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Miss Emily Paxton "Peter Prange - Miss Emily Paxton"
s ist faszinierend, wie es dem Autor Peter Prange gelingt, Geschichte greifbar zu machen. Ein neues Beispiel seiner Kunst gibt er mit dem Roman "Miss Emily Paxton". Dabei beschränkt er sich nicht darauf, lediglich historische Ereignisse zu erzählen, er vertieft sich auch in die gesellschaftlichen Bedingungen und Strömungen des Zeitgeistes. Den Hintergrund für seinen Roman bildet das 19. Jahrhundert in England.
Als im Jahre 1849 Henry Cole im königlichen Palais erstmals seine Idee einer "exposition universelle" erläutert, erntet er bei den Vertretern von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eher Skepsis. Will man sich wirklich Ausländer mit ihren Produkten ins Land holen? Womöglich werden diese Epidemien einschleppen, die Lebensmittel könnten nicht reichen und wenn dann auch noch Revolutionäre vom Kontinent kommen?
Auch Prinz Albert, Ehemann von Königin Viktoria, steht der Idee kritisch gegenüber, kann eine gewisse Faszination jedoch nicht leugnen. Zusammen mit dem Selfmade-Mann Joseph Paxton, einem ehemaligen Gärtner, der zum angesehene Architekten und Eisenbahneigner aufsteigt, bauen die beiden Männer im Hydepark einen Glaspalast, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Unterstützt wird Paxton von seiner Tochter Emily, die von der Großartigkeit der Idee gefesselt ist. Als sie sich in Henry Cole verliebt, sehen ihre Eltern für sie eine großartige Zukunft. Geflissentlich verschweigt Cole, dass er bereits verheiratet ist und mehrere Kinder hat. "Dieser Mensch hat auf den Tod seiner Frau spekuliert, wie ein Börsenmakler auf fallende Kurse."
Als Viktor, ihr Freund aus Kindertagen, am Bau des neuen Kristallpalastes als Hilfsarbeiter beschäftigt wird, kommt Emily mit einer ganz anderen Welt in Verbindung. Er nimmt sie mit in die stinkenden Hinterhöfe Londons. Sie sieht eine unvorstellbare Armut, hört von aufständischen Umtrieben unter den Arbeitern, sogar von drohendem Streik ist die Rede. Emily verliebt sich in Viktor, auch wenn er es ihr mit seinen jähzornigen Ausbrüchen nicht immer leicht macht. Als sich langsam das Lügengebäude auflöst, das ihre Eltern um sie aufgebaut haben, zieht sie einen rabiaten Strich unter ihre Vergangenheit.
Schon die beiden vergangenen historischen Romane von Peter Prange "Die Principessa" und "Die Philosophin" belegten monatelang die SPIEGEL-Bestsellerliste und mit Sicherheit wird "Miss Emily Paxton" auch schon bald zu den Erfolgstiteln gehören, denn Peter Prange ist schlicht ein Meister seines Fachs. Wie er in eine spannende Romanhandlung die Verlogenheit des Viktorianismus einbindet, die sozialen Spannungen beschreibt und alle Fäden um das Ereignis "Weltausstellung" gruppiert, das ist einfach klasse.
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© 6.11.2005 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |