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Klartext. Für Deutschland Jürgen W. Möllemann - Klartext. Für Deutschland
ier musste sich ein Mann Luft machen, das spürt man deutlich, und er redet wie schon im Titel seiner Abrechnung angekündigt "Klartext". In stakkatohaften, hämmernden Sätzen packt Jürgen W. Möllemann alles auf den Tisch, was er längst einmal sagen wollte. Ist doch der Medienrummel um ihn nach der Bundestagswahl 2002, den er durch seinen umstrittenen Flyer zur Nahost-Politik und die dazugehörende Finanzierung auslöste, ruhig geworden. Nun hat er auch seinen Austritt aus der FDP erklärt. Damit bindet diesen streitbaren Politiker nichts mehr.
Es ist Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. In einer Fülle von kurzen Kapiteln rechnet Möllemann mit den Parteigrößen der FDP ab. Doch der Blick hinter die Kulissen ist nicht sehr aufregend. Wenn er die Arroganz von Lambsdorff anderen Menschen gegenüber beschreibt: "im Grunde geht er mit allen um, als halte er sie für seine baltischen Stiefelknechte", dann überrascht das nicht sonderlich. Über die Rücktrittsgründe von Genscher ergeht er sich in Andeutungen. Von Westerwelle spricht er konsequent nur mit seinem Titel "Dr. Westerwelle". Na ja, Kleinigkeiten.
Eingeflochten in die Highlights aus seinem Politiker-Leben hat Möllemann immer wieder Statements zu aktuellen Fragen und "seine" Lösungsvorschläge dazu. Gewerkschaften und Funktionären aller Art kündigt er den Kampf an. Das Steuersystem schlägt er beispielsweise vor, soll so vereinfacht werden, dass nur noch eine Verbrauchssteuer erhoben wird. Zum Teil lesen sich diese sehr selbst gestrickten Lösungsansätze wie Stammtischparolen und reine Wahlkampfslogans. Auch sein Gutscheinsystem für Bildung ist eher schlicht gedacht. Es wäre schön, wenn die anstehenden Probleme in Gesellschaft und Wirtschaft so leicht zu bewältigen wären.
"Klartext" ist die Abrechnung eines verletzten und gekränkten Politikers. Doch Möllemann wird nicht umsonst als Stehaufmännchen bezeichnet. Die Zukunft hat er bereits wieder fest im Blick und er ist persönlich offenbar von der Droge Macht in solchem Maße abhängig, dass er in diesem Buch bereits die Grundsteine für seine neue Partei legt. Aufgeben kommt für ihn nicht in Frage.
"Deutschland braucht eine neue Politik und wenn es erforderlich ist, auch eine neue Partei. Aber eine, die nicht wieder so wird wie die anderen. Also eine ganz neue Art von Partei. Eine Partei, die weder "rechts" noch "links" ist. Sondern eine, die einfach tut, was vernünftige Politiker aller Parteien längst für nötig halten - auch wenn sie zu feige sind, es den Menschen zu sagen und endlich zu handeln."
Lassen wir uns überraschen.
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© 23.3.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |