|
Der Augenblick der Liebe Martin Walser - Der Augenblick der Liebe
r nennt sich selbst einen Privatgelehrten, residiert mit seiner Frau Anna am Bodensee und als Gottlieb Zürn hat er schon
die Romane
Das Schwanenhaus und
Die Jagd
seines Alter-Egos Martin Walser bevölkert.
Als er eines Tages von Beate, einer jungen Doktorandin aus Amerika besucht wird, die ihn zu seinem Spezialgebiet, das Leben des französischen Philosophen La Mettrie befragen möchte, ist Zürn geschmeichelt. Er, der in einer zufriedenen Ehe lebt, bei der sich sogar im Lauf der Jahre der Wortschatz des Paares angeglichen hat, ist den Reizen von Beate nicht abgeneigt. So weiß Zürn schon mit ziemlicher Sicherheit vorher, wann seine Frau Anna ihr Lieblings-Passepartoutwort "unglaublich" verwenden wird. Da kann etwas frischer Wind in der Beziehung nicht schaden. Dazu kommt, dass er den erheblichen Altersunterschied zu Beate als besondere Herausforderung empfindet. Sein Ehrgeiz ist geweckt.
Die Einladung zu einem Vortrag an der amerikanischen Westküste kommt gerade passend und so lässt sich der Alte vom Bodensee bereitwillig auf das erotische Abenteuer ein.
In seinem Roman "Der Augenblick der Liebe" ergeht sich Walser, der sonst so viel Wert auf die Feinheiten der Sprache legt, in einer doch eher bemüht wirkenden Altherren-Prosa in der Beschreibung eines Seitensprungs. Auch das ist nicht wirklich ein neues Sujet in der Literatur. Noch nicht einmal die vielen englischen Einsprengsel lassen den Text frischer oder moderner wirken.
So bleibt nach der Lektüre ein enttäuschter Leser zurück, dem es bei diesem Buch nicht vergönnt war, sich an Walsers reichen Sprache, wie er sie beispielsweise in seinem Roman "Ein springender Brunnen" bewiesen hat, zu erfreuen.
|
|
||||||||||||||
© 8.1.2005 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |