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Solange ich noch eine Stimme habe, werde ich schreien: »Friede, im Namen Gottes!«
Papst Johannes Paul II

Eingangswidmung zu Todenhöfers Buch







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von
Scott Ritter


Krieg gegen den Irak

Was die Bush- Regierung verschweigt.
© 2002


Nein zum Krieg
Jürgen Todenhöfer -
Wer weint schon um Abdul und Tanyana?

ls Jürgen Todenhöfer im Frühjahr 2002 seinen achtzehnjährigen Sohn mit einer einwöchigen Reise überrascht, aber erst kurz vor Beginn sein Reiseziel, den Irak, verrät, reagiert dieser mit einer deutlichen Ansage: "Damit eins klar ist: Ich gehe überall mit. Aber zu Saddam Hussein und seinen Leuten bringen mich keine zehn Pferde. Die werden sowieso demnächst alle platt gemacht."

Es dauert nicht lange, bis der Sohn seine Meinung ändert, denn im Irak, dem derzeit am meisten gefürchtetsten Land der Erde, begegnen Vater und Sohn einer überaus warmherzigen, gastfreundlichen Bevölkerung und in langen Gesprächen machen sich die beiden ihr eigenes Bild über die gegenwärtige Lage. Sie besuchen Krankenhäuser, Schulen, reden mit unzähligen Menschen, jedoch absichtlich nicht mit offiziellen politischen Stellen.

Diese Methode, selbst ein Land zu bereisen, hat sich für den Verlagsmanager des Burda-Konzerns bewährt. Schon 1980 reiste er zum ersten Mal in das von der Sowjetunion angegriffene Afghanistan. Als Bundestagsabgeordneter der CDU berichtet er damals bereits über das Elend des afghanischen Volkes und nun, nachdem die USA den Terrorangriff vom 11. September mit einem Krieg gegen Afghanistan beantwortet, ergreift Jürgen Todenhöfer engagiert das Wort mit seinem Buch "Wer weint schon um Abdul und Tanaya?".

In sehr eindringlichen Worten schildert er die Situation in Afghanistan und dem Irak und wendet sich vehement gegen einen Krieg. Seine Argumente sind äußerst stichhaltig. Überzeugend weist er nach, dass es für Amerika nicht darum geht, eine Diktatur zu stürzten, sondern dass im Fall des Irak das Ziel eindeutig in den reichen Ölvorkommen zu sehen ist.

Mit einzelnen Schicksalen von Familien und Kindern untermauert Todenhöfer seinen aufrüttelnden Bericht gegen den militärischen Einsatz und gibt damit den Ländern ein Gesicht. "Militärische "Feste - Druff - Strategien" und "Law - and - Order - Methoden" schwächen den Terrorismus nicht, sie stärken ihn."

Das Fazit von Jürgen Todenhöfer: "Wir werden unsere Freiheit, unseren Wohlstand und unseren Frieden nur bewahren können, wenn wir in Gerechtigkeit genauso viel investieren wie in Waffen. Davon sind wir weit entfernt." Im Moment stehen wir direkt vor einem neuen Krieg.

Ein Buch, das nicht mit deutlichen Worten spart und Klartext redet. manuela haselberger


 


  Jürgen Todenhöfer -
  Wer weint schon um Abdul und Tanyana?
 
  © 2003, Freiburg, Herder Verlag, 223 S., 19.90 €

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Es war einer dieser Albträume, aus denen man verzweifelt auszubrechen versucht, weil sie so schrecklich sind. Dabei hatte der Traum so harmlos angefangen. Ich träumte, ich leitete unsere Verlagskonferenz im Offenburger Medienpark - eine Routinesitzung mit ernsten und weniger ernsten Themen. Als die Assistentin von Reinhold Hubert, dem Hausherrn des Medienparks, leise den Raum betrat und das Fernsehgerät einschaltete, dachte ich, sie wolle eine Präsentation vorbereiten, einen neuen Imagefilm, einen Trauer zeigen.

Aber das, was der Bildschirm zeigte, war kein Trauer und kein Imagefilm, sondern eher Science-Fiction. Ganz langsam wie in Zeitlupe schob sich eine Boeing 767 in ein majestätisch silbergrau schimmerndes Hochhaus. Irgendjemand rief mit gepresster Stimme: "Das ist doch das World Trade Center." Plötzlich standen alle vor dem Bildschirm. Immer wieder bohrte sich das riesige Flugzeug in das gigantische Hochhaus. Wie durch Watte hörte ich die Stimmen aus dem Fernsehgerät. Das durfte alles nicht wahr sein. Ich musste aus diesem Traum raus.

Plötzlich sah ich - war das eine Wiederholung? -, wie sich ein zweites Flugzeug in den zweiten Turm des World Trade Centers hineinschob. Ich wusste nun gar nicht mehr; ob ich im Traum, in der Realität, in der Wiederholung war. Unaufhaltsam bohrte sich ein Flugzeug erst in den einen, dann in den anderen Turm. Warum drückte niemand die Stopptaste? Wann war dieser verdammte Albtraum endlich zu Ende?

Hinter mir standen kreidebleich Reinhold Hubert und Jochen Wolff, der Chefredakteur der Super Illu. Sie telefonierten mit ihren Redaktionen. Worte wie "Sonderheft","alle Mitarbeiter sofort in die Redaktion" schwirrten durch den Raum. Ich begann zu realisieren, dass ich aus diesem Albtraum nie mehr erwachen würde. Dem internationalen Terrorismus war sein feigster, mörderischster, aber auch sein kühnster und genialster Anschlag gelungen. Ein Anschlag von luziferischer Größe.
Mein Albtraum war Realität.

Ich sah, wie sich Menschen in die Tiefe stürzten, wie die schwer getroffenen Twin Towers wie geschlagene Boxer in die Knie gingen, wie eine gigantische Staubwolke aufstieg, die Menschen vor sich hertreibend und das Zentrum Manhattans unter einer dichten Staubwolke begrabend. Dann wollte ich nichts mehr sehen. Ich musste an die frische Luft.

Draußen rief ich mein Münchner Büro an und bat meine Assistentin Veronika Geiger; mich mit meiner damals 19-jährigen Tochter Valérie zu verbinden, die sich in New Jersey, in der Nähe von New York aufhielt. Nach einigen Minuten hatte ich eine Freundin von Valérie am Apparat. Mit zitternder Stimme sagte sie, Valérie sei am Vorabend zu einem Konzert nach Manhattan gefahren. Dort habe sie auch die Nacht verbracht. Mir stockte der Atem.

Ein wildes Telefonieren begann. Wieder und wieder versuchte Frau Geiger nach Manhattan durchzukommen. Aber das Telefonnetz war mit den beiden Zwillingstürmen zusammengebrochen. Endlich, nach drei Stunden erreichte meine Assistentin das Hotel, in dem Valérie ganz in der Nähe des World Trade Centers übernachtet hatte. Die Rezeption teilte ihr mit, alle Freunde Valéries seien wohlauf, nur Valérie sei seit dem Morgen spurlos verschwunden.

Jetzt wurde aus der Sorge Panik. Vor allem bei meiner Frau. Wir wussten, dass Valérie zwei Tage später nach Kalkutta fliegen wollte, um in einem Kinderkrankenhaus mitzuarbeiten, und dass ihr noch eine Impfung fehlte. Was war, wenn sie sich ausgerechnet an diesem Morgen im World Trade Center oder in dessen Nähe impfen lassen wollte?

Immer wieder wählten wir das Hotel an, aber niemand wusste, wo Valérie war. Langsam wurde es dunkel. Ich hatte nur einen Gedanken: ,,Bitte nicht Valérie, bitte nicht Valérie!" Plötzlich summte mein Handy. Auf dem Display erschien eine kurze SMS: "Valérie aufgetaucht. Alles okay!" Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Und ich dachte an die vielen Amerikaner; die genau wie meine Frau und ich jetzt verzweifelt ihre Angehörigen suchten.

Irgendwie spürten an diesem Tag unzählige Menschen, dass dieser mörderische Volltreffer ins Herz der Weltmacht USA zumindest im Westen mehrere Träume beendet hatte: den Traum, dass mit dem Ende des Ost-West-Konflikts der ewige Frieden angebrochen sei, den Traum vom niemals endenden, grenzenlosen Fortschritt und den Traum von der unverwundbaren Insel Amerika.

Zwar hatte es immer wieder schreckliche Anschläge gegen amerikanische Einrichtungen gegeben. 199g wurden bei Terroranschlägen die amerikanischen Botschaften in Daressalam und Nairobi zerstört. Dabei verloren mehr als 200 Menschen ihr Leben, in erster Linie Afrikaner. Im Jahr 2000 starben bei einem Anschlag auf den Zerstörer "USS Cole" im Hafen von Aden 17 Amerikaner. Die Anschläge am 11. September aber hatten eine völlig neue "Qualität" in der Brutalität und Genialität ihrer Ausführung und in der Bedeutung ihrer Ziele. Sie trafen mit dem Pentagon und dem World Trade Center die Symbole der militärischen und wirtschaftlichen Macht Amerikas. Die Vorbereitung und Ausführung dieser ebenso präzisen wie vernichtenden Schläge hatte - wie amerikanische Medien später ausrechneten gerade einmal rund 700 000 Dollar gekostet.

Ich war ein gutes Dutzend Mal im Pentagon gewesen und hatte dort viele Stunden mit dem damaligen amerikanischen Verteidigungsminister Caspar Weinberger und seinem Staatssekretär Richard Perle verbracht. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass eines Tages Terroristen einen Teil dieses Zentrums der militärischen Macht Amerikas in Schutt und Asche legen könnten. Und nie hätte ich es für möglich gehalten, dass es dem internationalen Terrorismus gelingen würde, gleichzeitig mit zwei dämonischen chirurgischen Schnitten die stolzesten Türme New Yorks aus dem Stadtbild Manhattans herauszuschneiden.

Wer war der Kopf hinter diesen diabolischen Schlägen? War es Bin Laden, wie die amerikanischen Medien sofort vermuteten?
Dieser saudi-arabische Milliardärssohn, der - mit Unterbrechungen - seit Mitte der achtziger Jahre in den Bergen Afghanistans hauste und dort den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen predigte? Konnte dieser Mann mit dem sanften Lächeln verantwortlich sein für die unvorstellbaren Qualen der im World Trade Genter verbrannten und erschlagenen Menschen, für das unendliche Leid der Hinterbliebenen, für den unermesslichen Schmerz eines ganzen Volkes? Und wenn Bin Laden hinter den Anschlägen stand, was bedeutete das für sein Gastland Afghanistan? Ich versuchte Ordnung in meine Gedanken zu bringen, aber es gelang mir nicht.

Es war sehr spät, als ich nach Freiburg fuhr. Immer, wenn ich in Offenburg arbeite, übernachte ich dort bei meinem 96-jährigen Vater. Als ich ankam, war mein Vater schon schlafen gegangen. Ich stellte mein Gepäck im Flur seiner Mietwohnung ab und ging noch einmal hinaus in die frische Herbstluft. Ich konnte jetzt ohnehin nicht schlafen.

Langsam ging ich Richtung Dreisam, einem kleinen Fluss, der, wenn er nicht gerade ausgetrocknet ist, leise plätschernd durch Freiburg fließt. Ich fand einen Fußgängerweg entlang der Dreisam und marschierte los. Es war inzwischen recht kühl geworden. Ich schlug den Kragen hoch und versuchte, Klarheit in meinen Kopf zu bekommen: Wenn Bin Laden hinter den Anschlägen stand, würden die USA Afghanistan angreifen. Kein Amerikaner würde sich dafür interessieren, dass die USA ihre überragende Weltmachtstellung auch dem 10-jährigen Kampf der Afghanen gegen die Sowjetunion verdankten, der deren Untergang eingeleitet hatte. Kein Deutscher würde sich daran erinnern, dass es ohne den afghanischen Sieg über die sowjetische Supermacht, der Millionen Afghanen das Leben gekostet hatte, keine Wiedervereinigung gegeben hätte.

Wenn Bin Laden, "der Alte vom Berge", hinter den feigen Morden von Manhattan stand, würde Afghanistan dafür büßen müssen. Die Anschläge waren so schrecklich, so mörderisch, dass niemand zwischen Bin Ladens al Qaida und Afghanistan differenzieren würde.

Zwar waren der Saudi-Arabier Bin Laden und die Afghanen wie Feuer und Wasser, aber wen würde das interessieren? Die Afghanen standen weltweit für Tapferkeit, sie hatten mit unglaublichem Mut erfolgreich gegen die größten Armeen der Welt gekämpft, gegen die Mongolen, die Engländer, die Sowjets. Der internationale Terrorismus aber stand und steht für Feigheit, er kämpft gegen unschuldige Zivilpersonen. Die Afghanen hatten das in ihrem Freiheitskampf nie getan. Wenn Bin Laden hinter den Anschlägen stand, hatte er auch den Islam verraten. Der Islam ist eine sehr männliche, aber auch eine sehr menschliche und tolerante Religion. Mit Terrorismus hat er nichts zu tun. Mohammed selbst hat immer wieder vehement Gewalt gegen Unschuldige verurteilt. Kein Terrorist kann sich auf den Koran berufen, genauso wenig wie sich die IRA in Nordirland auf die Bibel berufen kann.

Aber wen würde das jetzt interessieren? Wer kannte schon Afghanistan? Wer wusste schon etwas von dem jahrzehntelangen Leid dieses kleinen geschundenen Landes? Die Politiker dieser Welt würden alles in einen Topf werfen.
Es wurde immer kühler. Die Dreisam glitzerte dunkel, ich hatte die Stadt längst hinter mir gelassen. Aber ich ging weiter. Die Bilder von New York, Washington und Afghanistan schossen in meinem Kopf wild durcheinander. Ich dachte zurück an meine erste Reise nach Afghanistan.
S.7-13
Lesezitat nach Jürgen Todenhöfer - Wer weint schon um Abdul und Tanyana?



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"das Drama der moslemischen Welt in der Auseinandersetzung mit der Moderne, die Rolle des Islam als Weltanschauung, die sich gegen die Globalisierung wehrt," ist durchaus stichhaltig. Der Westen muss wohl oder übel akzeptieren, dass "es heute auf der Welt eine beträchtliche Anzahl von Menschen gibt, die nicht so sein möchten wie wir, die nicht unsere Träume träumen und nicht unsere Interessen und Ziele teilen." Auch mit einem Krieg wird sich diese Einstellung nicht vom Tisch wischen lassen.


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