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Vater und Tochter Henning Mankell - Vor dem Frost
ndlich grübelt Kommissar Kurt Wallander nicht mehr einsam in seiner Wohnung in Ystad über seinen Fällen. Seine Tochter Linda hat ihre Ausbildung für den Polizeidienst erfolgreich abgeschlossen und wird schon bald in ihrer Heimatstadt mit der Arbeit beginnen. Noch hat sie einige Wochen Zeit, trifft sich mit ihren alten Freundinnen Anna und Zebra, aus der Schulzeit, und schaut ihrem Vater ein wenig bei der Arbeit über die Schulter, denn sie brennt darauf endlich loszulegen.
Kurt Wallander ermittelt derzeit an einem mysteriösen Mordfall. In einem abgelegenen Waldstück wird die grausam zugerichtete Leiche einer Frau gefunden. Die Spuren sind dürftig und die Ermittlungen kommen nicht richtig voran.
Linda verfolgt die Fortschritte nur am Rande, denn das plötzliche Verschwinden ihrer Freundin Anna beschäftigt sie mehr. Warum hat Anna ihre Verabredung nicht eingehalten? In den Tagebüchern der Freundin lernt Linda dann eine völlig andere Frau kennen. Kann es sein, dass sie von Anna belogen wurde? Was hat es mit ihrem vor Jahren verschwundenen Vater auf sich, den Anna angeblich gesehen haben will. Die Auskünfte von Annas Mutter sind auch nicht hilfreich.
Mühsam führen Vater und Tochter die Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen und stellen fest, dass ihre beiden Fälle miteinander verstrickt sind. Wobei Geduld nicht gerade eine Stärke der beiden ist. Da kann es schon passieren, dass im Eifer des Gefechts Aschenbecher durch die Gegend fliegen.
"Alles, was im Moment geschieht, dreht sich ja nur darum, dass ich an allen meinen inneren Wänden hochlaufe, aus schierer Ungeduld, endlich anfangen können zu arbeiten."
Henning Mankell packt in seinem Thriller "Vor dem Frost" ein politisch brisantes Thema an: Es geht um religiöse Fanatiker, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Nach den Ereignissen vom 11. September 2001 denkt sofort jeder an muslimische Fundamentalisten, doch derselbe verbohrte Fanatismus ist auch bei christlichen Sekten zu finden. Und Henning Mankell wehrt sich mit seinem Roman ganz entschieden gegen eine einseitige Sichtweise.
Dieses geschickte Verbinden eines aktuellen Themas mit der privaten Geschichte des schwedischen Kommissars macht den Reiz der Krimis Henning Mankells aus. Und Wallander - Fans erfahren durch seine Tochter eine Menge über das frühere Familienleben des depressiven Ermittlers, die Kindheit Lindas, und das Verhältnis zu ihrem Vater, das bis heute schwierig ist.
"Wenn man nicht gegen das Meer oder den Mond oder seine Eltern anschreit, hat man keine Chance, erwachsen zu werden. Prinz und Prinzessin Sorgenfrei sind verfluchte Geschöpfe. Denen hat man Betäubungsspritzen in die Seele verpasst. Wir Lebenden müssen wissen was Trauer ist."
Gespannt warten die Leser auf die neuen Fälle von Vater und Tochter Wallander.
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© 10.7.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |