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Am südlichen Ende der Welt Klaus Bednarz - Am Ende der Welt
ie Idee hatte Klaus Bednarz, als er in Sibirien, im äußersten Nordosten, die Beringstraße entlang reiste. Dort wird die Halbinsel Tschukotka von den Russen als "das Ende der Welt" bezeichnet. Warum nicht auch das südliche Gegenstück "el fin del mundo", wie es die spanischen Eroberer nannten, besuchen? Zumal die Forschung davon ausgeht, dass die Vorfahren der nordamerikanischen Indianer, "einst aus dem Baikalgebiet über Tschukotka und die Beringstraße nach Alaska" zogen." Einige davon sind weiter in den Süden gewandert - nach Patagonien und Feuerland.
Damit steht das nächste Reiseziel von Klaus Bednarz und seinem bewährten Kamerateam, das ihn schon zum Baikalsee begleitet hat, fest. Es ist überraschend, wie viele Gemeinsamkeiten den Reisenden auffallen, als sie ihr Abenteuer im chilenischen Temuco beginnen und mit Manuel, ihrem einheimischen Führer, die Welt der Mapuche Indianer kennen lernen. Sie sind Gast bei einem mehrtägigen religiösen Fest, bei dem eine Machi, eine Schamanin, religiöse Zeremonien ausführt. "Stets beginnt und endet der Tanz im Osten, denn auch die Himmelsrichtungen haben, wie bei vielen Urvölkern in Sibirien und anderswo - mystische Bedeutung." Die deutschen Besucher verweilen ebenso auf der hochherrschaftlichen Estancia Rio Perdite, einem luxuriösem Herrenhaus und schauen der Schafschur zu. Anschließend geht es weiter zum Nationalpark Torres del Paine, dessen Naturschönheiten von den Touristen gerade weltweit entdeckt werden. Doch Klaus Bednarz hat immer auch ein Ohr für die Menschen mit ihren Sorgen, die ihm begegnen. Er trifft beispielsweise den Maler und Bildhauer Rodolfo Mansilla, der unter Pinochet in einem KZ inhaftiert war und bis heute keinen Hass gegen seinen Peiniger empfindet, sondern in "Pablo Neruda mit seinen politischen Idealen, seiner Liebe zu Chile und dem chilenischen Volk einen Geistesverwandten sieht." Die Reise führt weiter über Feuerland bis an das unter Seefahrern gefürchtete Kap Hoorn, das sich auch Klaus Bednarz und seinem Team von seiner unwirtlichen Seite zeigt.
Es ist eine wunderbare Tour mit einem klugen Reiseleiter. Auf den Landkarten im Buch kann die Route genau mitverfolgt werden, doch auch in diesem Band, verzichtet Bednarz leider auf alle Fotos, nach denen der Leser geradezu lechzt. Da muss man sich wohl in Geduld üben und die Verfilmung oder den Bildband abwarten, auch wenn man am liebsten den Koffer packen und selbst das Ende der Welt bereisen möchte.
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© 8.1.2005 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |