![]()
![]()
|
Politik als Droge Jürgen Leinemann - Höhenrausch
"Längst ist der politische Betrieb für die meisten Akteure zum Ersatz für das richtige Leben geworden - und damit zur Einbruchstelle von süchtiger Deformation. Denn Ersatz ist das Wesen der Sucht. Drogen ersetzen das Eigentliche: Anerkennung, Sinn, Glück, Glauben, Liebe, Sicherheit."
Seit fast vierzig Jahren berichtet Leinemann für den SPIEGEL über die Schaltstellen der Politik: zuerst aus Bonn, später aus Berlin. Er weiß sehr genau worüber er schreibt, denn er hat sie alle persönlich kennen gelernt: Kiesinger, Wehner, Brandt, neben Genscher, Westerwelle und Fischer. Mit Bundeskanzler Gerhard Schröder verband ihn eine langjährige Nachbarschaft und Freundschaft.
Leinemann unterscheidet in vier Kategorien. Zum einen "politisches Urgestein", er nennt sie "die Weimarer", die bereits die Weimarer Republik miterlebten (Herbert Wehner, Walter Scheel, Willy Brandt), gefolgt von Männern, die als Soldaten gekämpft haben (Helmut Schmidt, Otto Graf Lambsdorff oder auch Richard von Weizsäcker). Sie alle arbeiten mit ungeheurer Disziplin und Arbeitswut am Aufbau des Staates.
Chronologisch folgen ihnen die "Kriegskinder", Politiker, die sich "auf die Gnade der späten Geburt" berufen konnten. Der beste Vertreter dieser Gattung ist natürlich Helmut Kohl, doch auch Theo Waigel und Norbert Blüm gehören dazu. Die nächste Generation sind die "Trümmerkinder", verkörpert durch Gerhard Schröder und Joschka Fischer. Im Zuge der Einheit stellen die "Ostdeutschen", Angela Merkel und Wolfgang Thierse eine besondere Gruppierung dar.
Ein Geschichtsbuch im besten Sinne, das sehr deutlich die Diskrepanz zwischen der Realität der Wähler und der Wahrnehmung ihrer Politiker auf den Punkt bringt.
Ein sehr informativer, persönlicher Blick hinter die Kulissen der Macht.
|
|
||||||||||||||||||
![]() ![]() ![]() © 9.11.2004 ![]() by Manuela Haselberger www.bookinist.de |