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Bookinists Buchtipp zum Band V

Diana Gabaldon

Die geliehene Zeit

©

Nach zwanzig Jahren kehrt die Ärztin Claire Randall wieder an den Ort zurück, an dem ihr Abenteuer 1945 begann: der Steinkreis auf dem Craigh na Dun. Ihr Mann, der Historiker Dr. Franklin W. Randall ist in der Zwischenzeit gestorben und es drängt sie herauszufinden, was aus ihrem Ehemann aus der Vergangenheit, James Fraser, geworden ist. Hat er die Schlacht auf dem Feld von Culloden überlebt? Claire nimmt eine Liste von Namen im Gepäck mit.



Schottische Liebe im Bürgerkrieg
Diana Gabaldon - Das flammende Kreuz

as Warten auf die Fortsetzung der Highland-Saga hat sich gelohnt. Diana Gabaldon verwöhnt ihre Leser mit einem Schmöker der Schwergewichts - Extraklasse. Auf mehr als eintausendzweihundert Seiten breitet sie im fünften Band die Liebe von Claire Randall aus, die aus dem zwanzigsten Jahrhundert durch einen magischen Steinkreis in die schottischen Highlands des 18. Jahrhunderts eintaucht und dort in Jamie Fraser den Mann ihres Lebens findet.

Claire und Jamie leben im neuen Roman als Siedler zusammen mit ihrer Tochter Brianna im Jahre 1770 in North Carolina. Bei einem großen Clan-Treffen soll offiziell die Hochzeit von Brianna mit Roger stattfinden. Schließlich möchte sie, dass Roger ihren Sohn als gemeinsames Kind anerkennt, auch wenn er nicht sicher als leiblicher Vater feststeht. Er weiß, dass Brianna brutal von Stephen Bonnet vergewaltigt wurde und wünscht sich nichts mehr als ein gemeinsames Kind mit seiner Frau. Für Brianna, die immer noch ihren kleinen Sohn Jemmy stillt keine leichte Forderung, denn die Sterblichkeit junger Frauen im Kindbett ist zu dieser Zeit äußerst hoch.
Währenddessen setzt sich ihr Vater auf die Spur Stephen Bonnets. Er kann diesem Mann das Unglück, das er seiner Tochter angetan hat, keinesfalls verzeihen.

Die Hochzeitsfeierlichkeiten werden getrübt durch die Forderung des Gouverneurs, der von Jamie Fraser verlangt, dass er seinen Einfluss geltend macht und seine Männer aktiviert, um gegen die Aufständischen vorzugehen, die immer wieder plündernd die größeren Städte heimsuchen. Claire kennt die Geschichte. Sie ist sich bewusst, dass sie alle auf den Bürgerkrieg zusteuern, doch wie kann sie mildernd eingreifen? Allzu deutlich spürt sie die Ruhe vor dem Sturm.

"Keiner von uns sprach, denn wir wollten die Stille nicht stören. Es war, als stünden wir auf der Spitze eines kreisenden Berges, dachte ich - um uns ein Strudel von Ereignissen und Menschen, und jeder Schritt in eine beliebige Richtung würde uns in das wirbelnde Durcheinander zurückstürzen, doch hier im absoluten Zentrum - herrschte Friede."

In genau diese wirbelnden Ereignisse stürzt Diana Gabaldon ihre Hauptfiguren immer wieder aufs Neue. Ihr ungeheurer Einfallsreichtum, ihre historische Genauigkeit, die sie bis in alle Details liebevoll ausmalt, dies sind ihre hervorragenden Qualitäten, mit denen sie die Herzen der Leser erneut erobert. Und sie lässt sich viel Zeit bei ihrer großen Saga, gemächlich, Zug um Zug entstehen neue Verstrickungen, entwickeln sich neue Intrigen. Ein Roman, der zum Abtauchen ins 18. Jahrhundert geradezu einlädt.

Und wer ganz schnell die vergangenen Abenteuer von Jamie und Claire rekapitulieren möchte, der sollte unbedingt zu Diana Gabaldons Buch "Der magische Steinkreis" greifen. Hier hat sie kurze Zusammenfassungen ihrer vier Bücher veröffentlicht, zugegeben sie reichen stilistisch nicht an ihre Romane heran, doch auch alle handelnden Personen werden noch einmal kurz vorgestellt. Für die neugierigen Fans gibt es sogar einen Vorabdruck der nächsten Romane.
© manuela haselberger


Diana Gabaldon -
Das flammende Kreuz
Originaltitel: The Fiery Cross, © 2001
Übersetzt von Barbara Schnell

© 2002, München, Blanvalet, 1277 S., 29.90 € (HC)





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1
Glücklich die Braut, der die Sonne lacht

Mount Helicon
Kronkolonie North Carolina
Ende Oktober 1770

Ich erwachte vom Regen, der auf die Zeltleinwand prasselte, und spürte den Kuss meines ersten Mannes auf den Lippen. Ich kniff orientierungslos die Augen zusammen und legte automatisch die Finger an meine Lippen. Um das Gefühl festzuhalten oder um es zu verdecken?, fragte ich mich dabei.

Jamie regte sich neben mir und murmelte im Schlaf, und seine Bewegung wirbelte eine neue Duftwolke aus den Zedernzweigen unserer Bettunterlage auf. Vielleicht hatte ihn der Geist im Vorüberziehen aufgestört. Ich blickte stirnrunzelnd in die leere Luft vor unserem Feldquartier.

Verschwinde, Frank, dachte ich streng.
Draußen war es immer noch dunkel, doch der Nebel, der vom feuchten Boden aufstieg, war perlgrau; nicht mehr lange bis zur Dämmerung. Nichts regte sich, weder innen noch außen, doch empfand ich deutlich ein Gefühl ironischer Belustigung, die wie eine kaum spürbare Berührung auf meiner Haut lag.
Sollte ich denn nicht zu ihrer Hochzeit kommen?

Ich konnte nicht sagen, ob sich die Worte von selbst in meinen Gedanken gebildet hatten oder ob sie - und der Kuss - schlicht das Produkt meines Unterbewussten waren. Mein Verstand war beim Einschlafen immer noch mit Hochzeitsvorbereitungen befasst gewesen; kein Wunder, dass ich aus einem Hochzeitstraum aufgeschreckt war. Von Hochzeiten und Hochzeitsnächten.

Ich glättete den zerknitterten Musselin meines Nachthemdes, und mir war unangenehm bewusst, dass es bis zur Taille hochgeschoben war und dass meine Haut nicht nur vom Schlaf gerötet war. Ich konnte mich nicht konkret an den Traum erinnern, der mich geweckt hatte, nur an ein konfuses Durcheinander aus Bildern und Gefühlen. Vielleicht war es ja auch besser so.

Ich drehte mich auf den knisternden Zweigen um und drängte mich dicht an Jamie. Er war warm und roch angenehm nach Holzrauch und Whisky mit einer schwachen Note nach verschlafenem Mann, wie der Grundton eines nachhallenden Akkordes. Ich reckte mich, ganz langsam, und krümmte meinen Rücken, so dass mein Becken gegen seine Hüfte stieß. Wenn er fest schlief oder nicht in Stimmung war, war die Bewegung sacht genug, um unbemerkt zu bleiben; wenn nicht...

Er schlief nicht fest. Er lächelte schwach, die Augen nach wie vor geschlossen, und seine große Hand glitt langsam über meinen Rücken, um sich mit festem Griff auf meinem Hintern niederzulassen.

»Mmm?«, brummte er. »Hmmmm.« Er seufzte und sank entspannt wieder in den Schlaf, ohne mich loszülassen.
Beruhigt kuschelte ich mich dichter an ihn. Jamies unmittelbare körperliche Nähe war mehr als ausreichend, um den Nachhall meiner Träume zu vertreiben. Und Frank - wenn es denn Frank war - hatte schließlich Recht. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sich Brianna die Anwesenheit beider Väter bei ihrer Hochzeit gewünscht, dessen war ich mir sicher.

Ich war jetzt hellwach, doch im Bett war es viel zu gemütlich, um mich zu bewegen. Draußen regnete es; es war zwar nur Nieselregen, aber die Luft war so kalt und feucht, dass mir das gemütliche Nest aus Decken einladender vorkam als die entfernte Aussicht auf Kaffee. Vor allem, da die Herstellung des Kaffees einen Marsch zum Bach erforderte, um Wasser zu holen, woraufhin das Lagerfeuer in Gang gebracht werden musste - 0 Gott, das Holz würde feucht sein, selbst wenn das Feuer nicht vollständig erloschen war - und schließlich der Kaffee in einer Handmühle gemahlen und aufgebrüht werden musste, wobei mir feuchtes Laub um die Knöchel wehen und mir die Tropfen von den Bäumen in den Halsausschnitt gleiten würden.

Ich erschauerte bei dieser Vorstellung, zog mir das Oberbett über die nackte Schulter und widmete mich stattdessen in Gedanken wieder der Liste meiner Vorbereitungen, bei der ich eingeschlafen war.

Speisen, Getränke... glücklicherweise brauchte ich nur darum keine Sorgen zu machen. Jamies Tante Jocasta würde sich um alles Notwendige kümmern, oder vielmehr würde ihr schwarzer Butler Ulysses es tun. Hochzeitsgäste - kein Problem. Wir befanden uns inmitten der größten Zusammenkunft von Highlandschotten in den Kolonien, und es gab Essen und Trinken umsonst. Da waren keine gedruckten Einladungen notwendig.

Immerhin würde Brianna ein neues Kleid tragen, ebenfalls ein Geschenk von Jocasta. Dunkelblaue Wolle - Seide war zu teuer und zu unpraktisch für ein Lehen in der Wildnis. Es war ein himmelweiter Unterschied zu der Kreation aus weißem Samt mit Orangenknospen, die ich mir einst für ihre Hochzeit vorgestellt hatte - aber dies war ja auch kaum die Art von Hochzeit, die sich irgendjemand in den Sechzigern hätte träumen lassen.

Ich fragte mich, was Frank wohl von Briannas Ehemann gehalten hätte. Wahrscheinlich hätte er ihm seinen Segen gegeben; Roger war Historiker - oder war es zumindest gewesen -, genau wie Frank selbst. Er war intelligent und humorvoll, ein talentierter Musiker und ein freundlicher Mann, der mit großer Hingabe an Brianna und dem kleinen Jemmy hing.

Was ja aucb wirklich bewundensrwert ist, dachte ich, an den Nebel gerichtet. Angesichts der Umstände.
Ach, das gibst du also zu, ja? Die Worte formten sich in meinem inneren Ohr, so als hätte er sie gesprochen, ironisch, voll Spott gegen sich selbst wie auch mich. Jamie runzelte die Stirn. Er verstärkte seinen Griff um meine Pobacke und machte im Schlaf leise Schnaufgeräusche.

Das weißt du ganz genau, sagte ich lautlos. Von Anfang an, und das weißt du auch, also mach endlich, dass du verschwindest, ja?
Ich drehte der Außenluft entschlossen den Rücken zu und legte meinen Kopf an Jamies Schulter, um im weichen, zerknitterten Leinen seines Hemdes Zuflucht zu suchen.

Ich war fest überzeugt, dass Jamie weniger dazu neigte als ich - oder vielleicht Frank -, Roger dafür Anerkennung zu zollen, dass er Jemmy an Kindes statt akzeptierte. Für Jamie war es schlicht eine Sache des Pflichtgefühls; einem Ehrenmann blieb gar nichts anderes übrig. Und ich wusste, dass er seine Zweifel hegte, was Rogers Fähigkeiten betraf, in der Wildnis von Carolina eine Familie zu ernähren und zu beschützen. Roger war hoch gewachsen, kräftig und geschickt, aber »bonnet, belt and swordie« - Highlandtracht und Schwert - waren für Roger der Stoff, aus dem Balladen waren; für Jamie waren es Alltagsgegenstände.

Die Hand auf meinem Hintern drückte plötzlich zu, und ich fuhr zusammen.
»Sassenach«, sagte Jamie verschlafen, »du windest dich wie eine Kröte, die ein kleiner Junge gefangen hat. Läuft vielleicht deine Blase über?«
»Oh, du bist ja wach«, sagte ich und kam mir ein wenig albern vor.
»Jetzt ja«, sagte er. Die Hand verschwand, und er reckte sich stöhnend. Seine nackten Füße kamen am anderen Ende der Bettdecke zum Vorschein, die langen Zehen weit gespreizt.
»Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht wecken.«
»Ach, mach dir keine Sorgen«, beruhigte er mich. Er räusperte sich, blinzelte und rieb sich mit der Hand durch die offenen Strähnen seines roten Haars. »Ich habe wild geträumt; das passiert mir immer, wenn ich beim Schlafen friere.« Er hob den Kopf und blickte zum Fußende, wo er missbilligend mit den Zehen wackelte. »Warum habe ich bloß ohne Socken geschlafen?«
»Wirklich? Wovon hast du denn geträumt?«, fragte ich mit einem leichten Anflug von Beklommenheit. Ich hoffte sehr, dass er nicht etwas Ähnliches geträumt hatte wie ich.
»Pferde«, sagte er zu meiner augenblicklichen Erleichterung. Ich lachte.
»Wie kann man denn wild von Pferden träumen?«
»O Gott, es war schrecklich.« Er rieb sich mit beiden Fäusten die Augen und schüttelte den Kopf. »Hatte mit den irischen Königen zu tun. Weißt du noch, was MacKenzie gestern Abend am Feuer erzählt hat?«
S. 11-13

»Mm. Warum hast du dann so darauf bestanden, dass der Priester Roger überprüft?«
»Nun, heiraten werden sie so oder so«, sagte er in aller Logik. »Aber ich wollte, dass der Kleine katholisch getauft wird. « Er legte seine breite Hand sanft auf Jemmys Kopf und strich ihm mit dem Daumen die winzigen, roten Augenbrauen glatt. »Also dachte ich mir, wenn ich ein bisschen Theater um Roger machte, dann sind sie vielleicht in Bezug auf an gille ruaidh hier gern einverstanden, aye?

Ich lachte und zog Jemmy ein Stück Decke über die Ohren.
» Und ich dachte, Brianna hätte dich durchschaut!«
»Das denkt sie auch«, sagte er grinsend. Er bückte sich unvermittelt und küsste mich.
Sein Mund war weich und sehr warm. Er schmeckte nach Kaffee und Honig, und er roch stark nach Holzrauch und ungewaschenem Mann mit einem winzigen Hauch Windelaroma.

»Oh, das ist schön«, sagte ich beeifällig. »Mach das noch einmal.«
Der Wald um uns war still, wie es nur ein Wald ist. Kein Vogel, kein Tier, nur der Gesang der Blätter über uns und das Rauschen des Wassers zu unseren Füßen. Ständige Bewegung, ständig Geräusche - und mitten darin perfekter Friede. Es waren jede Menge Menschen auf dem Berg, und die meisten von ihnen waren gar nicht weit von uns entfernt doch genau hier, genau jetzt hätten wir allein auf dem Jupiter sein können.

Ich öffnete seufzend die Augen und schmeckte Honig. Jamie lächelte mich an und strich mir ein herabgefallenes, gelbes Blatt aus dem Haar. Das Baby lag in meinen Armen, ein schweres, warmes Gewicht, der Mittelpunkt des Universums.

Keiner von uns sprach, denn wir wollten die Stille nicht stören. Es war, als stünden wir auf der Spitze eines kreisenden Berges, dachte ich - um uns ein Strudel von Ereignissen und Menschen, und jeder Schritt in eine beliebige Richtung würde uns in das wirbelnde Durcheinander zurückstürzen, doch hier im absoluten Zentrum - herrschte Friede.

Ich streckte die Hand aus und strich ihm ein paar Ahornsamen von der Schulter. Er hob meine Hand und führte sie mit einer plötzlichen Heftigkeit an seinen Mund, die mich aufschrecken ließ. Und doch waren seine Lippen sanft, war seine Zungenspitze warm auf dem fleischigen Hügel an der Wurzel meines Daumens - Venushügel genannt, der Sitz der Liebe.

Er hob den Kopf, und ich spürte die plötzliche Kühle an der Stelle, wo die uralte Narbe zu sehen war, bleich wie ein Knochen. Ein J, das in die Haut geritzt war, sein Zeichen auf meiner Hand.

Er legte seine Hand an mein Gesicht, und ich drückte mit der meinen dagegen, als könnte ich das verblichene C auf der kalten Haut meiner Wange S. 36

Lesezitate nach Diana Gabaldon - Das flammende Kreuz










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Titel von
Diana Gabaldon
 Taschenbuch



Feuer und Stein.

I
© 1998



Die geliehene Zeit.

II
© 1998



Ferne Ufer.

III
Der 3. Band der großen Highland- Saga.
© 1999



Der Ruf der Trommel.

iV
© 2000



Der magische Steinkreis.

Das große Kompendium zur Highland- Saga.
© 2002

 Hardcover



Ferne Ufer.

© 1997



Die geliehene Zeit.

© 1996


© 13.10.2002 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de
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