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Bookinists Buchtipp zu

Peter Menzel

So lebt der Mensch

© 1995

Das Buch überbrückt Abgründe - ein Dokument, nach dessen Betrachtung ein Begriff wie Fremdenfeindlichkeit ein völlig unverständliches Wort ist. Absolut unschlagbar sind die drei Doppelseiten mit den Fernsehgeräten, den Speisen und den Toiletten dieser Welt: Erstere gleichen sich fast überall, letztere sind in ihren Standards so himmelweit auseinander, das man als Westeuropäer gerne auf deren Benutzung verzichten würde. Allein die Speisen sehen dagegen überall einladend appetitlich aus. Ein ganz phantastisches Buch, das Lust auf diese Welt vermittelt, weil es einen nicht vom Tourismus verstellten Blick auf die Alltagswelt des kleinen Mannes gewährt.




what a wonderful world
Martine und Caroline Laffon - Kinder in den Kulturen der Welt

ersteht sich von allein, dass Sie ein Bildband gefangen nimmt, wenn er gute Bilder bietet. Und wenn dann auch noch ein Thema vom Fotografen aufgegriffen wurde, das ihn um die ganze Welt gebracht hat, dann streift uns für Augenblicke ein Hauch von Fernweh und Urlaub.

Allerdings werden die meisten von uns kaum Gelegenheit haben all jene Winkel der Erde zu bereisen, in denen Martine und Caroline Laffon Fotos von Kindern gemacht haben: Birma, Thailand, Kanada, Elfenbeinküste, Namibia, Indien, China, Vietnam, Sibirien, Mali, Mexiko, Papua-Neuguinea oder Sudan, Tibet, Sri Lanka, Kenia oder Madagaskar.

Und überall da gibt es eines: Kinder. Pelzvermummte Kinder, nackige Kinder, bunt bemalte, Kinder beim Tanz, Kinder in der Schule, Kinder beim Essen, große Kinder, Kinder beim Spiel, Kinder bei der Arbeit, Kinder im Haushalt, Kinder bei Zeremonien und Initationsriten.

Wie sang Louis Armstrong: "what a wonderful world", und genau das ist den beiden Herausgeberinnen dieses umfangreichen Bildbandes gelungen. Sie fangen die Vielfalt, die Lebensfreude, die Hoffnung ein, sie schreiben über den Alltag dieser Kinder, dass z.B. die kleinen Chinesen mit drei Jahren das Essen mit Stäbchen erlernen oder mit sechs die ersten der einhundertvierzigtausend Wortzeichen in der Schule schreiben üben. Ganz anders Kinder in Afrika - Schreibübungen im Sand ersetzen Heft und Tafel. Und selbst die kleinen Nomaden in der Mongolei sitzen artig an einer auf Feldsteinen improvisierten Mauer, auf der sie geduldig ihre Schreibübungen absolvieren: stillsitzen ist auch für sie Pflicht.

Kleine Peruaner, die Drachen fliegen lassen und damit ein Stück ihrer Spiritualität erleben und erfahren, und auf der anderen Seite der Erde tun junge buddhistische Mönche dasselbe, indem sie ihre Papiertüten im Wind segeln lassen.

Oder die Dorfgemeinschaft in Kamerun, die zum Ententanz der Größe nach aufgereiht durch den Ort zieht, bis zu den Pygmäenkindern, die im Urwald eine Schaukel erobern, während sich am steinigen Ufer eines mexikanischen Flusses bis auf ihre Masken nackige Jungen mit improvisierten Holzschwertern eine heldenhafte Schlacht liefern.

Der kleine Pimpf auf Jamaika auf seinem Bambusfloß strahlt genauso wie die acht kleinen Zwerge in blauen Plastikregencapes, die ein vietnamesischer Vater auf seiner Rikscha zur Schule shuttelt. Die Krönung ist unter all den Bildern der Kinder-Schubkarren in Madagaskar.

Na gut - werden Sie denken, zehn Minuten Freude am Betrachten der Bilder und dann hat sich´s. Garantiert nein - Mutter und Tochter Laffon haben zu ihrer wirklich üppigen Illustration auch noch sehr, sehr viel Informatives zusammengetragen, das uns in einem kleinen Spiegel die jeweilige Kultur und Gesellschaft zeigt. Wann und warum den Kindern in Kenia die Ohrläppchen durchstochen werden, oder welche Bedeutung die Körper-Malerei des Stammes-Totems bei dem kleinen australischen Aborigene hat. Genauso existieren magische Zeichen in Papua-Neuginea oder an der Elfenbeinküste, wo Kinder bereits Träger dieses ausgefallenen Körperschmucks sind.

Viel über Traditionen, über Bräuche Riten und Lebensweisen erfährt der Leser. Ein Stück Weltkultur auf´s Sofa geholt und mit Staunen über das Ritual des Aderlasses bei den Xingú-Indianern Brasiliens zu lesen, deren gemalte Kleidung so überzeugend auf die Haut aufgetragen ist.

Sollten Sie nun noch ein Geschenk für jemanden brauchen, der Kinder mag und gerne erfahren würde, wie man als Kind sich in Kamerun vor Verhexung schützt (schlagen Sie´s nach auf Seite 51), dem gefällt dieser "Faden der Seele" sicherlich.

Übrigens beginnen die Autorinnen mit Maniok, Rinderfüßen und Chilischoten, alles Dinge, die Kinder gerne essen, und enden mit großartigen Bildern die ganz kleine und ganz alte Menschen nebeneinander zeigen: Großmutters Geschichten und die Heiligkeit der Familie kommen nicht zu kurz.

Auch wenn es für Millionen Kinder auf der Erde noch eine andere Welt gibt, vom Hungertod bis zur ausbeuterischen Fabrikarbeit oder gar dem Schicksal von Kindersoldaten, alles Themen, die hier nicht vorkommen, ein rundum gelungener Bildband, der einem Armstrongs Motto noch einmal verdeutlicht und ein wenig mit John Lennon träumen lässt.
thomas haselberger



   Martine und Caroline Laffon -
   Kinder in den Kulturen der Welt
    Originaltitel: »Enfants, d´ailleurs«, © 2001
    Aus dem Französischen Eva Plorin und Alexandra Brehme
    © 2003, Hildesheim. Gerstenberg Verlag, 240 S., 35.00 € (HC)
   

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© 2.5.2003

by Manuela Haselberger
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