Heinrich Breloer, Horst Königstein - Die Manns (Buchtipp/Rezension/lesen)
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Besetzung


Thomas Mann - Armin Mueller-Stahl
Katia Mann - Monica Bleibteu
Heinrich Mann - Jürgen Hentsch
Nelly Kröger Mann - Veronica Ferres
Erika Mann - Sophie Rois
Klaus Mann - Sebastian Koch
Elisabeth Mann - Katharina Eckerfeld
Gab Mann - Philipp Hochmair
Monika Mann - Stefanie Stappenbeck
Michael Mann - Rüdiger Klink
Mimi Mann-Kanova - Traute Hoess
Julia Theres Mann - Angelika Thomas
Gustaf Gründgens - Gerd David
Karl Viktor Mann - Wolf-Dietrich Sprenger
Alfred Pringsheim - Rudolf Wessely
Hedwig Pringsheim - Sebastian Münster
Therese Giehse - Katharina Thalbach
Thomas Quinn Curtiss - Torben Liebrecht
Hilde Kahn Reach - Susanne Schäfer
Ricki Hallgarten - David Steffen
Pamela Wedekind - Andrea Sawatzki
Giuseppe Borgese - Hans-Michael Rehberg
Lohengrin - Oliver Masucci
Klaus Heuser - Ludwig Blochberger
Rudi Carius - Oliver Stritzel
René Schickele - Hermann Treusch
Alma Mahler-Werfel - Carola Regnier
Franz Werfel - Karl Fischer
Mopsa Sternheim - Anna Thalbach
Salka Viertel - Udo Samel
Josef Roth - Norbert Schwientek








Im Mittelpunkt der Zauberer
Heinrich Breloer, Horst Königstein - Die Manns


arallel zur dreiteiligen Fernsehverfilmung "Die Manns", legen die beiden Autoren Heinrich Breloer und Horst Königstein einen prachtvollen Begleitband vor. Im Mittelpunkt der Handlung, die eine gelungene Mischung aus Dokumentation und Fiktion darstellt, steht die Familie Mann - mit dem Dreh- und Angelpunkt Thomas Mann.

Das Ziel der beiden Autoren formulieren sie so: "Mit den "Manns" wollten wir - konzentriert auf die zwanziger bis fünfziger Jahre - die Geschichte der Jahrhundertfigur Thomas Mann und seine Familie populär, spannend und unterhaltend erzählen."

Tatsächlich eignet sich diese interessante Familie Mann ganz besonders gut, die große Weltpolitik aufzuzeigen. Die Zeit der Weimarer Republik, die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die die Manns dazu zwingt, nach Amerika ins Exil zu gehen und die spätere Nachkriegsgeschichte, als Thomas Mann zwar nach Europa zurückkehrt, doch in der Schweiz wohnt.

Diese große Weltgeschichte wird verschmolzen, mit den kleinen, familiären Zwistigkeiten. Zum einen die zeitlebens angespannte Situation zwischen den beiden ungleichen Brüdern Heinrich und Thomas Mann, sowie das nicht unkomplizierte Verhältnis der sechs Kinder zu ihrem Vater. Allen ist ihnen eine unterschiedlich große künstlerische Begabung eigen, doch wer hat wirklich ein so unerschütterliches Selbstbewusstsein, sein eigenes schriftstellerisches Können im Schatten eines Nobelpreisträgers zu beweisen? So sprechen sie von ihrem ehrfurchtgebietenden und oft sehr einschüchternden Vater unter sich nur vom "Zauberer".

Die einzige heute noch lebende Tochter Thomas Manns, Elisabeth Mann Borgese, ist die wichtigste Zeitzeugin, auf die sich das Autorenteam stützt. Mit ihr bereisen sie das ehemalige Wohnhaus in der Porschingerstraße in München und versenken sich in alte Fotografien. Doch es wurden auch unzählige Interviews mit Zeitgenossen der Manns geführt. Einer davon ist Frido Mann, der einstige Lieblingsenkel des berühmten Großvaters. Alle Begegnungen, Interviews und Gespräche haben einen eigenen, umfangreichen Band ergeben: "Unterwegs zur Familie Mann." In diesem Buch, das eine wahre Fundgrube ist, sind alle Gespräche, die für den Film geführt wurden und nur teilweise Verwendung gefunden haben, ungekürzt nachzulesen.

Diese besondere Art der Biografie, leicht lesbar und sehr spannend geschrieben, die noch dazu sehr verschwenderisch auf nahezu jeder Seite Bilder aus den Archiven der Familie Mann, und häufiger, farbige Filmausschnitte mit dem glanzvollen Thomas-Mann-Darsteller Armin Mueller-Stahl zeigt, ist eine ideale Lektüre für alle, die sich näher mit Thomas Mann und den Seinen beschäftigen möchten. Denn auch wenn der Titel "Die Manns" lautet, so muss doch der Ehrlichkeit halber gesagt werden, dass es in der Hauptsache um die schillernde Persönlichkeit Thomas Manns geht. Und um ihn herum sind in zweiter Linie die Mitglieder seiner Familie gruppiert. Ihr Leben, ihr Schicksal, wäre ohne ihn nicht denkbar.
© manuela haselberger


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  Heinrich Breloer, Horst Königstein - Die Manns
  © 2001, S. Fischer Verlag, 478 S., / 25 € / Sonderausgabe 15 €



  SHOPPING     Die Interviews


  Heinrich Breloer: Unterwegs zur Familie Mann
  © 2001, S. Fischer Verlag, 558 S., 19.90 €



Leseprobe ...

Eine Küstenlandschaft in Brasilien. Ein großer Schwarm von Vögeln fliegt kreischend vom Meer auf und der Abendsonne entgegen. Die Berge und der Dschungel am Horizont. Eine Blende in die Silhouette der Freien und Hansestadt: 1858 bringt ein Schiff ein junges Mädchen von Brasilien nach Lübeck.

Die engen Gassen unter den Spitzgiebeln. Annäherung über den alten Markt vor der Marienkirche an das Buddenbrookhaus, wie es heute genannt wird. Ein Schlachter hackt das Fleisch auf dem Block zurecht, Fische werden prüfend angehoben - das lebendige dampfende Lübeck im späten 19. Jahrhundert.

Oben im ersten Stockwerk des alten Patrizierhauses schließt eine schöne dunkelhaarige Frau die Fenster. Es ist Julia da Silva Bruhns, die elf Jahre nach ihrer Ankunft aus Parati 1869 in Lübeck die Ehe mit dem Kaufmann, Senator und Konsul Thomas Johann Heinrich Mann eingeht. Zwei Welten treffen aufeinander. Norden und Süden, Ordnungssinn und Leidenschaft. Das wird das Erbe in dieser Familie. Der Senator und die schöne Halbbrasilianerin haben fünf Kinder.

Über eine alte Aufnahme des Ehepaars blenden wir in das Wohnzimmer, in dem sich die Großfamilie vor einer gemalten Tapetenwand für den Fotografen aufstellt. Der Vater tritt in Eile als Letzter hinzu. Er blickt auf die Uhr. Der Fotograf öffnet den Verschluss der Kamera.

Das Familienbild zeigt: Mutter Julia mit Nachzügler Viktor auf dem Arm und die Kinder Heinrich (19 Jahre), Thomas (15 Jahre), Lula (13 Jahre) und Carla (9 Jahre). Die beiden ältesten Söhne, Heinrich und Thomas, werden Schriftsteller. Thomas heiratet 1905 in München Katia Pringsheim, Tochter aus reichem jüdischem Elternhaus. Die beiden bekommen sechs Kinder. Erika und Klaus werden 1905 und 1906 geboren, 1909 und 1910 folgen Golo und Monika und schließlich 1918 und 1919 Elisabeth und Michael.

In München hat sich Thomas Mann noch vor dem Ersten Weltkrieg eine Villa ganz nach seinen Vorstellungen bauen lassen. Ein Großbürgerhaus mit Köchin, Kinderfrau, Stubenmädchen und Chauffeur. Der "Verfall einer Familie", wie die Geschichte der Buddenbrooks im Untertitel heißt, verkaufte sich gut genug. In der Poschingerstraße 1 wird ein weiterer großer Roman, Der Zauberberg, abgeschlossen, hier werden die sechs Kinder aufwachsen, ihre Schulzeit verleben oder, die Älteren, immer wieder dorthin zurückkehren. Bis zum Jahr 1933, dem Beginn des Exils, bleibt "die Poschi" das Lebenszentrum der Familie.

Nach der Vertreibung der Manns durch die Nazis wurde die Villa enteignet und schließlich im Krieg weitgehend zerstört. Klaus Mann wird 1946 als amerikanischer Soldat der Familie darüber berichten. Auf dem Grundriss des alten Hauses und unter Verwendung des Mauerwerks im ersten Stock entstand dann eine Art Neubau, der noch heute existiert und die ursprüngliche Anlage des Hauses vage erkennen lässt. Dieser Bau steht schon einige Jahre leer, als wir 1999 für eine Besichtigung mit Elisabeth Mann Borgese von den Besitzern die Schlüssel bekommen.

An einigen dicht wuchernden Büschen vorbei bahnen wir uns einen Weg in den hinteren Teil des Gartens. Elisabeth hat anfangs große Schwierigkeiten, sich zu orientieren. "Das sieht alles sehr anders aus. Sehr anders! Abgesehen von der Terrasse, die war natürlich an dieser Stelle. Aber das hier war ein schöner quadratischer Rasen mit einem Kiesweg drum herum. Und dort stand ein großer Kastanienbaum..." Elisabeth Mann schaut jetzt genauer auf die Treppen, die vom Garten über die Terrasse in das Arbeitszimmer ihres Vaters führten. Und ihr Blick scheint die Szene aus den zwanziger Jahren unmittelbar heraufzubeschwören.

Ein altes Filmdokument zeigt uns, wie es hier vor 80 Jahren ausgesehen hat. Thomas Mann schlendert beiläufig aus seinem Arbeitszimmer die Treppe hinunter. Unten im Garten wird die etwa zwei Jahre Elisabeth zu ihm ins Bild geschickt. Eine zufällige Begegnung, die sich die Kameramänner der Wochenschau ausgedacht haben. Die Kleine wackelt auf den Vater zu, der sie erfreut hochhebt und auf seinen Arm nimmt. Eine Naheinstellung holt sein fröhliches Lächeln heran S. 9-11

Lesezitate nach Heinrich Breloer, Horst Königstein - Die Manns


Die Sendung
in

5.12.2001
6.12.2001
7.12.2001
jeweils 20:45 Uhr
Infos bei arte

Die Sendung
in

17.12.2001
19.12.2001
21.12.2001
jeweils 20:15 Uhr
Infos bei ARD





Bookinists Buchtipp zum
AUDIOBOOK


Die Buddenbrooks

Thomas Mann


Bookinists Buchtipp zur
Biografie


Frau Thomas Mann

Inge und Walter Jens


© 2.12.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de
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