Und sie ärgerte sich heftig über Leute wie Lord Rothermere, der am 10
Und sie
ärgerte sich heftig über Leute wie Lord Rothermere, der am 10. Juli 1933 in
seiner Zeitung schrieb:
»Alte Weiber beiderlei Geschlechts jammern über die sogenannten Greuel
im jetzigen Deutschland. Sie haben es vor zehn Jahren im Falle Italiens genauso
gemacht. Kleine Übergriffe einzelner Nationalsozialisten sind von keinerlei
Bedeutung gegenüber den Segnungen, die das neue Regime Deutschland gebracht hat.«
Bella Fromm konnte dazu nur bemerken:
»Wie
schade, daß der edle Lord keine Gelegenheit gehabt hat, diese Segnungen in
einem Konzentrationslager kennenzulernen!«
Stephanie dagegen schrieb: » Rothermere war wild entschlossen
Hitlers wahre politische Absichten herauszufinden. Er wählte mich als
>Beraterin< und für einige Zeit zwischen den Jahren 1934 und 1938 war
ich eine wichtige Zeugin des Weltgeschehens«, so ihre Selbsteinschätzung.
»Eines Tages stand ich im Mittelpunkt des Geschehens.«
Lord Rothermere wusste genau, dass es auch für Hitler
von Interesse sein könnte, mit ihm, dem größten Zeitungsverleger Englands, in
Verbindung zu treten. In der Daily Mau, noch heute eine der
meistgelesenen Zeitungen Großbritanniens, standen häufig Artikel, die die Leser
von den Tugenden des nationalsozialistischen Deutschlands zu überzeugen versuchten.
Für Rothermere waren Nazismus und Faschismus die Antwort auf alle politischen
Fragen der Zeit, und er unterstützte Oswald Mosley, den Führer der britischen
National Union of Fascists, die auf ihrem Höhepunkt allerdings nicht mehr als 30000
Mitglieder hatte.
Rothermere beauftragte die Prinzessin, den
persönlichen Kontakt zum deutschen Reichskanzler herzustellen. Wieder war es
»Little Willie«, der Kronprinz, der durch einen Anruf in der Reichskanzlei für
Stephanie einen Besuchstermin bekam.
Die Prinzessin war wie immer im Hotel Adlon abgestiegen,
und dort fand sie eine Notiz vor, dass der Reichskanzler sie erwarte; in einer
halben Stunde käme ein Wagen, um sie abzuholen. Das war eigentlich
überflüssig, die Reichskanzlei lag ganz in der Nähe des Hotels. Der genaue Tag
des Geschehens ist nicht bekannt, es wird lediglich von Anfang Dezember 1933
berichtet.
Es ist schon eine äußerst ungewöhnliche Tatsache,
dass der Führer ausgerechnet eine mit einer politischen Mission betraute Frau
bei sich empfing. Hitler hatte sich mehrfach höchst abfällig über Frauen
in der Politik geäußert und dabei wiederholt betont, viele geschichtliche
Beispiele erbrächten den eindeutigen Beweis dafür, dass eine Frau, auch wenn
sie noch so intelligent sei, in der Politik Dinge des Verstandes und des
Gefühls nicht auseinanderhalten könne.
Zum gleichen Thema gibt es einen weiteren Ausspruch
Hitlers: »Ein Frauenzimmer, das sich in politische Sachen einmischt, ist mir
ein Greuel. Völlig unerträglich wird es, wenn es sich um militärische Dinge
handelt! In keiner Ortsgruppe der Partei durfte eine Frau auch nur die kleinste
Stelle haben. 1924 tauchten bei mir die politischen Weiber auf ... sie
wollten Reichstagsmitglieder werden ... Ich sagte ihnen, neunundneunzig Prozent
aller Beratungsgegenstände sind Männerdinge, die Sie nicht beurteilen können!«
Somit stellte Stephanie von Hohenlohe in ihrer
politischen Mission im Auftrag des englischen Zeitungslords bei Hitler eine
große Ausnahme dar. Sie war für ihn natürlich nur als Abgesandte des Mannes
interessant, der als mächtiger Verleger für die Sache des Nationalsozialismus
in England Bedeutung hatte.
Nun kam der große Auftritt der kleinen, zierlichen
Prinzessin in der Reichskanzlei. Adolf Hitler begrüßte sie charmant mit
Handkuss im Beisein von Staatssekretär Dr. Hans-Heinrich Lammers, seit 1933
Chef der Reichskanzlei. Er bat sie, Platz zu nehmen, und es wurde sofort Tee
serviert. Die Prinzessin überreichte Hitler das Schreiben Lord Rothermeres,
das er ungeöffnet an Lammers weitergab.
Stephanie
von Hohenlohe war in einem äußerst eleganten Kostüm erschienen. Der Führer trug
seinen hellbraunen Waffenrock, ein weißes Hemd, braune Krawatte, an der ein
Hakenkreuz als Krawattennadel steckte, und schwarze Uniformhosen. Als sehr
unpassend empfand Stephanie die schwarzen Socken und die schwarzen Glacélederhandschuhe.<small><I>S. 37</I></small>
Mein lieber Reichskanzler,
ich war erfreut> von Prinzessin Hohenlohe zu
erfahren, daß Sie trotz der ungeheuren Arbeitslast und der Last Ihrer
Verantwortung geistig und körperlich in bester Verfassung sind.
Ich habe schon des längeren vorgehabt, Eurer
Exzellenz als Zeichen meiner aufrichtigen Freundschaft ein Geschenk zu machen,
und habe daher Prinzessin Hohenlohe gebeten, nach Berlin zu reisen und mit
meinen besten Weihnachtswünschen die Tapissene zu überbringen. Ich ließ mich
bei der Wahl meines Geschenkes von dem Gedanken an den Künstler Adolf Hitler,
und nicht den großen Staatsmann lenken, dessen vollkommene Indifferenz
gegenüber weltlichem Besitz allgemein bekannt ist.
Ich hoffe, 1937 wird Deutschland Wohlstand und der
Welt Frieden bringen.
In aufrichtiger Bewunderung und mit Ergebenheit,
Ihr Rothermere
<small><I>S. 47</I></small>
Im Jahr 1937 wurde Stephanie von Hohenlohe noch besonders
ausgezeichnet. Für ihre unermüdlichen Aktivitäten für das Deutsche Reich bekam
sie mit ausdrücklicher Genehmigung Adolf Hitlers vom Präsidenten des Deutschen
Roten Kreuzes, dem Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, das »Ehrenkreuz des
Deutschen Roten Kreuzes« verliehen. Da die Prinzessin damals im Hotel Ritz in
Paris residierte, reiste ihr Freund, Hauptmann Fritz Wiedemann, dorthin. Fr
dekorierte sie mit dem Orden und überreichte dazu eine Autorisierungsurkunde
Adolf Hitlers.<small><I>S. 57</I></small>
Prinzessin
Stephanies Widersacher
Joachim
von Ribbentrop
Es ist
nicht bekannt, wann sich Prinzessin Stephanie und Joachim von Ribbentrop zum
ersten Mal begegnet sind. Bekannt ist, dass bei der Einladung, die Lord Rothermere
in Berlin im Hotel Adlon in Anwesenheit des Reichskanzlers gab, Stephanie
von Hohenlohe die Tischdame von Joachim von Ribbentrop war. In ihren
Aufzeichnungen beschäftigte sich die Prinzessin recht ausführlich mit von
Ribbentrop. Sie sah in ihm den Mann, »der sich als die einzige unfehlbare
politische Autorität für eine Beurteilung Englands im Dritten Reich hielt. Und
jeder, der ihm nicht zustimmte, daß die Engländer hoffnungslos dekadent seien,
daß sie nie gegen die Deutschen kämpfen würden und daß deren Weltreich auf dem
Nullpunkt angelangt war, der war sein persönlicher Feind«.
Stephanie hatte sich die führenden Nazis wie Hitler, Göring, Heß,
Goebbels, Streicher, Himmler usw. genauer angesehen. Keiner von ihnen war je in
England gewesen, keiner konnte Englisch weder in Wort noch in Schrift, die
meisten kamen aus der unteren Mittelschicht mit einer mehr oder minder guten Erziehung
und Schulbildung. Joachim von Ribbentrop, der frühere Champagnervertreter, war
der Einzige mit internationaler Erfahrung, der reiche Schwiegersohn einer
prominenten Familie, der außergewöhnlich gut englisch sprach, sich bestens
kleidete und sehr bemüht war, sich wie ein englischer Gentleman zu benehmen.
»Er war wirklich berechtigt, sich als den einzigen Mann von Welt in der
höheren Parteihierarchie zu sehen.« <small><I>S. 60</I></small>
Hochverehrte Prinzessin!
Für die Bücher über amerikanische Hoch- und Brückenbauten,
die Sie mir als Weihnachtsgeschenk übermitteln ließen, sage ich Ihnen recht
herzlichen Dank. Sie wissen, wie sehr ich mich für Architektur und die damit
zusammenhängenden Gebiete interessiere und können daraus ermessen, welch' große
Freude mir Ihr Geschenk bereitet.
Ich habe mir ferner berichten lassen, wie aufrecht
und warmherzig Sie auch im vergangenen Jahre in Ihren Kreisen für das neue
Deutschland und seine Lebensnotwendigkeiten eingetreten sind. Ich weiß wohl,
dass Ihnen manche Unannehmlichkeiten daraus erwachsen sind und möchte Ihnen
deshalb, hochverehrte Prinzessin, aufrichtigen Dank sagen für das große
Verständnis, das Sie unserem Volke im ganzen und meiner Arbeit im besonderen
immer entgegengebracht haben.
Ich verbinde mit diesem Dank meine herzlichsten Wünsche
für das neue Jahr und verbleibe mit ergebensten Grüßen
Ihr Adolf Hitler
Am 31.
Dezember 1937 wurde am Obersalzberg ein Telegramm aufgegeben an
Prinzessin Hohenlohe im Dorchester HoteI in London: »A happy new year
and best love. Fr.« Stephanie musste offensichtlich das neue Jahr ohne ihren
Geliebten begrüßen, aber gewiss in netter Gesellschaft, in der Champagner in
Strömen floss. Doch auch Stephanies geliebter Fritz langweilte sich nicht in
der Silvesternacht. Damals kamen sich der kraftvolle Adjutant und Gretl, Eva
Brauns Schwester, auf dem Obersalzberg sehr nahe. Wiedemann hegte eine große
Zuneigung zu dieser noch unverheirateten Schwester von Hitlers Geliebten. <small><I>S. 85</I></small>
Hitlers
Spionin als » Friedensstifterin «
in
Amerika
»Eine
der fanatischsten Exponentinnen der nationalsozialistischen Ideologie... war
Stefanie, Prinzessin Hohenlohe-Schillingsfuerst, die >Anführungszeichen<
Prinzessin, so genannt, weil sie nicht in Samt und Seide geboren wurde. Sie
wurde durch Heirat eine Prinzessin ... Sie war eine der ersten Agentinnen, die
nach Übersee von den Nazis geschickt wurde, lange bevor sie an die Macht
kamen. «
Diese Aussage stammt von der seit 1939 im Exil
in den Vereinigten Staaten lebenden jüdischen Journalistin Bella Fromm. Diese
geht in ihrem noch nicht veröffentlichten Nachlass auf die Spionagetätigkeit
von Nationalsozialistinnen in den Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkrieg
genauer ein. Wie effektiv und weitreichend Hitlers Agentinnen in den USA
operierten, wollte sie enthüllen. Viele der Frauen, die in politische Intrigen
in den Vereinigten Staaten verstrickt waren, waren Nachkommen von in Amerika
geborenen Deutschen, andere wiederum Besucher der Vereinigten Staaten.
Zu den der Bella Fromm bekannten Nazi-Spioninnen zählten
Lily Barbara Stein und Elisabeth Dilling aus Chigaco, ebenso die Kellnerin
Hedwig Engemann aus Brooklyn. Die amerikanische Fliegerin Laura Ingalis stand
in engster Verbindung mit zwei der gefährlichsten Männer Himmlers, Kurt Ludwig
Freiherr von Gienanth und Kulturattache Richard Sallet. Da diese beiden Nazis
offizielle Diplomatenpässe hatten, dauerte es ziemlich lange, bis ihre
antiamerikanischen Aktivitäten entdeckt wurden. Dazu kam noch die »schöne
Nazi-Spionin« Inga Arvad, die als John E Kennedys große Liebe für Schlagzeilen
sorgte.
»Hitlers
Spionin« Prinzessin Stephanie kehrte zusammen mit ihrer Mutter im Dezember 1939
Europa den Rücken. »Auch ich war inzwischen überzeugt, dass Hitler den Pfad der
Zerstörung gewählt hatte « Es zog sie in ein Land, das noch neutral war
und in dem ihr Freund Fritz Wiedemann als Generalkonsul in San Francisco
wirkte.
Wenn die Prinzessin auch glauben machen wollte, dass
sie freiwillig England verlassen habe, so war dies nur bedingt richtig. Ihre
Freundin in London, Lady Ethel Snowden, ließ vorsichtshalber Anfang Dezember 1939
im House of Commons anfragen, ob die Regierung Seiner Majestät »in Hinblick
auf ihr Nahverhältnis zur deutschen Reichskanzlei«, die Ausweisung der
Prinzessin beabsichtige. Da aber dem Innenminister schon zu Ohren gekommen war,
dass die betreffende ungarische Staatsbürgerin bereits Vorkehrungen getroffen
habe, England in den nächsten Tagen zu verlassen, wollte er von sich aus
nichts unternehmen.
So schiffte sich Stephanie von Hohenlohe unter dem
Pseudonym Mrs. Maria Waldenburg zusammen mit ihrer Mutter am II. Dezember
in Southampton auf der S.S. Veendam ein und erreichte New York am 21.
Dezember. Die amerikanische Journalistin Helen Worden, die für das New
Yorker WorldTelegram schrieb, war am Quai und schildert die Ankunft der
ihr bekannten Prinzessin: »Ihr rotgoldenes Haar war glatt nach oben gekämmt.
Sie trug einen Silberfuchsturban, an dem herausfordernd eine rosarote Rose
steckte, einen dreiviertellangen Silberfuchsmantel, ein schwarzes Seidenjerseykleid
(von Alex) und schwarze Sandalen aus Glacéleder von Perugia mit himmelblauen
Plateausohlen. Herrliche Clips steckten an ihren kleinen, hübschen Ohren, und
an ihrem dunklen Kleid glitzerte eine auffallende Diamantbrosche.«
Diese elegante Aufmachung und extrem hohe Schuhe,
dazu falsche Angaben über ihr Alter - sie machte sich sechs Jahre jünger -
halfen allerdings nicht, den Einwanderungsbeamten zu täuschen<small><I>S. 136-137</I></small>
Lesezitate nach Martha Schad - Hitlers Spionin