... ein paar Stellen im Text zitiert


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Bookinists Buchtipp zu

T.C. Boyle

Ein Freund der Erde

T.C. Boyle beschreibt in seinem Roman das Amerika des Jahres 2025 - so wie es sein wird nach der Regierungszeit eines (von ihm übrigens nicht Bush genannten) Präsidenten.
ine schauerliche Fiktion, die sich die Realität scheibchenweisenweise nhert? bookinist - T.Has



Bücher, die eventuell weiter helfen ...

Hans-Dieter
Gelfert

Typisch amerikanisch

Wie die Amerikaner wurden, was sie sind.

© 2002

... die nationalen Eigentümlichkeiten der Amerikaner aus den Besonderheiten ihrer Bewußtseinsgeschichte heraus, um so ihr individuelles Verhalten und ihr kollektives Handeln für deutsche Leser verständlich zu machen. Das Buch betrachtet Schlüsselbegriffe der spezifisch amerikanischen Mythologie, untersucht Hauptmotive der amerikanischen Populärkultur und diskutiert Paradoxien, die das nationale Denken und Fühlen der Amerikaner charakterisieren.
amazon-redaktion




Die neuen Herrscher der Welt

© 2003

Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. 826 Millionen Menschen sind permanent schwer unterernährt. Und dies auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt. Die neuen Herrscher der Welt - die Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals, die Barone der transkontinentalen Konzerne, die Börsenspekulanten - häufen ungeheure Vermögen an. Mit ihrem Tun zerstören sie den Staat, verwüsten die Natur und entscheiden jeden Tag darüber, wer sterben muss und wer überleben darf. Willfährige, effiziente Verbündete stehen ihnen zu Diensten, allen voran die Funktionäre der Welthandelsorganisation, der Weltbank und des Weltwährungsfonds.
amazon-redaktion


Bananenrepublik USA
Michael Moore - Stupid White Men

tupid White Men gehört zu den Büchern, die ganz unscheinbar daherkommen und es ohne viel Werbeaufwand schaffen, sofort nach Erscheinen die Bestseller -Listen zu erklimmen. Zu Recht. Denn der Stoff, den der amerikanische Regisseur, Fernsehmoderator und Autor Michael Moore zwischen die Buchdeckel packt ist reines Dynamit.

Alles beginnt mit einem grandiosen Wahlbetrug in Florida. Und mit welchen Mitteln hier manipuliert, Wählerstimmen ignoriert und die "richtigen", wenn es sein muss auch gerne doppelt gezählt wurden, das liest sich tatsächlich wie eine Geschichte aus einer Bananenrepublik am Ende der Welt. Kein Wunder fordert Moore UN-Generalsekretär Kofi Annan mit einem Augenzwinkern auf: "Schickt die Marines! Macht die SCUD -Raketen startbereit! ... Wir sind nicht mehr länger in der Lage, uns selbst zu regieren oder freie und faire Wahlen abzuhalten. Wir brauchen UN-Beobachter, UN-Truppen, UN- Resolutionen."

Gnadenlos geht er in einem offenen Brief an George W. Bush mit ihm ins Gericht, analysiert seine nicht vorhanden Stärken und kommentiert genüsslich die üppigen Schwächen. Angefangen beim Alkoholkonsum ("Bist du Alkoholiker und wenn ja, welchen Einfluss hat das auf dein Verhalten als Oberbefehlshaber") bis zum Analphabetismus ("George, kannst du lesen und schreiben wie ein normaler Erwachsener") ist alles dabei. Aber auch andere Regierungsmitglieder wie Vizepräsident Dick Cheney, Finanzminister Paul O'Neill und Außenminister Colin Powell bekommen ihr Fett.

Dem messerscharfen Blick Michael Moores entgeht bei seiner Satire nichts, und es soll niemand glauben, die Demokraten kämen ungeschoren davon.

Dass er seine Beobachtungen, die oft schon als gegeben und unveränderlich hingenommen werden, überaus ironisch kommentiert und voller Sarkasmus zu Papier bringt, das macht sein Buch zu einem Rundumschlag der Superklasse.

Das Manuskript zu "Stupid White Men" wurde vor dem 11. September 2001 fertig gestellt. Für alle, die damals sehr schnell die "bedingungslose Solidarität" mit den USA angeboten haben, ist es jetzt an der Zeit, innezuhalten, Luft zu holen und sich einmal kurz Michael Moores Ausführungen durch den Kopf gehen zu lassen. Es lohnt sich!
© manuela haselberger

Michael Moore - Stupid White Men
Originaltitel: Stupid White Men…
and Other Sorry Excuses for the State of the Nation!
, © 2002
Übersetzt von Michael Bayer, Helmut Dierlamm, Norbert Juraschitz und Heike Schlatterer

© 2002, München, Piper Verlag, 329 S., 12 € (broschiert)




... hier einige Zitate

Einleitung

Manche behaupten, alles habe am Abend des 7. November 2000 begonnen, als Jeb Bush seinem Bruder George Junior ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk machte den Staat Florida.
Für andere, denen zehn Jahre lang das Glück an der Börse hold war, kam der Wendepunkt, als der Dow Jones die schlimmsten Kursverluste der letzten 20 Jahre erlitt.
Für die meisten jedoch war der Spaß an jenem Abend zu Ende, als wir erfuhren, daß Pluto kein Planet ist und das Leben, wie wir es kannten, mit einem Mal so fern und befremdlich war wie der Ausdruck in den Augen des neuen »Präsidenten«.
Doch im Grunde spielt es keine Rolle, welchen Augenblick man wählt, an dem alles vor unseren Augen zusammenbrach. Wir als Amerikaner wissen nur eines. Die fetten Jahre sind vorbei. Das amerikanische Jahrhundert? Vorbei. Willkommen im Alptraum des 21. Jahrhunderts!

Ein Mann, den niemand gewählt hat, sitzt im Weißen Haus.
Kalifornien hat nicht genug Strom, um Saft auszupressen oder seine Todeskandidaten hinzurichten.
Wenn man ans andere Ende der Stadt will, ist es billiger, sich als Fed-ex-Paket aufzugeben, als selbst hinzufahren.
Aus den Dot.com-Unternehmen sind Not.com-Unternehmen geworden, und der NASDAQ ist eine so sichere Geldanlage wie ein Pokerspiel in einem Hinterzimmer in Reno.
In den vergangenen zwei Jahren gab es die schlimmsten Entlassungswellen, seit die Reagan-Renaissance das Land verwüstet hat.
Man hat eine größere Chance, die Innenministerin von Florida, Katherine Harris, oder Tom DeLay zu treffen, den Mehrheitsführer der Republikaner im Repräsentantenhaus, als in Detroit an einem sonnigen Tag seinen Anschlußflug bei Northwest Airlines zu erwischen.
Was sagen Sie da? Sie wollen im »Kundendienst« mit einem richtigen Menschen sprechen? Ha Ha Ha! Drücken Sie die vier und verabschieden Sie sich von allen Aufgaben für den Rest des Tages.
Ach, und was haben Sie doch für ein Glück! Sie haben zwei Jobs und ihre Frau auch, und dann haben Sie noch den kleinen Jimmy, der bei McDonald's arbeitet, damit Sie sich das neue Haus in der baumbestandenen Straße mit den sauber gepflegten Rasenflächen und den properen weißen Holzzäunen leisten können. Schauen Sie doch, da springt Bello hoch und begrüßt Opa, der gerade in die Einfahrt biegt! - und nächsten Monat werden Sie die letzte Rate von Ihrem Studienkredit abzahlen, der Ihnen seit 20 Jahren am Hals hängt, aber dann ... PLÖTZLICH gibt Ihre Firma bekannt, daß sie nach Mexiko ziehen wird - ohne Sie! Der Arbeitgeber Ihrer Frau hat beschlossen, daß sie nicht mehr gebraucht wird, weil der neue Berater für »Human Resources« meint, ein Mitarbeiter könne leicht die Arbeit von dreien erledigen, und der kleine Jimmy liegt mit einer unbekannten Krankheit darnieder, die er sich geholt hat, weil er etwas aus der McNuggetFriteuse gegessen hat, und Ihre Krankenversicherung erklärt, sie könne Jimmys Operation nicht bezahlen, aber sie werde ihn gerne ambulant behandeln lassen, wenn Sie bereit sind, zweimal in der Woche nach Tijuana zu fahren, weil dort direkt hinter der Grenze eine neue Klinik für ambulante Patienten gebaut wurde, der Freihandel macht's möglich, und durch den wurde vielleicht oder vielleicht auch nicht das Insekt eingeschleppt, das man in dem angebissenen McNugget von Jimmy gefunden hat - ach, und Entschuldigung, der Gerichtsvollzieher hat angerufen, Sie müssen Ihren neuen Toyota Celica zurückgeben, weil Sie eine RatenzahIung vergessen haben! Hey, wenn Sie schon nach Tijuana fahren und Jimmy ins Krankenhaus bringen, könnten Sie auch gleich weiterfahren und sich bei Ihrer alten Firma um Ihren alten Job bewerben, denn dort bekommen die ganzen »Teilhaber«, wenn sie morgens um fünf zur Arbeit kommen, gratis einen Burrito zum Frühstück und haben ein eigenes Klohäuschen. Korrigieren Sie mich, wenn ich träume, aber sahen die Dinge noch vor etwa einem Jahr nicht viel besser aus? Sollten wir nicht die »größte wirtschaftliche Expansion in der Geschichte« erleben? Hatte die Regierung es nicht nach 55 Jahren geschafft, aus den roten Zahlen zu kommen und wies endlich einen Überschuß aus, der so hoch war, daß man damit jede Straße, Brücke und jeden Backenzahn in den USA sanieren könnte? Die Luft- und Gewässerverschmutzung hatte ihren tiefsten Stand seit Jahrzehnten erreicht, die Kriminalitätsrate war so niedrig wie nie zuvor, unerwünschte Schwangerschaften bei Teenagern gingen merklich zurück, und mehr Jugendliche denn je erreichten einen Highschool oder Collegeabschluß. Alte Menschen lebten länger, man konnte für 12 Cent die Minute mit Katmandu telefonieren, und das Internet brachte die Welt (abgesehen von den zwei Milliarden Menschen, die keinen Strom haben) näher zusammen. Palästinenser brachen mit Israelis das Brot, und die Katholiken in Nordirland tranken mit den Protestanten ein Bierchen. Ja, das Leben wurde immer besser - und wir alle spürten es. Die Leute waren freundlicher, Wildfremde auf der Straße sagten einem die Uhrzeit und bei »Wer wird Millionär« wurden die Fragen einfacher gemacht, damit mehr Teilnehmer gewannen.

Und dann passierte es.
Anleger verloren Millionen an der Börse. Die Kriminalitätsrate stieg zum ersten Mal wieder seit zehn Jahren. Die Zahl der Entlassungen schoß in die Höhe. Amerikanische Wahrzeichen wie TWA oder die Kaufhauskette Montgomery Ward gingen pleite. Plötzlich fehlten uns 2,5 Millionen Barrel Öl - und zwar am Tag. S. 9-12

Vielleicht hat auch nur jemand tausend Sprengköpfe auf Milwaukee abgefeuert, und das helle Licht, das Sie dort im Norden sehen, ist die Atombombe, die gerade die leeren, pleite gegangenen Bierbrauereien in Schutt und Asche legt. Egal, auf jeden Fall würden Sie soviele Ave Marias und Psalmen runterbeten, daß Ihnen mindestens zehn Jahre Fegefeuer erlassen werden.

Warum um alles in der Welt halten wir eine Temperatur von 21 Grad im kältesten Monat des Jahres in einer der kältesten Städte der USA für etwas Erfreuliches? Wir sollten von unseren Abgeordneten sofortige Maßnahmen und von den Verantwortlichen der Klimakatastrophe eine Entschädigung verlangen. Das ist nicht in Ordnung, Leute, etwas läuft furchtbar schief. Und wenn Sie mir nicht glauben, können Sie ja die todkranke Kuh fragen, die Sie gerade auf Ihrem Teller in Steaksauce ersäufen. Sie kannte die Antwort, aber wir haben sie abgemurkst, bevor sie mit ihrem Muhen etwas verraten konnte.

Aber machen wir uns nicht so viele Gedanken um Mutter Erde - sie hat schon Schlimmeres überstanden. Sollen doch die bäumestreichelnden Naturschützer schlaflose Nächte damit verbringen - wir sind viel zu sehr mit Geldverdienen beschäftigt!

Ah, Geld. Der süße Gestank des Erfolgs. Vor ein paar Jahren unterhielt ich mich einmal mit einem Typen in einer Bar, der sich als Börsenmakler entpuppte. Er fragte mich nach meinen »Geldanlagen«. Ich sagte ihm, daß ich keine habe, ich besäße keine einzige Aktie. Er war platt.

»Sie meinen, Sie haben kein Depot, in dem Sie Ihr Geld verwalten?«
»Ich halte es für keine gute Idee, sein Geld in einem Depot zu verwalten«, antwortete ich, »oder es in einer Aktentasche oder unter der Matratze aufzubewahren. Das wenige, was ich habe, bringe ich auf die ´Bank´, wie man so sagt, dort habe ich, wie wir altmodischen Leute es nennen, ein ´Sparkonto´.«
Er fand das nicht komisch. »Sie betrügen sich doch nur selbst«, antwortete er. »Und Sie sind verantwortungslos. Ich habe gelesen, daß Sie mit Ihrem ersten Film viel Geld gemacht haben. Wissen Sie, wieviel Sie heute hätten, wenn Sie das vor zehn Jahren an der Börse investiert hätten? Wahrscheinlich etwa 30 Millionen.«
Dreißig Millionen? Dollar? So viel? Arrrggghhh!!! Wie konnte ich nur so blöd sein?
Mir wurde ganz übel. Ich hatte das Gefühl, daß meine Prinzipien und Ansichten mit einem Mal auf ein Minimum zusammenschrumpften. Ich entschuldigte mich und ging nach draußen. Einige Zeit später kam der Börsenmakler irgendwie an meine Adresse und sandte mir jede Woche »Börsennews« und anderes Werbematerial. Er nährte wohl die Hoffnung, ich würde die Ersparnisse für die Ausbildung meiner Kinder an der Wall Street verzocken.

Nun, mittlerweile kommen keine Werbebroschüren für »TopAnlagen« mehr. In den letzten eineinhalb Jahren ist die Microsoft-Aktie von 120 Dollar auf 40 Dollar abgesackt, Dell von 50 Dollar auf 16 Dollar und Pets.com mit seinem süßen kleinen Maskottchen ist inzwischen im Hundehimmel. Der NASDAQ hat fast 40 Prozent seines Wertes eingebüßt, und jene Amerikaner, die von der allgemeinen Aktienbegeisterung mitgerissen wurden und ihre kümmerlichen Ersparnisse aufs Spiel setzten, haben Milliarden verloren. Der Traum von einem »vorgezogenen Ruhestand« ist in weite Ferne gerückt, wir haben Glück, wenn wir auf eine Vierzigstundenwoche zurückgestuft werden, wenn wir zweiundachtzig sind oder das Wasser nicht mehr halten können, je nachdem, was zuerst kommt.

Allerdings sind nicht alle von uns betroffen. Es gibt fast 56000 neue Millionäre im Land - und dieser Reichtum basiert auf Gaunereien. Die neuen Millionäre wurden reich, weil sie bereits ein hübsches Sümmchen hatten, als sie anfingen, und das dann in Unternehmen investierten, die prosperierten, weil sie Mitarbeiter auf die Straße setzten, Kinder und Arme in anderen Ländern ausbeuteten und enorme Steuererleichterungen bekamen. Für sie war Raffgier nicht nur gut, sondern obligatorisch. S. 14-15

ONE
Ein sehr amerikanischer Coup
Die folgende Nachricht wurde von UN-Truppen am 9.1.01 um 6 Uhr Ortszeit auf dem amerikanischen Kontinent abgehört:

Ich bin ein Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Unsere Regierung wurde gestürzt. Unser gewählter Präsident wurde ins Exil geschickt. Alte weiße Männer, die Martinis schwenken und Fliege tragen, haben die Hauptstadt des Landes besetzt.
Wir sind umstellt. Wir sind die Regierung der Vereinigten Staaten im Exil. Wir sind viele. Zu uns gehören über 154 Millionen Erwachsene und 80 Millionen Kinder. Das sind 234 Millionen Menschen, die das Regime, das sich selbst an die Macht gebracht hat, nicht gewählt haben und damit auch nicht von ihrn vertreten werden.

Al Gore ist der gewählte Präsident der Vereinigten Staaten. Er erhielt 539898 Stimmen mehr als George W Bush. Dennoch sitzt er heute nicht im Oval Office. Statt dessen zieht unser gewählter Präsident ohne Ziel und Auftrag durchs Land und taucht nur gelegentlich auf, um vor Collegestudenten einen Vortrag zu halten oder seinen Vorrat an Little Debbie's Snack Cakes aufzustocken.

Al Gore hat gewonnen. Al Gore, Präsident im Exil. Lang lebe El Presidente Albertoooooo Gorrrrrrrrrrre!

.... Wer ist dann der Mann, der jetzt die Pennsylvania Avenue Nr.1600 besetzt hält? Ich sage es Ihnen: Es ist George W. Bush, »Präsident« der Vereinigten Staaten. Der Gauner im Amt.

Früher warteten Politiker, bis sie im Amt waren, bevor sie zu Gaunern wurden. Diesen Gauner jedoch bekamen wir fix und fertig geliefert. Jetzt ist er ein unbefugter Eindringling in einem Regierungsgebäude, ein Hausbesetzer im Oval Office. Wenn ich Ihnen sagen würde, ich würde über Guatemala berichten, würden Sie mir unabhängig von Ihrer politischen Ausrichtung sofort glauben. Aber weil dieser Staatsstreich in die amerikanische Flagge gewandet war und in den Farben rot, weiß und blau daherkam, glauben die Verantwortlichen, sie kämen damit durch.
Deswegen habe ich im Namen der 234 Millionen Amerikaner, die als Geißel gehalten werden, darum gebeten, daß die NATO das tut, was sie schon in Bosnien und im Kosovo getan hat, was die Amerikaner auf Haiti taten und was Lee Marvin in Das dreckige Dutzend getan hat.
Schickt die Marines! Macht die SCUD-Raketen startbereit! Bringt uns den Kopf von Richter Antonin Scalia!
Ich habe an UN-Generalsekretär Kofi Annan geschrieben und ihn um Hilfe gebeten. Wir sind nicht mehr länger in der Lage, uns selbst zu regieren oder freie und faire Wahlen abzuhalten. Wir brauchen UN-Beobachter, UN-Truppen, UN-Resolutionen! Verdammt, wir brauchen Jimmy Carter!
Wir sind nicht besser als irgendeine gottverlassene Bananenrepublik. Wir fragen uns, warum wir morgens aufstehen, uns den Arsch abarbeiten und Güter und Dienstleistungen produzieren, die nur dazu dienen, die Junta und ihre Truppen in Corporate America (ein separates, eigenständiges Lehen innerhalb der Vereinigten Staaten, dessen Sachwalter seit einiger Zeit eigene Wege beschreiten dürfen) noch reicher zu machen. Warum sollen wir Steuern zahlen und so den Staatsstreich finanzieren? Können wir je wieder unsere Söhne in die Schlacht schicken, damit sie ihr Leben für den »American Way of Life« opfern wenn damit nur der Lebensstil der alten grauen Herren gemeint ist, die sich in dem von ihnen besetzten Hauptquartier am Potomac verschanzt haben?

Oh JesusMariaundiosef ich halte es nicht mehr aus! Reich mir doch mal jemand die Fernbedienung! ich muß wieder auf das Märchen umschalten, daß ich ein Bürger in einer Demokratie mit dem unveräußerlichen Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach icecream bin. Als Kind erzählte man mir, daß ich wichtig bin, daß ich jedem meiner Mitbürger ebenbürtig bin und daß kein einziger von uns ungleich oder ungerecht behandelt werden und daß man Macht über andere nur mit deren Zustimmung ausüben darf. Der Wille des Volkes. Noch immer singen wir »God Bless America« und »The Star Spangled Banner«. America the Beautiful. Land, that I love. twilights'... last... gleaming. Oh say, can you see sind die belgischen Blauhelme schon unterwegs? Beeilt euch!

Der Coup wurde schon lange vor den miesen Tricks am Wahltag 2000 geplant. Im Sommer 1999 zahlte Katherine Harris vier Millionen Dollar an Database Technologies. Harris ist nicht nur Ehrenmitglied bei den dummen weißen Männern, sondern auch stellvertretende Wahlkampfleiterin für Bush und Innenministerin von Florida. Damit war sie für die Durchführung der Wahl in ihrem Staat verantwortlich. Database sollte die Wahlregister Floridas durchgehen und jeden streichen, den man eines Verbrechens »verdächtigte«. Harris handelte mit dem Segen des Gouverneurs von Florida, George Ws Bruder Jeb Bush - dessen tugendhafte Gemahlin einmal bei dem Versuch erwischt wurde, Schmuck im Wert von 19000 Dollar am Zoll und an der Steuer vorbei ins Land zu schmuggeln... Das ist eigentlich eine Straftat. Aber hey, wir sind in Amerika. Wir verfolgen Verbrecher nicht, wenn sie reich oder mit einem regierenden Bush verheiratet sind.

Laut Gesetz dürfen Vorbestrafte in Florida nicht wählen. Natürlich bin ich davon überzeugt, daß die Richter in Florida stets untadelig und völlig unvoreingenommen urteilten. Aber dieses Gesetz hat traurigerweise zur Folge, daß 31 Prozent aller männlichen Schwarzen in Florida nicht wählen dürfen. Harris und Bush wußten, daß durch die Streichung der Vorbestraften aus den Wahlregistern Tausende von schwarzen Bürgern von den Wahlurnen ferngehalten werden würden. S. 21-24


Beraterin für nationale Sicherheit: Condoleeza Rice

Als Dank für ihre Dienste im Vorstand von Chevron wurde ein 130 000-Tonnen-Öltanker nach ihr benannt. Rice saß außerdem im Vorstand von Charles Schwab und Transamerica und fungierte bei J.P. Morgan als Beraterin; auch im Stab für Nationale Sicherheit von Papa Bush war sie bereits vertreten. S. 46


Lieber George, ….

Die Liste der Leistungen, die Du allein in den ersten paar Monaten Deiner Amtszeit erbracht hast, ist wirklich brutal eindrucksvoll.
Du hast:

  • die Bundesausgaben für Bibliotheken um 39 Millionen Dollar gesenkt.
  • 35 Millionen Dollar Bundesmittel für die Weiterbildung von Ärzten in der Kinderheilkunde gestrichen
  • die Ausgaben für die Erforschung erneuerbarer Energiequellen um 50 Prozent reduziert
  • die Verabschiedung von Bestimmungen aufgeschoben, die den erlaubten Grenzwert für Arsen im Trinkwasser gesenkt hätten
  • die Forschungsmittel für die Entwicklung weniger umweltschädlicher und sparsamerer Autos und Lastwagen um 28 Prozent gekürzt
  • Regeln aufgehoben, die es dem Staat erleichterten, an Firmen, die Bundesgesetze, Umweitgesetze und Vorschriften zur Arbeitssicherheit verletzten, keine Aufträge mehr zu vergeben
  • zugelassen, daß Deine Innenministerin Gale Norton um Vorschläge bat, wie man die Nationalparks für Holzwirtschaft, Kohlebergbau und Öl- und Gasförderung erschließen könnte
  • Dein Wahlversprechen gebrochen, 100 Millionen Dollar pro Jahr in die Erhaltung des Regenwalds zu investieren
  • das Community Access Program um 86 Prozent gekürzt, das die Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung durch öffentliche Krankenhäuser, Privatkliniken und andere Gesundheitsdienstleister koordinierte
  • einen Antrag abgeschmettert, mit dem der öffentliche zu Informationen über die möglichen Folgen von Chemieunfällen verbessert werden sollte
  • die öffentlichen Mittel für die Wohnungsbauprojekte der GirIs and Boys Clubs of America um 60 Millionen Dollar gekürzt
  • die amerikanische Zustimmung zum Kyoto-Protokoll über die Klimaerwärmung zurückgezogen, das nur von 178 anderen Staaten unterzeichnet wurde
  • ein internationales Abkommen zur besseren Durchsetzung der Biowaffen-Konvention von 1972 abgelehnt, die den Einsatz von biologischen Waffen verbietet
  • die Mittel für Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeitslose um 200 Millionen Dollar gekürzt
  • die Mittel für das Programm Childcare and Development, das Sozialhilfeempfängern, die zur Arbeit gezwungen werden, die Kinderbetreuung finanziert, um 200 Millionen DolIar gekürzt
  • den freien Bezug von Verhütungsmitteln auf Rezept für Angestellte des Bundes abgeschafft (obwohl es Viagra immer noch auf Rezept gibt)
  • die Zuschüsse für Reparaturarbeiten im öffentlichen Wohnungsbau um 700 Millionen Dollar gekürzt
  • den Haushalt der Umweitschutzbehörde Environmental Protection Agency um eine halbe Milliarde Dollar gekürzt
  • ergonomische Vorschriften gekippt, die der Gesundheit und Sicherheit von Arbeitnehmern dienen
  • von Deinem Wahlversprechen Abstand genommen, den Ausstoß eines der wichtigsten Treibhausgase (Kohlendioxyd) zu begrenzen
  • dafür gesorgt, daß internationale Organisationen für Familienplanung, die mit ihren eigenen Finanzmitteln Abtreibungsberatung durchführen, Adressen von Abtreibungsärzten weitergeben oder selbst Abtreibungen vornehmen, keinerlei Bundesmittel mehr erhalten
  • Dan Lauriski, den früheren Manager eines Bergbauunternehmens, zu dem für Sicherheit und Gesundheit im Bergbau zuständigen Ministerialdirektor im Arbeitsministerium ernannt
  • Lynn Scarlett, die der Theorie von der Klimaerwärmung skeptisch gegenübersteht und strengere Vorschriften gegen die Umweltverschmutzung ablehnt, zur Staatssekretärin im Innenministerium ernannt
  • dem umstrittenen Plan Deiner Innenministerin Gale Norton zugestimmt, Gebiete vor der Ostküste Floridas zur Erschließung von Öl- und Gasvorkommen zu versteigern
  • verkündet, daß Du Ölbohrungen im Lewis and Clark National Forest genehmigen willst
  • gedroht, die für AIDS zuständige Behörde im Weißen Raus zu schließen
  • beschlossen, Dich bei der Ernennung von Bundesrichtern nicht mehr von der Anwaltsvereinigung American Bar Association beraten zu lassen
  • die Studienbeihilfe für Studenten gestrichen, die wegen eines Drogenvergehens verurteilt worden sind (während verurteilte Mörder immer noch Beihilfen erhalten könnten)
  • den Anwälten des Justizministeriums im fortdauernden Rechtsstreit der Regierung mit den Tabakkonzernen nur 3 Prozent der beantragten Mittel bewilligt
  • ein Steuersenkungsprogramm durchgeboxt, das zu 43 Prozent dem reichsten Hundertstel der Amerikaner zugute kommt
  • ein Gesetz unterzeichnet, das es armen und mittelständischen Amerikanern erschwert, Konkurs anzumelden, selbst wenn sie riesige Rechnungen für medizinische Leistungen begleichen müssen
  • Kay Cole James, eine Gegnerin der Affirmative Action zur Förderung von Frauen und Minderheiten, zur Chefin des Office of Personnel Management ernannt
  • die Mittel für Programme gegen den Mißbrauch und die Vernachlässigung von Kindern um 15,7 Millionen Dollar gekürzt
  • die Abschaffung des Programms »Reading is Fundamental« vorgeschlagen, durch das Kinder mittelloser Eltern umsonst Bücher erhalten
  • auf den Bau von »Mini-Atombomben« gedrängt, die tief unter der Erdoberfläche liegende Ziele zerstören sollen und deren Entwicklung eine Verletzung des Atomteststop Abkommens darstellen würde
  • versucht, Vorschriften aufzuheben, die 2,5 Millionen Hektar Wald in den Nationalparks vor Holzeinschlag und Straßenbau schützen
  • John Bolton, einen Gegner des Atomwaffensperrvertrags und der Vereinten Nationen, zum Staatssekretär für Rüstungskontrolle und Internationale Sicherheit ernannt
  • Linda Fisher, eine Top-Managerin von Monsanto, zur stellvertretenden Leiterin der Umweltschutzbehörde ernannt
  • Michael McConnell, einen führenden Kritiker der Trennung zwischen Staat und Kirche, als Bundesrichter nominiert
  • den Gegner der Bürgerrechtsbewegung Terrence Boyle als Bundesrichter nominiert
  • die Verpflichtung der Autoindustrie aufgehoben, bis 2004 Prototypen für benzinsparende Autos zu entwickeln
  • John Walters, einen eifrigen Kritiker der Drogentherapie in Gefängnissen, zum Direktor des Office of National Drug Control (zum »Drogenzar«) ernannt
  • den Öl- und Kohle-Lobbyisten J. Steven Giles zum stellvertretenden Innenminister ernannt
  • Bennett Raley, der die Aufhebung des Gesetzes zum Schutz bedrohter Tierarten verlangt hat, zum Staatssekretär für Wasserversorgung und Wissenschaft im Innenministerium ernannt
  • auf die Abweisung einer Gemeinschaftsklage gedrängt, die asiatische Frauen in den USA gegen Japan erhoben haben, weil die Japaner sie im Zweiten Weltkrieg zu Sex-Sklavinnen machten
  • Ted Olson, der bei dem Wahldebakel in Florida Dein Anwalt war, zum stellvertretenden Justizminister ernannt
  • versprochen, die Genehmigung von Raffinerien, Atomkraftwerken und Staudämmen zu erleichtern, auch durch die Verwässerung von Umweltschutzbestimmungen
  • versprochen, ganze Landstriche in dem Naturschutzgebiet Alaska Wildlife Preserve für die Öl- und Gasförderung zu verkaufen

Puh! Schon das Tippen dieser Liste hat mich geschafft. Wo hast Du bloß die Energie für all diese Maßnahmen her? (Du tankst beim Mittagsschlaf auf, stimmt's?) Natürlich werden viele Punkte in der Liste auch von vielen Demokraten unterstützt (ihnen will ich weiter unten ein paar Worte widmen). S. 56-60

Ich soll beweisen, was ich sage? Na gut, dann lassen Sie mich für ein paar neutralen, objektiven statistischen Daten belegen, je gut es denen an der Spitze wirklich geht:

  • Von 1979 bis heute ist das Einkommen des reichsten Hundertstels der US-Bevölkerung um 157 Prozent gestiegen; die ärmsten 20 Prozent dagegen verdienen (inflationsbereinigt) tatsächlich 100 Dollar weniger als zu Beginn der Reagan-Ara.
  • Die Gewinne der reichsten 200 Konzerne der Welt sind seit 1983 um 362,4 Prozent gewachsen; ihr gemeinsamer Umsatz ist inzwischen höher als das gemeinsame Bruttosozialprodukt aller Länder der Erde mit Ausnahme der zehn reichsten.
  • Nach ihren jüngsten Fusionen sind die Gewinne der vier größten US-amerikanischen Ölkonzerne um 146 Prozent gestiegen - während angeblich eine »Energiekrise« herrschte.
  • In den letzten Jahren, für die Zahlen verfügbar sind, bezahlten 44 der 82 größten Konzerne in den USA nicht den normalen Steuersatz von 35 Prozent. 17 Prozent bezahlten ÜBERHAUPT KEINE STEUERN - und 7 Konzerne, darunter auch General Motors, jonglierten so virtuos mit Betriebsausgaben und Steueranrechnung, daß der Staat am Ende ihnen Millionen Dollar schuldete!
  • Weitere 1279 Konzerne mit Vermögen von 250 Millionen Dollar und mehr bezahlten ebenfalls KEINE STEUERN und meldeten »kein Einkommen« für 1995 (dem letzten Jahr, für das Daten verfügbar waren).

Wir werden auf so viele Arten betrogen, daß ich wegen Anstiftung zum Aufruhr angeklagt werden könnte, wenn ich sie alle aufzählte. Aber sei's drum! Mercedes Benz weigerte sich hartnäckig, die US-amerikanischen Verbrauchs- und Umweltgesetze erfüllen und wurde für seine Gesetzesverstöße mit einer Geldbuße belegt. Doch der Konzern hatte eine geniale Idee: Er deklarierte das Bußgeld von 65 Millionen Dollar für die Jahre 1988 und 1989 als normale Betriebsausgaben und wollte es von der Steuer absetzen. S. 79-80


Nation der Dummköpfe
Haben Sie auch das Gefühl, in einem Staat voller Idioten zu leben?
Zum Trost über das Ausmaß der Dummheit in Amerika habe ich mir früher immer eingeredet: Selbst wenn in diesem Land 200 Millionen ausgemachte Idioten leben, bleiben immer noch mindestens 80 Millionen, die kapieren, was ich sage - und das ist mehr als die Bevölkerung von Großbritannien und Island zusammen!
Dann kam der Tag, an dem ich mich im gleichen Büro wie die ESPN-Quizshow Two-Minute Drill wiederfand. Wie es dazu kam, weiß ich selbst nicht. Das ist die Show; in der nicht einfach nur abgefragt wird, wer auf welcher Position für welches Team spielt, sondern wer was und auf welcher Position in dem Baseballspiel von 1925 zwischen Boston und New York getroffen hat oder wer der beste Neuling des Jahres 1965 in der ehemaligen American Basketball Association war oder was Baseballstar Jake Wood am 12. Mai 1967 zum Frühstück gegessen hat.
Ich kann keine einzige dieser Fragen beantworten, aber aus irgendeinem Grund weiß ich noch Jake Woods Trikotnummer: 2. Warum um alles in der Welt merke ich mir so nutzloses Zeug?

Ich weiß es nicht, aber seit ich scharenweise Männer beim Warten auf einen Test für die Teilnahme an der Quizshow beobachtet habe, habe ich vielleicht etwas über die Intelligenz und die Denkweise der Amerikaner gelernt. Ganze Herden dieser Sportcracks und Volltrottel lungern in unserem Flur herum und warten auf ihren großen Augenblick. Im Kopf gehen sie noch einmal Hunderte von Fakten und Statistiken durch und prüfen sich gegenseitig mit Fragen, von denen ich beim besten Willen nicht weiß, weshalb irgend jemand außer unserem allwissenden Vater sie beantworten können sollte. Wenn man sich diese mit Testosteron vollgepumpten Bodybuilder ansieht, könnte man meinen, man hätte einen Haufen Analphabeten vor sich, die froh sein müssen, wenn sie das Etikett auf ihren Bierdosen lesen können.
In Wirklichkeit sind sie wahre Genies. Sie können alle 30 trivialen Fragen in weniger als 120 Sekunden beantworten. Das sind vier Sekunden für jede Frage - einschließlich der Zeit, die der Sportstar für das Vorlesen der Frage braucht.

Der Linguist und politische Autor Noam Chomsky hat einmal gesagt: »Wenn man einen Beweis dafür sucht, daß das amerikanische Volk nicht dumm ist, so braucht man sich nur einmal anzuhören, was für eine unglaubliche Fülle von Fakten in einer Sportsendung im Radio genannt wird. Das ist wahrhaft erstaunlich und zugleich ein Beweis dafür, daß der amerikanische Verstand noch frisch und munter ist. Er beschäftigt sich nur nicht mit interessanten oder wichtigen Dingen. Unsere Aufgabe ist es, einen Weg zu finden, Politik genauso faszinierend und packend zu gestalten wie Sport. Wenn wir das erreichen, dann werden wir erleben, daß die Amerikaner nur noch darüber sprechen, wer wem in der WTO was angetan hat.«

Doch dazu müßten sie zuerst einmal die Buchstaben WTO lesen können. Sage und schreibe 44 Millionen Amerikaner sind nicht imstande, Texte zu lesen und zu schreiben, die auf dem Niveau der vierten Schulklasse liegen - mit anderen Worten, sie sind faktisch Analphabeten.

Woher habe ich wohl diese statistische Angabe? Ich habe sie ganz einfach gelesen. Und jetzt haben Sie sie auch gelesen. Damit haben wir schon einen beträchtlichen Teil der 99 Stunden im Jahr verbraucht, die der Durchschnittsamerikaner mit dem Lesen von Büchern verbringt - im Vergleich zu 1460 Stunden vor dem Fernseher.

Ich habe auch gelesen, daß sich nur elf Prozent der Amerikaner die Mühe machen, eine Tageszeitung zu lesen, abgesehen von den Witzseiten und den Gebrauchtwagenannoncen.

Wir leben also in einem Land, in dem 44 Millionen nicht lesen können - und an die 200 Millionen zwar lesen können, es aber in den Regel nicht tun -, da muß einem doch angst und bange werden. Eine Nation, die nicht nur am laufenden Band ungebildete Studenten hervorbringt, sondern sich alle Mühe gibt, unwissend und dumm zu bleiben, sollte nicht gerade den Anspruch erheben, Weltpolizei zu spielen - zumindest nicht, solange die Mehrheit ihrer Bürger das Kosovo (oder ein anderes Gebiet, das sie bombardiert hat) nicht auf der Karte findet.

Ausländer hat es deshalb auch überhaupt nicht überrascht, daß die Amerikaner, die gerne in ihrer Dummheit schwelgen, einen Präsidenten »gewählt« haben, der fast nichts liest - nicht einmal seine eigenen Anweisungen - und Afrika für einen Staat hält, nicht für einen Kontinent. Ein Dummkopf an der Spitze einer Nation der Dummköpfe. In unserem glorreichen Land des Wohlstands ist weniger schon immer mehr gewesen, wenn es darum ging, auch den letzten Winkel des Gehirns mit der Aufnahme von Fakten und Zahlen, kritischem Denken oder dem Begreifen von Zusammenhängen zu strapazieren, außer beim... Sport.

Unser Oberdummkopf bemüht sich nicht einmal, seine Unwissenheit zu verbergen - er prahlt sogar mit ihr. In seiner Eröffnungsrede vor dem Jahrgang 2001 von Yale verkündete George W, Bush stolz, daß er nur ein mittelmäßiger Student von Yale war. »Und all den mittelmäßigen Studenten sage ich jetzt, auch ihr könnt Präsident der Vereinigten Staaten werden!« Daß man dafür auch einen Ex-Präsidenten als Vater, einen Bruder als Gouverneur eines Staates, in dem noch ein paar Stimmen fehlen, und ein~ Obersten Gerichtshof voller Duz-Freunde des eigenen Papas braucht, hat er natürlich nur deshalb nicht erwähnt, weil das für eine so kurze Ansprache viel zu kompliziert gewesen wäre.

Wir Amerikaner können auf eine lange Tradition zurückblicken, in der wir immer wieder von ignoranten hohen Regierungsmitarbeitern repräsentiert wurden. S. 119-122

Welche Priorität nun wir in Amerika der Bildung ein? Natürlich steht sie auf der Liste der staatlichen Zuschüsse irgendwo ganz unten zwischen der Behörde für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (OSHA) und den Fleischbeschauern. Der Mensch, der sich Jeden Tag um unser Kind kümmert, erhält jährlich im Durchschnitt 41351 Dollar. Ein Abgeordneter des Repräsentantenhauses, dessen einzige Sorge es ist, weicher Lobbyist der Tabakindustrie ihn heute abend zum Essen einlädt, bekommt 145 100 Dollar.

Ist es ein Wunder, daß so wenige diesen Beruf wählen, wenn man sich vor Augen führt, wofür die Lehrer in unserer Gesellschaft Tag für Tag den Kopf hinhalten müssen? Der landesweite Lehrermangel ist inzwischen so akut, daß einige Schulbehörden Lehrer außerhalb der Vereinigten Staaten anwerben. Chicago hat erst vor kurzem Lehrer aus 28 verschiedenen Ländern eingestellt, darunter China, Frankreich und Ungarn. Wenn das neue Schuljahr beginnt, gehen in New York 7000 Lehrer in den Ruhestand - und 60 Prozent der als Ersatz eingestellten Lehrer haben kein Examen abgelegt.

Doch das ist in meinen Augen die Krönung: 163 Schulen in New York City haben das Schuljahr 2000/2001 ohne einen Rektor begonnen! Sie haben richtig gelesen - eine Schule ohne einen Menschen, der die Verantwortung trägt. Scheinbar experimentieren der Bürgermeister und die Schulbehörde mit der Chaostheorie - man stecke 500 Kinder in ein baufälliges Gebäude und sehe zu, wie die Dinge sich naturgemäß entwickeln! In der Stadt, von der aus weltweit der größte Reichtum gesteuert wird und in der mehr Millionäre pro Quadratmeter leben als Kaugummis auf dem Gehsteig kleben, haben wir aus unerfindlichen Gründen nicht genügend Geld, einem frischgebackenen Lehrer mehr als 31 900 Dollar jährlich zu zahlen. Und dann wundern wir uns, wenn niemand diesen Job will.

Dabei sind nicht nur die Lehrer vernachlässigt worden, amerikanische Schulgebäude fallen buchstäblich auseinander. Im Jahr 1999 meldete ein Viertel aller amerikanischen staatlichen Schulen, daß mindestens eines ihrer Gebäude in desolatem Zustand sei. Im Jahr 1997 mußte in ganz Washington, D.C., der Schulstart um drei Wochen verschoben werden, weil fast ein Drittel der Schulgebäude als unsicher galt.

An rund 10 Prozent der staatlichen Schulen sind soviele Schüler gemeldet, daß die Aufnahmekapazität ihrer Räumlichkeiten um mehr als 25 Prozent überschritten wird. Der Unterricht muß im Flur, im Freien, in der Turnhalle oder in der Cafeteria gehalten werden. Einmal stattete ich einer Schule einen Besuch ab, in der sogar im Hausmeisterhäuschen unterrichtet wurde. Das soll nicht etwa heißen, daß die Hausmeisterhäuschen sonst als Besenkammern benützt werden. In New York haben fast 15 Prozent der 1100 staatlichen Schulen keinen fest angestellten Hausmeister, so daß Lehrer ihre Fußböden selbst wischen und Schüler ohne Klopapier auskommen müssen. Unsere Kinder gehen schon mit 5chokoriegeln hausieren, damit ihre Schule neue Musikinstrumente kaufen kann. Was kommt als nächstes? Auto waschen, um Geld fürs Klopapier zu verdienen?

Ein weiterer Beweis dafür, wie sehr uns unsere Kinder am Herzen liegen, ist die Zahl der öffentlichen und sogar schulischen Bibliotheken, die schließen oder die Öffnungszeiten reduzieren mußten. Das letzte, was wir heute noch brauchen, sind Kinder, die mit Büchern ihre Zeit totschlagen!

»Präsident« Bush stimmt dem anscheinend zu: In seinem ersten Haushaltsentwurf schlug er vor, die Bundesausgaben für Bibliotheken um 39 Millionen Dollar zu kürzen, auf 168 Millionen Dollar - eine Kürzung um fast 19 Prozent. In der Woche davor hatte seine Frau, die ehemalige Bibliothekarin Laura Bush, noch eine landesweite Kampagne zur Unterstützung der amerikanischen Bibliotheken ins Leben gerufen und nannte sie »die Schatztruhe der Gemeinschaft, die mit einem Reichtum an Informationen gefüllt sei, der jedem in gleicher Weise zur Verfügung« stehe. Die Mutter des Präsidenten, Barbara Bush, steht an der Spitze der Foundation for Family Literacy, einer Stiftung zur Leseförderung. Erfahrungen mit Analphabetismus in der eigenen Familie sind eben doch die besten Voraussetzungen, um Menschen für Ehrenämter in gemeinnützigen Organisationen zu gewinnen.S. 138-140


Es gibt jedoch eine Gruppe in unserem Land, die nicht nur über all die belämmerten Lehrer jammert - eine Gruppe, die sich sehr intensiv um die Schüler kümmert, die irgendwann die Welt der Erwachsenen betreten. Man könnte sogar sagen, sie haben ein ureigenes Interesse an diesem für den Eigenbedarf bestimmten Millionenheer junger Menschen ... oder an den Milliarden Dollar, die sie Jahr für Jahr ausgeben. (Allein amerikanische Teenager gaben letztes Jahr mehr als 150 Milliarden Dollar aus.) Genau, es ist die amerikanische Geschäftswelt, auch Corporate America genannt, deren Großzügigkeit gegenüber den Schulen unseres Landes nur ein weiterer Beweis für ihre aufopferungsvolle, patriotische Arbeit ist.

Aber wie sehr liegen unsere Kinder diesen Unternehmen wirklich am Herzen?

Nach Zahlen des Zentrums für die Analyse der Kommerzialisierung des Schulwesens (CACE) ist ihre selbstlose Spendenbereitschaft seit 1990 in die Höhe geschnellt. Im letzten Jahrzehnt sind die F6rdermittel von Unternehmen für schulische Programme und Aktivitäten um 248 Prozent gestiegen. Als Gegenleistung für das Sponsoring lassen die Schulen es zu, daß die Unternehmen ihre Namen mit den Veranstaltungen verknüpfen.
Beispielsweise sponsert Eddie Bauer die letzte Runde des Schülerwettbewerbs National Geography Bee. Buchumschläge mit Anzeigen von Calvin Klein und Nike werden an die Schüler verteilt. Nike und andere Schuhhersteller fördern städtische High-School-Basketballteams, immer auf der Suche nach den Stars von morgen.

Pizza Hut rief seine Werbekampagne »Book-It!« ins Leben. Wenn die Schüler ein bestimmtes Lesepensum im Monat erreichen, werden sie mit einem Gutschein für eine Pizza ihrer Wahl belohnt. Der Geschäftsführer gratuliert den Kindern im Restaurant und überreicht ihnen einen Sticker und eine Urkunde. Pizza Hut schlägt den Rektoren vor, eine Liste aller Ehrenträger der »Pizza Hut Book-It!.«-Aktion in der Schule auszuhängen.

General Mills und Campbell's Soup haben sich etwas noch Raffinierteres ausgedacht. Statt Gutscheine zu verteilen, belohnen sie Schulen dafür, daß sie Eltern dazu bringen, ihre Produkte zu kaufen. Bei der Werbekampagne »Box Tops for Education« von General Mills erhält die Schule 10 Cents für jedes Logo von einem Schachteldeckel, das sie einschickt. Bis zu 10000 Dollar im Jahr kann sie damit verdienen. Das bedeutet 100000 verkaufte Produkte von General Mills. Das Programm »Labels for Education« von Campbell's Soup ist nicht besser. Der Suppenkocher prahlt großartig damit, »Amerikas Kindern kostenlos Schulausrüstung zu beschaffen!«. Schulen können sich einen »kostenlosen« Apple iMac-Computer verdienen, wenn sie schlappe 94950 Suppenetiketten sammeln. Campbell's rät den Schulen, ein tägliches Sammelziel für jeden Schüler vorzugeben. Bei der vorsichtigen Schätzung von fünf Etiketten pro Woche und Schüler braucht man nur noch eine Schule mit 528 Kindern, um den kostenlosen Computer zu kriegen.

Aber Schulen haben nicht nur über diese Form des Sponsoring mit der Geschäftswelt zu tun. In den neunziger Jahren stieg die Zahl der Exklusivverträge zwischen Schulen und Getränkeherstellern um sage und schreibe 1384 Prozent. 240 Schuldistrikte in 31 Staaten haben das exklusive Vertriebsrecht an einen der drei großen Getränkekonzerne verkauft (Coca-Cola, Pepsi, Dr. Pepper) und deren Produkte in den Schulen verstärkt angeboten. Wundert sich da noch jemand, daß mehr Kinder Übergewicht haben als jemals zuvor? Oder daß mehr junge Frauen an Kalziummangel leiden, weil sie zuwenig Milch trinken? Laut Bundesgesetz ist zwar in Schulen der Verkauf von Limonaden vor der Mittagspause verboten, doch in manchen überfüllten Schulen beginnt die »Mittagspause« bereits am Vormittag. Künstlich aromatisiertes Zuckerwasser mit Kohlensäure - das Frühstück für Champions! (Im März 2001 reagierte der Coca-Cola-Konzern auf den öffentlichen Druck und kündigte an, daß er Wasser, Saft und andere zuckerfreie, koffeinfreie und kalziumreiche Alternativen in den Getränkeautomaten anbieten werde.)

Solche Zugeständnisse dürften sich die Konzerne ohne weiteres leisten können, wenn man sich den Deal im Schuldistrikt von Colorado Springs vor Augen führt. Colorado hat auf dem Feld der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Getränkeherstellern echte Pionierarbeit geleistet. In Colorado Springs erhält der Distrikt im Laufe von zehn Jahren 8,4 Millionen Dollar von Coca-Cola - und sogar noch mehr, wenn er die »Quote« übertriff: Es müssen nur 70000 Kisten mit Coca-Cola-Produkten jährlich verkauft werden. Damit die Menge auch tatsächlich erreicht wird, drängten Vertreter des Schuldistrikts die Rektoren, den Schülern unbegrenzt Zugang zu den Automaten zu gewähren und es den Schülern zu erlauben, im Klassenzimmer Cola zu trinken.

Coca-Cola ist kein Einzelfall. Im Schuldistrikt von Jefferson County; Colorado (Heimat der Columbine High School), steuerte Pepsi 1,5 Millionen Dollar zum Bau eines neuen Sportstadions bei. Einige Schulen führten einen wissenschaftlichen Test durch, der zum Teil von Pepsi selbst entwickelt wurde und »Der Hersteller kohlensäurehaltiger Getränke« heißt. Die Schüler machten Geschmackstests verschiedener Cola-Limos, analysierten Cola-Proben, sahen sich auf einem Video eine Getränkefabrik von Pepsi an und fuhren zu einer Fabrik in der Nähe. Der texanische Schuldistrikt in Wylie unterschrieb 1996 einen Vertrag, nach dem das Verkaufsrecht für Limonaden in Schulen zwischen Coke und Dr. Pepper aufgeteilt wurde. Jedes Unternehmen zahlte jährlich 31 000 Dollar. Im Jahr 1998 überlegte das County es sich plötzlich anders und unterschrieb einen Vertrag mit Coke in Höhe von 1,2 Millionen Dollar über einen Zeitraum von 15 Jahren. Dr. Pepper verklagte das County wegen Vertragsbruchs. Der Schuldistrikt kaufte sich von dem Vertrag mit Dr. Pepper frei. Kostenpunkt: 160000 Dollar plus 20000 Dollar Gerichtskosten.

Aber nicht nur Unternehmen werden manchmal rausgeworfen. Schülern, die es am nötigen Gemeinschaftsgeist fehlen lassen, drohen harte Strafen. Als Mike Cameron am »Coke Day« an der Greenbrier Righ School in Evans, Georgia, ein T-Shirt von Pepsi trug, wurde er für einen Tag der Schule verwiesen. Der »Coke Day« wurde anläßlich des landesweiten Wettbewerbs »Team Up With Coca-Cola« gefeiert, in dessen Rahmen die High School mit dem besten Einfall für die Verteilung von Cola-Rabattkarten 10000 Dollar als Spende erhielt. Vertreter der Greenbrier High School gaben an, Cameron sei nach Hause geschickt worden, weil er »gestört und versucht habe, das Ansehen der Schule zu schädigen«. Er zog angeblich ein T-Shirt aus und darunter kam dann das Pepsi-Shirt zum Vorschein, während die Schüler sich zu einem Gruppenbild aufstellten, auf dem das Wort Coca-Cola zu lesen sein sollte. Cameron sagte, er habe das T-Shirt den ganzen Tag über getragen, er habe jedoch erst Schwierigkeiten bekommen, als sie sich für das Foto aufstellen sollten. Pepsis Marketing-Abteilung reagierte prompt und schickte dem Rektor eine Schachtel mit Pepsi-T-Shirts und -Kappen.

Als wäre es nicht schlimm genug, aus Schülern Reklametafeln zu machen, funktionieren Schulen und Unternehmen manchmal gleich das ganze Schulhaus zu einer riesigen Neon-Reklame für die Konzerne Amerikas um. Die Gestaltung des Schulraums, einschließlich der Anzeigetafeln, Dächer, Wände und Lehrbücher, durch Logos und Werbung für Unternehmen ist um mehr als das Fünffache gestiegen.

Colorado Springs hat sich nicht damit begnügt, sich an Coca-Cola zu verkaufen, sondern auch noch die Schulbusse mit Werbeplakaten für Burger King, Wendy's und andere große Unternehmen beklebt. Kostenlose Buchumschläge und Stundenpläne mit Anzeigen für das Toastgebäck von Kellogg's Pop-Tarts und Bildern von TV-Stars des Senders Fox werden ebenfalls an die Schüler verteilt.

Nachdem Mitglieder des Schuldistrikts von Grapevine-Colleyville Independent in Texas beschlossen hatten, keine Werbung in den Klassenzimmern zu erlauben, genehmigten sie, daß Logos von Dr. Pepper und 7-Up auf die Dächer von zwei High Schools gemalt wurden. Die beiden Schulen lagen, und das ist kein Zufall, in der Einflugschneise des Flughafens von Dallas.

Die Schulen halten nicht nur nach Werbemöglichkeiten Ausschau, sie achten auch auf die Wahrnehmung verschiedener Produkte durch ihre Schüler. Aus diesem Grund führen Unternehmen in manchen Schulen während der Schulzeit Marktforschungsstudien durch. Das kanadische Institut Education Market Resources berichtet, daß »Kinder offen und bereitwillig auf Fragen und Anregungen« in der Umgebung des Klassenzimmers reagieren. (Natürlich wird genau das von ihnen im Klassenzimmer erwartet - aber zu ihrem eigenen Nutzen und nicht, um die Arbeit eines kommerziellen Meinungsforschers zu erleichtern.) Das Ausfüllen von Marketingfragebögen (statt Unterricht) dürfte wohl kaum zu den Aufgaben von Schulen gehören.

Die Unternehmen haben inzwischen auch entdeckt, daß sie dieses Publikum erreichen können, indem sie Bildungsmaterial »sponsern«. Diese Praxis hat, genau wie die anderen, seit 1990 um 1 875 Prozent zugenommen.

Lehrer zeigen ein Video von Shell Oil, in dem die Schüler erfahren, daß man nur dann ein echtes Naturerlebnis hat, wenn man in die Wildnis fährt - natürlich nach dem Auftanken des Jeeps an einer Shell-Tankstelle. ExxonMobil arbeitete Lektionen über die blühende Natur im Prinz-William-Sund aus, dem Schauplatz einer ökologischen Katastrophe: dort wurde das Erdöl des havarierten Tankers Exxon Valdez angetrieben. In einem Rechenbuch für die dritte Klasse müssen die Schüler die Bonbons Tootsie Rolls zählen. Ein von Hershey gesponserter Lehrplan, der in vielen Schulen verwendet wird, arbeitet mit einer »Chocolate Dream Machine«, Sie enthält Lektionen in Rechnen, Naturwissenschaften, Geographie - und Ernährung. An vielen High Schools wird der Wirtschaftsunterricht von General Motors gefordert. GM schreibt und liefert die Lehrbücher sowie den Lehrplan des Kurses. Die Schüler lernen am Beispiel von GM die Vorzüge des Kapitalismus und wie man ein Unternehmen leitet - eins wie GM.

Gibt es überhaupt einen besseren Weg, den Kindern ein Unternehmenslogo einzuhämmern, als es über das Fernsehen und Internet direkt ins Klassenzimmer zu senden? Das elektronische Marketing hat um 139 Prozent zugenommen: Ein Unternehmen stellt Schulen Programme oder Ausrüstung zur Verfügung als Gegenleistung für das Recht, in der Schule zu werben.

Ein Beispiel ist das Unternehmen ZapMe!, das Schulen kostenlos ein Computerlabor einrichtet und Zugang zu voreingestellten Websites gewährt. Im Gegenzug verpflichtet sich die Schule, daß das Labor mindestens vier Stunden täglich genutzt wird. Der Clou? Beim Browser von ZapMe! werden ständig Werbeanzeigen eingeblendet - außerdem kann das Unternehmen Informationen über die Surfgewohnheiten der Schüler sammeln, und diese Informationen verkauft es dann auch an andere Unternehmen.

Der wohl schlimmste elektronische Vermarkter ist Channel One Television. Acht Millionen Schüler in 12000 Klassenzimmern sehen sich täglich Channel One an, ein internes Nachrichten- und Werbeprogramm. (Sie haben richtig gelesen: TÄGLICH.) In fast 40 Prozent der amerikanischen Mittel- und Oberstufenklassen verbringen die Kinder im Jahr insgesamt sechs volle Schultage mit dem Programm von Channel One. Verlorene Unterrichtszeit allein wegen der Werbung? Ein ganzer Tag im Jahr. Die jährlichen Kosten für den Steuerzahler belaufen sich damit auf über 1,8 Milliarden Dollar.

Freilich sind sich Ärzte und Pädagogen einig, daß unsere Kinder gar nicht zuviel fernsehen können. Und vermutlich eignen sich manche Fernsehsendungen durchaus für die Schule - ich weiß noch, daß wir uns den Start der Astronauten in einem Fernsehapparat ansahen, der extra in den Festsaal der Grundschule gerollt wurde. Aber von Channel Ones täglichen zwölfminütigen Sendungen befaßt sich nur ein Fünftel der Sendezeit mit Meldungen über Politik, Wirtschaft oder kulturelle und soziale Themen. Damit bleiben vier Fünftel für Werbung, Sportnachrichten, Wetter, Features und Veranstaltungen von Channel One.

Channel One wird ungleich öfter in Schulen von Gemeinden mit einem niedrigen Einkommen und einem hohen Minderheitenanteil gezeigt. Diese Gemeinden haben am wenigsten Geld für die Bildung und geben die geringsten Beträge für Lehrbücher und andere Lernmaterialien aus. Die Regierung hat eindeutig versagt. Doch solange diese Gemeinden oder Stadtviertel Broschüren und Lernmittel von Unternehmen erhalten, wird vermutlich wenig unternommen werden, um den Schulen ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen.

Die meisten Amerikaner betreten nur dann eine High School, wenn sie das Wahllokal ihres Wahlbezirks ist. (Ironie der Geschichte: Wir nehmen Teil an dem hehren Ritual der repräsentativen Demokratie, während 2000 Studenten im selben Gebäude eine Form der totalitären Diktatur ertragen müssen.) S. 143-149


Demokraten - ein hoffnungsloser Fall

Er hat einen Gesetzentwurf unterzeichnet, der vorsieht, daß Bundesgelder an »auf dem Glauben basierende«, karitative Organisationen verteilt werden.
Er hat die Zahl der Verbrechen, für die ein Bundesgericht die Todesstrafe aussprechen kann, auf insgesamt 60 erhöht.

Er hat einen Gesetzentwurf unterzeichnet, der Eheschließungen zwischen Schwulen verbietet, und hat Anzeigen in christlichen Rundfunksendern gestrichen, in denen allzu penetrant mit seiner Abneigung gegen jede Form der homosexuellen Partnerschaft Stimmung gemacht wird.

Innerhalb von kurzer Zeit ist es ihm gelungen, zehn Millionen Menschen aus dem Sozialhilfesystem zu katapultieren - zehn Millionen von insgesamt 14 Millionen Sozialhilfeempfängern.

Er hat den Staaten einen »Bonus« versprochen, wenn sie es schaffen, die Zahl der Sozialhilfeempfänger weiter zu senken. Die Vergabe der Zusatzmittel wurde erleichtert, weil die Staaten nicht mehr verpflichtet sind, ehemaligen Sozialhilfeempfängern bei der Arbeitssuche zu helfen.

Er hat einen Plan vorgelegt, nach dem Eltern im Teenageralter keinerlei Anspruch auf Unterstützung haben, wenn sie die Schule nicht abschließen oder aus ihrem Elternhaus ausziehen.

Auch wenn er Wert darauf legt, daß es nicht an die große Glocke gehängt wird, unterstützt er doch zahlreiche ehemalige Vorschläge von Newt Gingrichs erzkonservativem Projekt »Contract With America«, darunter auch die Senkung der Vermögenssteuer. Trotz der Appelle republikanischer Gouverneure wie George Ryan aus Illinois, ein Moratorium der Todesstrafe zu unterstützen, lehnte er alle Anträge ab, die Zahl der Hinrichtungen zu verringern. Und das auch noch, nachdem bekannt wurde, daß Dutzende von Unschuldigen in der Todeszelle sitzen.

Erbat Mittel für Kommunen bereitgestellt, mit denen sie über hunderttausend Polizeibeamte einstellen können, und er befürwortet Gesetze, die Menschen nach der Verurteilung wegen drei begangener Straftaten lebenslänglich hinter Gitter bringen würden auch wenn sie wegen Ladendiebstahls oder einer nicht bezahlten Pizza verurteilt wurden.

Heute sind mehr Menschen in Amerika ohne Krankenversicherung als bei seinem Amtsantritt.

Er hat Verordnungen unterzeichnet, die armen Menschen, die sich illegal in den Staaten aufhalten, jede Form von medizinischer Versorgung verweigern.
Er befürwortet ein Verbot später Schwangerschaftsabbrüche und versprach, den ersten Gesetzentwurf sofort zu unterzeichnen, der auf seinem Schreibtisch landet und der nur dann eine Abtreibung zuläßt, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Er hat eine Direktive unterzeichnet, die eine Vergabe von US-Geldern an Länder verbietet, in denen Frauen eine Abtreibung ermöglicht wird.

Er hat die für ein Jahr geltende Anweisung unterzeichnet, die die Verwendung von Bundesmitteln in Ländern untersagt, in den Organisationen zur Familienplanung schwangeren Frauen eine Abtreibung als Option empfehlen können.
Er hat sich geweigert, das internationale Verbot von Landminen zu unterzeichnen, das bereits 137 Länder unterschrieben haben, aber nicht der Irak, Libyen, Nordkorea - und die Vereinigten Staaten.

Er hat das Kyoto-Protokoll verwässert, indem er darauf bestand, daß Ackerland und Wälder auf den Prozentsatz angerechnet werden, um den die amerikanischen Emissionen gesenkt werden müssen. Damit wurde der gesamte Vertrag zu einer Farce (dessen Ziel in erster Linie die Senkung der Kohlendioxidemissionen von Autos und Fabriken war).
Er hat die Bohrungen nach Gas und Öl auf dem Staatsgebiet so stark gefördert, daß das Produktionsniveau der Reagan-Administration erreicht und in manchen Gegenden sogar übertroffen.

Er hat den Verkauf eines Ölfelds in Kalifornien genehmigt, eine der größten Privatisierungen der amerikanischen Geschichte, er hat das National Petroleum Reserve Alaska ins Leben geiufen (das hatte nicht einmal Reagan geschafft).

Und als erster Präsident seit Richard Nixon zwang er die Autohersteller nicht, den Benzinverbrauch zu senken, wodurch wir jeden Tag Millionen Barrel Öl sparen würden.

Sie werden mir in Anbetracht der genannten Leistungen wohl zustimmen, daß Bill Clinton der beste republikanische Präsident war, den Amerika jemals hatte.

Viele haben gejammert und die Hände gerungen, als George W. Bush sein Amt antrat. Gutmenschen und Liberale waren ganz aus dem Häuschen, weil der Bush-Sprößling, so fürchteten sie, in der Umweltpolitik Amok laufen und ein paar Frauenrechte wieder abschaffen würde. Außerdem müßten wir künftig bestimmt in der Schule und an den Verkehrsampeln ein Gebet aufsagen. Ihre Sorgen waren durchaus berechtigt.

Aber Bush ist nur die häßlichere und ein wenig fiesere Version dessen, was wir in den neunziger Jahren die ganze Zeit über erlebten - mit dem Unterschied, daß es uns damals mit einem charmanten Lächeln präsentiert wurde. Ja, der Mann spielte auf einem Saxophon Soul und verriet uns, welche Unterwäsche er (und seine engeren Freunde) trugen. Das gefiel uns. Es tat richtig gut Er konnte die Nationalhymne der Schwarzen singen und feierte Partys mit der Feministin Gloria Steinem. Er sah sich meine Show an! Ich mochte den Kerl!
Wir alle waren erleichtert, daß die Reagan-/Bush-Jahre vorüber waren … S. 249-253

Lesezitate nach Michael Moore - Stupid White Men










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