zwei Mönchen aus Tibet zu fliehen und dem Dalai Lama ins Exil nach Indien zu folgen. Eine abenteuerliche Flucht über den Himalaya bringt alle drei an die Grenzen des Erträglichen.
"Wahrscheinlich half mir bei meiner Flucht, dass ich im allgemeinen ein positiver Mensch bin. Vermutlich haben mich die Jahre des Leidens abgehärtet. Mit sechs wurde ich von meiner Familie getrennt, meine Mutter starb, als ich zwölf war, und das Leben und die Arbeit bei Fremden, die mir keinerlei Zuneigung entgegenbrachten, haben mich stark gemacht."
In Dharamsala findet Soname Freunde, lebt mit einem Mann zusammen, von dem sie ungewollt schwanger wird und bekommt mit siebzehn Jahren eine Tochter. Doch schon bald ist ihr Mann mit dem Leben in Indien unzufrieden und sucht in New York nach besseren Lebenschancen. Das Schicksal scheint sich zu wiederholen. Soname zieht ihre Tochter alleine auf, ihr Mann kehrt nicht mehr nach Indien zurück. Die bittere Armut zwingt sie dazu, das Mädchen schweren Herzens ihren Schwiegereltern zu überlassen.
In der Großstadt Dehli findet Soname neue Arbeit, andere Freunde und schafft es sogar, bis nach Europa zu reisen. Es ist ein langer Weg, bis sie ihr erstes Konzert als Sängerin im Royal Opera House in Covent Garden bestreitet.
Mit einer großen inneren Sicherheit hat sie ihren eigenen Weg verfolgt, ist immer wieder bereit gewesen, neue Herausforderungen anzunehmen und hat ihren tiefen buddhistischen Glauben, den sie aus ihrer Heimat Tibet mitgenommen hat, niemals aufgegeben.
In einem sehr schlichten, manchmal auch eher holprigen Ton, erzählt Soname Yangchen ihre unglaubliche Geschichte von größter Armut zum Erfolg als anerkannte Künstlerin. Die Bescheidenheit, mit der sie auf ihren persönlichen Weg zur Freiheit zurückblickt, macht sie zu einer sympathischen Erzählerin.
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© 15.4.2006 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |