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Das Echo der Schuld "Charlotte Link - Das Echo der Schuld"
harlotte Link mit Elizabeth George, der englischen "Queen of Crime" zu vergleichen, - ist das wirklich zulässig? Nach dem neuen Roman "Das Echo der Schuld" ist diese Frage mit einem eindeutigen "Ja" zu beantworten. Und Charlotte Link kommt tatsächlich in die Nähe der besten Krimis ihrer englischen Kollegin. Mit großer Sorgfalt beschreibt sie ihre Charaktere, die Schauplätze sind gut recherchiert und sie entwickelt einen super spannenden Psychothriller, der den Leser Seite um Seite weiter blättern lässt. Ein eindeutiger Pluspunkt geht dabei an Charlotte Link, die nur halb so viele Seiten für ihren Plot benötigt wie Elizabeth George und den Lesern eine Menge ausschweifender Schnörkel erspart. Schon die Zahl der Personen sind bei Link äußerst überschaubar.
Doch worum geht's? Seit einigen Jahren verbringen Virginia und ihr Ehemann Frederic ihren Sommerurlaub in ihrem Ferienhaus auf der Isle of Skye. Es sind ruhige und unbeschwerte Tage zusammen mit ihrer Tochter Kim. Während der Ferien hat ihnen Livia, eine junge Deutsche, bei der Hausarbeit geholfen. Sie bereitet sich zusammen mit ihrem Mann Nathan auf eine Weltumsegelung vor und bessert damit die Haushaltskasse noch ein wenig auf.
Als Livia und Nathan eines Tages vor der Tür stehen, weil ihr Schiff vor der Küste Schiffbruch erlitten hat, kann Virginia die beiden gestrandeten Deutschen nicht einfach wegschicken und hilft mit Unterkunft und den nötigsten Kleidungsstücken aus. Auch wenn ihr Mann, ein nüchterner Banker, sie vor zu viel Mitleid warnt. "Aus ihrer Situation heraus können sie sich zu Zecken entwickeln. Egal, wie nett sie sind. Diesen Gedanken solltest du zumindest im Kopf behalten."
Nathan übt auf Virginia wirklich eine eigenartige Anziehung aus und so langsam dämmert ihr, dass sie sich in ihrer Ehe nicht wohl fühlt und gerne noch einmal von vorne beginnen möchte. Vielleicht wäre Nathan der Richtige?
Erste Zweifel kommen Virginia, als ihr Nathan nach Norfolk folgt. Eines Tages steht er einfach vor ihrer Tür und quartiert sich wieder bedenkenlos bei ihr ein. Sollte ihr Mann tatsächlich mit seiner "Zecken-Theorie" recht haben? Denn so viel ist sicher, auch wenn Nathan behauptet, ein angesehener Autor zu sein, ein Buch hat er noch nie veröffentlicht. Und dann geschehen im ländlichen Norfolk rasch hintereinander zwei Morde an kleinen Mädchen. Ein Serientäter? Virginias Nerven sind zum Zerreißen gespannt, als ihre Tochter Kim verschwindet. Ist das Mädchen einfach davongelaufen, weil sie den Streit zwischen ihren Eltern nicht mehr ausgehalten hat, oder steckt mehr dahinter?
Das Spannende an "Das Echo der Schuld" ist die Entwicklung der unterschiedlichen Charaktere beider Ehepaare. Virginia, die sich von einer lebenslustigen Studentin zu einer zurückgezogenen Mutter verwandelt, die möglichst keinen Kontakt zur Außenwelt wünscht und Frederic, der seine Karriere mit allen Mitteln forciert. Den beiden stehen Nathan und Livia gegenüber, die beide vor dem finanziellen Ruin stehen und bei Null beginnen müssen, wobei Nathan außer seinem Charme nichts in die Waagschale schmeißen kann. Gute Krimiunterhaltung.
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© 15.11.2006 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |